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Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Nylund
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Noch nicht einmal ein Möwenschrei, um ihm Gesellschaft zu leisten.
    Das Licht veränderte sich; so behielt er den Überblick über Tag und Nacht. Manchmal fiel Regen durch das Fenster: sein einziger Geschmack von Freiheit und auch das Einzige, was ihn daran erinnerte, dass es überhaupt eine Außenwelt gab.
    Er hatte eine Phase durchgemacht, in der er das alles hatte beenden wollen. Aber es gab keinen einfachen Weg, das zu tun.
    Er trug einen plastikbeschichteten Papieroverall, den man unmöglich zerreißen konnte. Die Toilette und das Waschbecken in der Ecke enthielten nicht genug Wasser, um darin zu ertrinken. Es gab auch keine Laken, aus denen er eine Schlinge hätte knüpfen können – nur einen weichen Platz auf dem Boden und ein Kopfkissen. Oh ja, sie hatten an alles gedacht. Sie konnten nicht zulassen, dass ein kleiner Selbstmord seiner Qual ein Ende setzte.
    Diese schlimme Zeit hatte nur ein paar Tage angehalten. Robert schämte sich jetzt, daran zurückzudenken. Er hatte sich nie für eins dieser Weicheier gehalten, die den leichtesten Ausweg wählten.
    Aus Selbstschutz tat er das einzig Vernünftige: Er klinkte sich aus. Im Kopf hatte er alle Freiheit, die er wollte. Er war nie gut darin gewesen, Tagträumen nachzuhängen, also blieben ihm noch seine Erinnerungen.
    Zuerst erinnerte er sich an alles Schlimme: an die Reihe von Lebensgefährten seiner Mutter und Stiefvätern, dann an die Verbrecher, mit denen er sich herumgetrieben hatte, während er sich durch ganz Europa gearbeitet hatte, und die langen Nächte, in denen er allein gewesen war.
    Aber er zwang sich auch, sich an die guten Dinge zu erinnern: Marcus und die Fahrstunden, die sie miteinander auf der Thunderhills-Rennstrecke erlebt hatten; Fahrten auf seiner Harley die mexikanische Küste hinunter; und Fiona und wie sie in dieser letzten Nacht in Nevada ausgesehen und gerochen hatte. Wie es sich angefühlt hatte, sie im Arm zu halten.

    Er fragte sich, ob Fiona sich überhaupt an ihn erinnerte.
    Ein Klopfen ließ die Metalltür erzittern.
    Robert erstarrte. Das Herz pochte ihm bis zum Hals.
    Noch eine Halluzination? Er hatte in der Zelle schon Stimmen gehört. Robert hatte singen müssen, um sie auszublenden … und sie hatten ihn schließlich in Ruhe gelassen.
    Eine Stimme draußen sagte: »Hallo, Robert? Es ist dir doch recht, dass ich hereinkomme?«
    Es war eine menschliche Stimme, aber es war so lange her, dass Robert zuletzt eine gehört hatte, dass er kaum den Klang wiedererkannte.
    Er kämpfte sich auf die Beine und strich sich den Overall glatt. »J …« Er räusperte sich. »Ja, natürlich.«
    Die panzerschrankähnliche Tür öffnete sich einen Spalt, und die letzte Person, die Robert jemals zu sehen erwartet hätte, kam herein: Mr. Mimes.
    Jenseits seiner Überraschung bemerkte Robert jedoch mit angeregtem Interesse, dass die Tür nicht wieder geschlossen worden war – die Freiheit war nur wenige Schritte entfernt.
    Mr. Mimes trug schwarze Anzughosen und ein Smokinghemd mit Perlmuttknöpfen. Sein silbernes Haar war mit Gel zurückgestrichen, aber eine Locke hatte sich gelöst und fiel ihm in die Stirn. Er roch nach Zigarren und dem Zitrusparfüm einer Frau.
    »Entschuldige meinen Aufzug. Ich habe die ganze Nacht getanzt. Du verstehst, dass ich den Schein wahren musste, oder? Hoffentlich dachtest du nicht, ich hätte dich vergessen, Robert.«
    »Mich vergessen …?« Es juckte Robert in den Fingern, Mr. Mimes die Hände um den Hals zu schlingen, und er trat einen winzigen Schritt vor.
    Er zögerte. Wonach er sich sehnte war Gesellschaft, jemand, irgendjemand , mit dem er reden konnte – sogar, wenn es die Person war, die ihn hierhergebracht hatte. Also würde er ihn ein paar Minuten lang reden lassen … und ihn dann erwürgen.
    »Wirklich, Robert. Mach kein Drama daraus, bitte. Ich bin hier, um Frieden zu schließen.« Mr. Mimes sah sich in der
Zelle um und verzog das Gesicht. »Ich erinnere mich sehr genau an diese Wände.«
    »Sie waren hier eingesperrt?«
    »Das ist eine andere Geschichte; aber jetzt ist nicht die Zeit, sie zu erzählen. Allerdings weiß ich noch, wie quälend dieser Ort sein kann. Geht es dir gut?«
    »Sie meinen, ob ich den Verstand verloren habe?« Robert dachte gründlich darüber nach. Es war eine angemessene Frage. »Ich glaube nicht. Also ich glaube, es geht mir gut … Sofern Sie echt sind.«
    Mr. Mimes zog ein schmales Mahagoni-Etui hervor und nahm eine Zigarette heraus. »Es macht dir doch nichts

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