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Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Nylund
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dass Uri ihm tatsächlich das Leben retten könnte, war irgendwie erheiternd. »Weigern? Ich werde weit mehr tun als das, Cousin.«
    Uri hielt inne; sein Gesicht lief rot an. Zu seiner Ehre sei gesagt, dass er sich wirklich Mühe gab, auf des Rätsels Lösung zu kommen. »Warum solltest du mir so etwas sagen, wenn du nicht …«
    Louis’ starres Lächeln löste sich auf. »Wenn ich nicht gleich mit dir tun würde, was du mir antun wolltest?«
    Uri sah sich um. Er stand inmitten eines Morasts aus Symbolen und Linien, die er zu einem hoffnungslosen Knoten verschlungen hatte. Dann begriff er endlich, dass er alles aus dem falschen Blickwinkel betrachtet hatte.
    Louis gestattete den Schichten gekrümmten Raums, sich zu entspannen, und enthüllte seine wahre Geometrie.
    Die normale Perspektive kippte …
    … und der »Fußboden«, auf dem Uri stand, war nicht länger flach oder unter seinen Füßen, sondern bog sich hoch und um ihn herum. Er befand sich innerhalb eines nahtlosen Zylinders, wie ein Insekt gefangen in einem Spinnennetz aus winzigen Linien, Symbolen und Buchstaben.

    Louis stand über ihm und starrte durch einen winzigen Kreis in diesen Kokon, den er selbst entworfen hatte, hinab. »Da drin ist nichts, worauf du Halt finden könntest.«
    Uri starrte ihn böse an. Seine Augen glommen rot; ihm trat Schaum auf die Lippen. Seine Muskeln spannten sich und wölbten sich zu einer Größe, die Gargantua alle Ehre gemacht hätte.
    Louis öffnete den Mund, um noch mehr zu sagen, zögerte aber dann. Er sollte Uri wirklich nicht weiter reizen. Das war so töricht, wie auf Bahngleisen zu stehen und die heranrasende Lokomotive herauszufordern, näher heranzukommen.
    Aber er konnte einfach nicht anders. »Salomo hat das hier verwendet, weißt du noch? Es sind diese Kleinschen Flaschen mit ihren möbiusbandartigen, reibungslosen Oberflächen. Er hat all die lästigen Dschinns darin gefangen, und man hat nie mehr von ihnen gehört.«
    Uri brüllte und wehrte sich, aber das führte nur dazu, dass er sich noch tiefer in das Gewirr aus klebrigen Zahlen verstrickte, die Louis auf den Boden gemalt hatte.
    Bis plötzlich eine straffe Reihe von Symbolen, gezeichnet mit limonengrüner Kreide (die für solche Ritualzwecke gar nicht zugelassen war), unter der Belastung zersprang.
    Die Punkte und griechischen Buchstaben dieser Reihe zitterten und fielen ab; sie verdunsteten zu grünen Rauchwölkchen.
    Jeder Anflug von Siegesgewissheit schwand aus Louis’ Gesicht.
    Uri bleckte die Zähne, halb zu einem Grinsen, halb, um sie zusammenzubeißen. Er packte die zitternde Linie mit beiden Händen und zog. Die Konstruktion aus verschlungenen Bildsymbolen drehte sich und widerstand seinen Anstrengungen … aber dann riss sich die Linie los, und das Konstrukt der Kleinschen Flasche löste sich auf.
    Haufen von Symbolen und geometrischen Figuren, die mit Blut, Tintenstift und Pastellkreiden gezeichnet waren, ergossen sich auf den Betonboden in einer Flutwelle aus Rot, Schwarz und gedämpften Regenbogenfarben.

    Louis stürzte, von den Füßen gerissen durch die Aufwallung von Macht.
    Uri blieb stehen, immun gegen den Sog und das Wirbeln von Farben um ihn herum, als bestünde er aus unverrückbarem Granit.
    Mit drei großen Schritten war er bei Louis.
    Louis wollte gerade erklären, dass das alles ein Missverständnis sei. Doch noch während sich die Worte auf seinen Lippen bildeten, ballte Uri eine seiner riesigen Hände zur Faust und schlug zu.
    Es war ganz so, wie Louis es sich vorgestellt hatte: hart wie ein Vorschlaghammer, eine tombombengleiche Schmerzexplosion, das halb bewusste Gefühl davonzutreiben – dann die niederschmetternde Rückreise in die Realität, als er auf dem Beton aufprallte.
    Louis blinzelte Tränen fort, die sich mit seinem Blut vermischten. Betäubt rollte er sich ab – aber nicht so betäubt, dass er nicht wusste, was als Nächstes von seinem Cousin kommen würde.
    Blut und Schleim troffen ihm aus der Nase auf die Hände … und da keimte ein Gedanke in ihm auf, wie er sich herauswinden könnte. Er schnaubte, blies Rotzklumpen auf beide Arme und wälzte sich gerade noch rechtzeitig herum.
    Uri ragte drohend über ihm auf und verdeckte alles andere.
    Er hatte den Schlag abgemildert. Wenn er gewollt hätte, hätte er Louis jeden Knochen im Körper brechen können. Aber der Wunsch, mit seiner Beute zu spielen, war zu stark. Einen kurzen Moment lang war Louis dankbar für Uris Dummheit.
    Uri packte Louis an den

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