Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Nylund
Vom Netzwerk:
aber ohne Wirkung. Ihr Körper weist Nahrung und Wasser zurück.«
    Das konnte nicht sein. Eliot wusste, dass das Problem mit Chemie auf Zellebene zu tun hatte, nicht mit einer bewussten Entscheidung.
    »Hier ist mehr im Spiel als nur etwas Medizinisches«, flüsterte er, »nicht wahr?«
    Cee beugte sich zu ihm und berührte tröstend seinen Arm. »Es ist das Beste, wenn du glückliche Gedanken auf deine Schwester richtest, mein Schatz.«
    Großmutter drehte sich zur Flurtür um. Sie ließ den Arztbericht aufs Bett fallen, und ein Skalpell erschien in ihrer Hand.
    Die Tür öffnete sich, und Tante Lucia und Onkel Henry kamen herein. Beide blieben stehen und starrten Großmutters Hand und das Messer an.
    Eliot war genauso überrascht. Großmutter sah – wenn das denn möglich war – sogar noch bedrohlicher aus als sonst.
    Einen Moment lang sprach niemand, und keiner rührte sich; dann flüsterte Onkel Henry: »Bitte, Audrey. Diesmal sind wir hier, um zu helfen.«
    »Wie typisch«, sagte Lucia und verengte die Augen zu Schlitzen. »Am besten, du bringst gleich alle um, die dich lieben.«
    Großmutter seufzte. Das Skalpell verschwand.
    Eliot sah nicht, wohin.
    Lucia trat auf Audrey zu und umarmte sie. Großmutter erwiderte die Geste halbherzig.
    Onkel Henry nickte Robert zu, trat dann hinter Eliot und legte ihm die Hände auf die Schultern. »Wir haben uns zusammengereimt,
was geschehen ist«, sagte Onkel Henry, »und sind so schnell gekommen, wie wir konnten.«
    »Ich könnte Dallas erwürgen«, murmelte Lucia, »dass sie ihnen die Fäden so früh gezeigt hat.«
    »Fiona hatte keine Wahl«, antwortete Großmutter. »Sie stand unter höllischem Einfluss. Wenn sie den Schnitt nicht gemacht hätte, hätte sie noch nicht einmal so lange durchgehalten.«
    »Kann mir bitte jemand sagen, was das alles bedeutet?«, verlangte Eliot.
    Großmutter durchbohrte ihn mit einem starren Blick, aber Eliot bot alle Willenskraft auf und erwiderte den Blick, ohne zu blinzeln.
    »Es passiert das, was du auch gesehen hast«, sagte Großmutter. »An dem Nachmittag, als Dallas euch die Fäden gezeigt hat, haben wir Fionas Ende gesehen. Sie hat nur noch eine Handvoll Stunden zu leben, und es gibt nichts, was irgendjemand tun kann, um das zu verhindern.«
    Eliot fühlte sich wie betäubt. Er konnte sich ein Leben ohne seine Schwester nicht vorstellen.
    »Das ist vielleicht nicht ganz wahr.« Lucia schob die medizinischen Tabellen beiseite und zwang Großmutter, sie anzusehen. »Wir glauben, dass wir eine Möglichkeit haben, sie zu retten.«
    Großmutter hob eine Augenbraue; zum ersten Mal ließ sie einen Funken Interesse erkennen.
    »Ja«, sagte Onkel Henry. »Mit der dritten Heldenprüfung der Zwillinge.«

60
    Ein Apfel pro Tag
    Fiona war Luft. Sie war Staub und Licht, so dünn, dass ihre Gedanken sich selbständig machten und abdrifteten.
    Dann sank ihr Geist in eine Schwere hinab, die sie erdrückte und jeden Atemzug zu einem Kampf machte.
    Sie öffnete die Augen und stellte fest, dass sie in einem fremden Bett lag. Großmutter stand auf einer Seite in den Schatten, Tante Lucia auf der anderen, in das Mondlicht getaucht, das durch die offenen Fenster schien.
    Ihre Hände wanderten über die Bettdecke. Zwischen den zerknitterten Laken lag ein Gewirr aus bunten Baumwollfasern, Plastikfäden, Lederriemen, glänzenden Seidensträngen und Goldlinien. Es waren auch noch seltsamere Dinge dabei: Fäden aus Rauch und Schatten und gezacktem Stacheldraht.
    Fiona versuchte, sich aufzusetzen, und begriff, dass all dieses Material aus ihrem Inneren stammte. Großmutter und Lucia mussten sie geöffnet und ihr Innenleben in ganzen Haufen herausgezogen haben. Die beiden Frauen zupften an Teilen des Gewebes und banden Knoten. Jede Bewegung ziepte und tat weh.
    Wellen der Übelkeit spülten über Fiona hinweg, und sie holte tief Luft, um zu schreien.
    Aber dann war da plötzlich kein Gewebe mehr, nur Großmutter und Lucia, die ihr Bettzeug ordneten und mit geübter Hand die Laken glattstrichen.
    Ein Albtraum?
    Das glaubte Fiona nicht. Es war dasselbe Gewebe, das sie im Spiegellabyrinth gesehen hatte. Derselbe Lebensstoff, den sie in Augenschein genommen hatte, bevor sie … was? Ohnmächtig geworden war?
    Sie hatte nicht mehr damit gerechnet, noch einmal aufzuwachen, daran erinnerte sie sich.
    »Bin ich hingefallen?«, fragte sie.

    Sie sah sich um; ihre Augen sahen endlich wieder klar.
    Ein ängstlich dreinblickender Eliot stand neben Großmutter und

Weitere Kostenlose Bücher