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Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Nylund
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hinunter.
    Doch das würde vorbeigehen. Körperliche Verletzungen würde er leicht heilen können, sobald er das Ritual durchgeführt hatte, mit dem er die letzten Reste von Macht aus Uris körperlicher Gestalt saugte.
    Er griff nach Uris Hals, um nach einem Puls zu tasten, aber das Gewebe dort war zu geschwollen. Also zog Louis Uri vorsichtig einen Schuh aus und tastete nach der Knöchelarterie. Da war keine Bewegung. Keine Wärme, kein Leben.
    Salicerans Gift hatte schon Könige und Päpste, Unsterbliche und Engel niedergestreckt – dazu war es schließlich auch geschaffen worden.
    Louis bewegte sich zu Uris Brustkorb, schnallte die Scheide ab und schob die Giftklinge wieder hinein.
    Dann drehte und wendete Louis die jetzt verhüllte Klinge in den Händen, während er nachdachte. Mit Saliceran hatte er neue Möglichkeiten. Doch um was zu tun? Uri zu überwinden war, wie einen Torero gegen ein Mammut antreten zu lassen. Ein sehr unwahrscheinlicher Kampf, aber doch einer, bei dem die geringe Chance bestand, dass der Mensch überlebte.
    Das, worüber er jetzt nachdachte, war in etwa so, als würde eine Mücke ein Wettrennen mit einem Hochgeschwindigkeitszug veranstalten.
    Wenn Louis sich nicht besonders, außergewöhnlich und gekonnt betrügerisch anstellte.
    Vielleicht hatte er eine Chance.
    Mit einem Lappen schloss er Uris heiles Auge und dann das, was noch von dem anderen übrig war. Er tätschelte ihm ein Mal die Stirn. Louis zog in Erwägung, etwas zu sagen, um das Dahinscheiden seines Cousins zu würdigen. Was konnte
man über ihn sagen? Dass er treu gewesen war? Ein guter Soldat bis zum Schluss? Ein sabbernder Welpe, der seiner Herrin immer am Absatz geklebt hatte?
    Louis beschloss, dass ein Moment des Schweigens genügte.
    Sobald er den Eindruck hatte, der Form und dem Ritual angemessen Genüge getan zu haben und seinem Cousin jeden Tropfen Respekt gezollt zu haben, den er verdiente, knöpfte Louis Uris Jacke auf und zerrte und zog beide Ärmel von den massigen Armen.
    Es stellte sich heraus, dass die Jacke – wie das endlose Taschentuch eines Bühnenzauberers – aus genug Stoff bestand, um ein Zirkuszelt herzustellen. Sie hatte Hunderte, wenn nicht gar Tausende von Innentaschen. Die Schneider der Familie Scalagari hatten sich selbst übertroffen.
    Louis strich mit den Händen über das Seidenfutter. Seine langen Finger zuckten, während er eine Tasche nach der anderen kontrollierte und mystische Siegel, einen Magic-8-Ball, Glöckchen, einen Sextanten und eine aufgerollte Sternenkarte herauszog.
    »Nein, nein, nein«, flüsterte Louis.
    Er tastete weiter und zog einen dicken, braunen Aktendeckel hervor.
    Als er ihn aufschlug, fand er Berichte über die Post-Zwillinge: Eliots neu gebildetes musikalisches Talent und, was sogar noch interessanter war, Fionas Begabung fürs Schneiden.
    Louis unterdrückte ein Schaudern. Das Mädchen kam nach der Mutter.
    Es gab Notizen über ihren Tagesablauf: ihre Arbeit bei Ringo’s , ihren Nachhauseweg, dass sie viel zu viel Zeit damit verbrachten, in ihrer trübseligen Wohnung zu hocken.
    Bis vor kurzem.
    Überwachungskamerafotos zeigten, wie Eliot mit einem hübschen, blonden Ding spazieren ging und redete. Aus Eliots unbeholfener Haltung und dem schüchternen Blickkontakt schloss Louis, dass dies hier das Mädchen war, das ihm das Herz gestohlen hatte.
    Auf weiteren Fotos waren die beiden im Park, aßen und
tranken … umarmten sich. Der Junge kam offensichtlich nach seinem Vater – er zog die falschen Frauen an.
    Louis stieß ein tiefes Seufzen aus. Er musste sich bald einmal Zeit nehmen, um seinem Sohn etwas über die Komplexität des tödlicheren Geschlechts beizubringen.
    Als Nächstes kamen Bilder von Fiona, die in Begleitung desselben jungen Mannes, der gestern Abend Eliot abgeholt hatte, von einem Motorrad stieg. Weitere Fotos zeigten, wie die beiden im Wald spazieren gingen, und ein Schnappschuss, wie sie sich auf dem Bürgersteig küssten.
    Louis fand eine getrennte Akte über diesen Jungen: Robert Farmington. Darin standen alle relevanten Daten und Fakten. Er war Fahrer für die Liga. Interessant. Und da küsste er Louis’ Tochter? Er war ein Rebell und Regelbrecher. Das fand Louis gut.
    Er strich mit dem Finger über Roberts kantiges, attraktives Gesicht. »Du wirst vollauf genügen.«
    Louis räusperte sich. »Robert Farmington«, flüsterte er. Und dann lauter: »Robert Farmington.«
    Er modulierte seine Stimme, bis sie eine halbe Oktave höher klang.

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