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Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Nylund
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sagte.
    Allerdings hatte es ihm noch nie gefallen, herumkommandiert zu werden; er hatte es nur nie so in Frage gestellt, wie er es jetzt tat.
    War das so, weil er zum Unsterblichen Helden ernannt worden war, oder war es nur eine Folge des Erwachsenwerdens?
    Er marschierte zu Cee zurück. »Wo ist Audrey?«
    Eliot hatte »Wo ist meine Mutter?« fragen wollen, aber er brachte die Worte nicht heraus. Es fiel ihm schwer genug, Audrey nicht mehr »Großmutter« zu nennen. An die Tatsache,
dass seine Mutter am Leben war (ganz zu schweigen von seinem Vater), hatte er sich immer noch nicht gewöhnt.
    »Ich dachte, sie würde hier sein«, sagte er. »Dass wir mehr wie eine Familie sein würden.«
    » Mehr wie eine Familie?« Cee sah verwirrt drein. »Wir waren doch immer eine Familie. Das ist nichts, was man ›mehr‹ oder ›weniger‹ sein könnte, mein Schatz.«
    Eliot runzelte die Stirn. »Wo genau ist sie, Cee?«
    »Komm, bring mich in mein Zimmer.« Cecilia schob ihren Arm unter seinen, und Eliot half ihr, den überdachten Gang entlangzutrotten. »Deine Mutter befasst sich mit Angelegenheiten der Liga.«
    Das war Eliot neu. Als er Cee vorher gefragt hatte, hatte er nur ein vages »nicht hier« oder »beschäftigt« zur Antwort bekommen. Cecilias Wachsamkeit hatte nachgelassen. Also hakte er nach: »Der Rat tagt wieder?«
    Cee nickte. »Dallas, die Schwester deiner Mutter, ist zurückgetreten, und jemand anders muss ihren Platz einnehmen. Kein Wunder. Ich habe nie verstanden, wie sich jemand mit so viel Macht derart unverantwortlich benehmen kann.« Cee berührte ihre Lippen, als sei sie selbst schockiert über die Dreistigkeit ihrer Äußerung.
    Eliot versuchte, Cecilia in die Augen zu sehen, aber sie wich seinem Blick aus. »Heißt das, dass Audrey die ganze Zeit weg sein wird? Dass es auch in Zukunft so viele Geheimnisse geben wird wie vorher?«
    Cee seufzte. »Es wird immer Geheimnisse geben, mein lieber Eliot. Das ist eine Konstante der Welt, in der wir leben.«
    Halt! Eliot spulte ihr Gespräch zurück. Cecilia hatte »Dallas, die Schwester deiner Mutter« gesagt. Wenn Cee seine Urgroßmutter war, wären Tante Dallas und Tante Lucia dann nicht wie Audrey ihre Töchter oder vielmehr Enkelinnen gewesen? Hätte sie nicht einfach nur »Dallas« oder »meine Dallas« gesagt?
    Er hatte schon lange den Verdacht gehabt, dass Cee nicht wirklich seine Urgroßmutter war, aber das war nichts, worüber er zu lange nachdenken wollte. Sie war die Einzige, die ihm und Fiona je aufrichtige Zuneigung entgegengebracht hatte.

    Was nur ein weiteres Indiz dafür war, dass sie nicht mit der Familie Post verwandt sein konnte.
    Sie war vom Alter gebeugt, zitterte stets und trug den Schal eng um den Hals geschlungen. Auch sah sie nicht aus wie Audrey, Onkel Henry oder irgendeiner der anderen, ihre Züge waren runder, faltiger – menschlicher.
    Warum ließ Audrey es zu, dass sie so tat, als sei sie eine Verwandte?
    »Wer bist du?«, flüsterte Eliot.
    Cecilia hörte zu zittern auf und lächelte. »Ich werde immer deine Cecilia bleiben, mein Täubchen. Und ich werde dich immer mehr lieben als irgendjemand sonst auf der Welt.«
    »Also bist du nicht …«
    Cecilia berührte seine Lippen mit einem Finger und brachte ihn zum Schweigen. »Willst du es wirklich wissen?«
    »Die Wahrheit ist immer das Beste, zumindest hat Louis das gesagt.«
    Cee lachte; es klang wie das Rascheln trockenen Laubs. »Die Höllischen und ihre verdammte Ironie«, murmelte sie. »Ist denn die Wahrheit immer gut für einen? Was, wenn sie Schmerz und Zerstörung nach sich zieht? Hast du niemals gelogen, um jemandes Gefühle zu schonen?«
    Sie beugte sich näher heran.
    Plötzlich roch Eliot das Meer und Rauch. Er spürte Wind auf seiner Haut. Er malte sich aus, dass er sich auf den Stufen eines antiken Tempels befand und dass Cecilia vor ihm stand. Sie blickte in ein Wasserbecken, und in einer Hand hielt sie ein brennendes Büschel Salbei, in der anderen einen gekrümmten Zweig. Sie war jünger, in seinem Alter, mit pechschwarzem Haar, das ihr bis zur Taille reichte.
    Er blinzelte, und das Bild verschwand. Die alte, zitternde Cee stand vor ihm und tätschelte ihm den Arm; sie roch wie immer nach Bleichmittel und Seife.
    Ein einziges Mal kontrollierte nicht Eliots Neugier sein Denken. Er war es leid, sich mit der Wahrheit befassen zu müssen. Vielleicht war es in Ordnung, einfach zuzulassen, dass jemand einen liebte, keine Fragen zu stellen und einfach seine oder
ihre

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