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Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Nylund
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Schultern und zerrte ihn hoch.
    Louis suchte nach dem, was er brauchte, damit seine letzte, verzweifelte Täuschung funktionieren konnte. Er entdeckte es: die leichte Wölbung einer Messerscheide unter Uris Hemd.
    Louis zog die Hände hoch, nahe an seine eigene Brust, so dass diese Geste nicht als Drohgebärde missverstanden werden konnte … nur als erbärmliches Flehen um Gnade. Angesichts dessen, was ihm bevorstand, war es eine lächerliche,
aber notwendige Aktion, um seine von Blut, Rotz und Schweiß überzogenen Arme in die richtige Position zu bringen.
    Louis hatte Uri töten sehen. Er tat es gern aus der Nähe, um spüren zu können, wie seine Beute sich wand; denn er genoss den Geruch der Furcht.
    Vorhersagbar wie die Gezeiten nahm Uri Louis in die Arme und begann, ihn zu zerquetschen.
    Uri ließ es ganz langsam angehen – diese anfängliche Umarmung presste Louis nur die Lunge zusammen und ließ seine Knochen krachen, aber nicht gleich brechen. Er würde es etwa zehn Sekunden lang ertragen können, bevor er ohnmächtig wurde oder seine Wirbelsäule brach.
    Am allerschlimmsten war aber der Umstand, dass Uri roch wie ein nasser Hund.
    Louis trat um sich in der Hoffnung, damit das primitive Gehirn seines Cousins zu beschwichtigen, während seine Hände und Arme, die nun durch Uris Schweiß und den wachsenden Druck noch glitschiger waren, sich wanden und nach oben wanderten, Fingerspitze um Fingerspitze über Uris Brust, bis Louis das harte Leder der Messerscheide berührte … und dann Salicerans Griff.
    Nur noch ein bisschen weiter.
    Er schlang die Finger um den Messergriff.
    Uri erstarrte und riss die Augen auf.
    Er wusste, dass er einen Fehler begangen hatte, aber was konnte er schon tun? Wenn er Louis losließ, konnte dieser sofort die vergiftete Klinge ziehen.
    Also tat Uri das vollkommen Vorhersehbare: Er drückte fester zu.
    Louis’ Wirbelsäule knirschte. Doch dieser zusätzliche Kraftschub von außen ließ seine geschmierten Hände und Arme nach oben schießen, als würden sie von einer Kanone abgefeuert.
    Louis umklammerte die Waffe, zog sie aus der Scheide und drehte sie so herum, dass die Schneide Uris Seidenhemd durchtrennte und die gezackte Spitze ihm den Hals aufriss.
    Eine schwarze Linie erschien dort, wo die Klinge die Haut
aufgeschnitten hatte – Blasen bildeten sich, während gleichzeitig rote Linien die Ausbreitung des Giftes in einem Netz von Blutgefäßen nachzeichneten.
    Uri schrie.
    Er ließ Louis ohne weitere Umstände fallen und hielt sich die Kehle.
    Der Schmerz, den Salicerans Kuss verursachte, war legendär.
    Irgendwie hielt Louis die Waffe immer noch fest. Er schnappte nach Luft, während langsam die schwarzen Punkte am Rande seines Gesichtsfelds verschwanden.
    Die Klinge war halb so lang wie sein Unterarm. Im Ersten Großen Krieg war sie ein mächtiges Schwert gewesen – und leider am äußersten unbeweglichen Gegenstand zerbrochen. Jetzt lagen die Teile zwischen den Sternen verstreut. Dieser letzte übrig gebliebene Splitter weinte für immer ölige Gifttränen, die nach Geißblatt und Mandeln dufteten. Runen, die so alt waren, dass selbst Louis sie nicht lesen konnte, waren in Salicerans Lagen aus damasziertem Stahl geätzt.
    Uri keuchte und schnappte nach Luft, als das Gift tiefer eindrang und langsam das Gewebe seines Halses anschwoll.
    Louis machte nicht denselben Fehler, den sein Cousin begangen hatte. Ohne Vorwarnung, große Rede, Zitat oder Zögern stach er dem Monster die Klinge ins Auge.
    Uri schrie auf. Seine Hände fuchtelten in der Luft herum, griffen nach etwas, irgendetwas, das er noch packen und zerquetschen konnte.
    Louis trat beiseite.
    Uri blinzelte mit seinem einen verbliebenen Auge und stürzte mit einer Wucht auf den Beton, die das Fundament des Hauses zum Wanken brachte. Er zuckte einmal, dann ein zweites Mal, stieß einen letzten tiefen Seufzer aus und lag still.
    »Tut mir leid, Cousin«, flüsterte Louis.
    Und Uri tat ihm wirklich leid. Er hatte Sealiah geliebt. Natürlich nur auf seine eigene, sklavische, gestörte Art, aber es war dennoch Liebe gewesen. Und eine solche Liebe verdiente
es zu überleben, und sei es auch nur zu dem Zweck, beide Partner ewig leiden zu lassen.
    »So hast du es besser«, sagte Louis. »Diese Geschichten gehen sowieso nie gut aus. Vertrau mir; ich habe ein bisschen Erfahrung in solchen Dingen.«
    Jeder Knochen in Louis’ Körper schien angebrochen zu sein. Der Schmerz schoss ihm elektrisierend die Wirbelsäule

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