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Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Nylund
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aus?«
    »Oh doch, das tut es. Abgesehen davon, dass es der Gesundheit schadet, kann ich den Gestank dieser Dinger nicht ertragen.«
    Mr. Mimes warf Robert einen fragenden Blick zu und lächelte. »Sehr richtig.« Er schnippte die unangezündete Zigarette beiseite. »Eine ekelerregende Angewohnheit, das vergesse ich oft.« Dann kramte er einen Flachmann hervor, schraubte ihn auf und bot Robert die Silberflasche an. »Friedensangebot, mein Junge. Komm schon. Nimm ihn.«
    Robert wollte ihn durchaus nehmen – und ihn Mr. Mimes ins Gesicht werfen.
    Stattdessen schnappte er sich den Flachmann und kippte sich den Inhalt die Kehle hinunter.
    Es war kein Brandy oder Whiskey oder Bourbon. Es war üppiger Samt in flüssiger Form, und seine Hitze explodierte in Roberts Brustkorb und schoss ihm in die Glieder. Rauch kräuselte sich in seinen Gedanken und verflog.
    Alles klärte sich. Sein Verstand. Sein Blick.
    Er atmete ein. Es fühlte sich an wie sein erster Atemzug.
    »Nichts wirkt besser als ein bisschen Soma, um einen in Schwung zu bringen, nicht wahr?« Mr. Mimes holte sich seinen Flachmann zurück. »Aber man muss ja nicht gleich übertreiben.«
    Robert leckte sich die Lippen und schmeckte die letzten Tropfen des Gesöffs. Es knisterte vor statischer Aufladung,
Champagnerperlen und dem flüsternden Abglanz des letzten Moments, als er Fiona geküsst hatte.
    Fiona. Wo war sie jetzt? Und noch wichtiger: Was hatte der Rat ihr angetan, während Robert eingesperrt gewesen war?
    »Wie lange?«, fragte Robert. »Es können doch nicht schon fünfzig Jahre gewesen sein.«
    Mr. Mimes nickte, als ob er die Folter nachvollziehen konnte, die Robert ertragen hatte. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr, zählte etwas an den Fingern ab und sagte dann: »Elf Stunden.«
    Es kostete Robert all seine Kraft, auf den Beinen zu bleiben. Er rang darum, diese Worte in seine Realität einzupassen. Er fühlte sich, als wäre er monate-, wenn nicht gar jahrelang an diesem Ort gewesen.
    Er berührte sein Gesicht. Es war glatt. Wenn er so lange hier gewesen wäre, wäre ihm ein Bart gewachsen. Aber da waren nicht einmal Stoppeln.
    »Stell dir vor, was ein Jahr deinem Verstand angetan hätte«, flüsterte Mr. Mimes, »ganz zu schweigen von fünfzig.«
    Robert wollte schreien, zur offenen Tür rennen und entkommen, bevor sie sich wieder schloss. Doch stattdessen fand er irgendwie seine verlorene Beherrschung wieder, verschränkte die Arme und lehnte sich an die Wand. »Was wollen Sie dann? Sind Sie hier, um Salz in meine Wunden zu streuen? Oder sich zu entschuldigen, dass Sie mir in den Rücken gefallen sind?«
    Mr. Mimes prustete vor Lachen, nahm noch einen Schluck aus seiner Flasche und schob sie dann zurück in die Tasche. »Nichts dergleichen, mein Junge. Ich bin hier, um dir zu helfen zu entkommen.«
    Das musste Robert erst einmal verdauen. Warum hätte Mr. Mimes ihn erst feuern und hier einsperren lassen sollen, um ihn dann zu befreien?
    War es eine Falle? Robert konnte sich kaum vorstellen, was der Rat tun würde, wenn er bei einem Fluchtversuch erwischt wurde. Doch das war unlogisch. Wenn Mr. Mimes ihn hätte tot sehen wollen, dann hätte er das in die Wege leiten können
– besonders, da der Rat Robert bei der letzten Sitzung die Kehle hatte durchschneiden wollen.
    Der Rat. Er war des Rätsels Lösung.
    Robert erinnerte sich jetzt an alles, was in der letzten Ratssitzung geschehen war. Es war viel über ein Abkommen zwischen der Liga und den höllischen Clans gesprochen worden, das Pactum Pacis Immortalis. Die Liga wollte Eliot und Fiona nicht nur nicht helfen – sie durfte sich rein rechtlich gesehen auch gar nicht in die Pläne der Höllischen einmischen.
    Und solange Robert für Mr. Mimes arbeitete, durfte er das auch nicht.
    Mr. Mimes warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Hast du’s mittlerweile kapiert? Oder muss ich die einzelnen Punkte für dich verbinden?«
    »Ich hab’s kapiert. Jetzt kann ich Ihnen helfen.«
    Ein Lächeln huschte über Mr. Mimes’ Lippen und verschwand so schnell, wie es gekommen war. »Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst.«
    Jedes bisschen Wut, das Robert Mr. Mimes gegenüber empfunden hatte, löste sich in Luft auf. Eines musste er dem Kerl lassen, er war allen anderen gedanklich drei Schritte voraus.
    »Wo sind meine Sachen?«
    Mr. Mimes schlüpfte nach draußen und holte eine kleine Arzttasche. »Ich habe mir die Freiheit genommen, deine Kleider und noch ein paar andere Dinge

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