Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Nylund
Vom Netzwerk:
Zuneigung als das kostbare Geschenk, das es war, anzunehmen.
    Eliot und Fiona hatten fünfzehn Jahre lang mit Lügen gelebt. Das war nicht das Schlechteste gewesen: Es hatte sie vor den Familien geschützt – und ihnen vielleicht sogar das Leben gerettet.
    Lügen dienten offensichtlich durchaus auch anderen Zwecken als dem Bösen.
    Es war eine schwer fassbare Vorstellung. Eliot war sich nicht sicher, dass er alles verstand, was dieses »wohltuende« Lügen mit sich brachte, aber er war sich sicher, dass er Cecilia liebte und dass er das auch weiter tun wollte.
    »In Ordnung«, flüsterte er. »Urgroßmutter.«
    Cee umarmte ihn zittrig, und er erwiderte die Umarmung.
    Dann schob sie ihn sanft weg und öffnete die Tür ihres Zimmers. »Komm mich in einer halben Stunde abholen. Dann frühstücken wir schön zusammen.«
    »Geht klar.«
    Er winkte ihr zu und ging in sein eigenes Motelzimmer zurück.
    Es war schäbig und staubig, und er hatte keine Lust, drinnen zu hocken, also schnappte er sich den Rucksack und ging wieder ins Freie.
    Die Sonne war noch nicht aufgegangen, und aus der matten, grau-rosafarbenen Tönung des Horizonts schloss Eliot, dass es noch zwanzig Minuten dauern würde, bis Tageslicht herrschte.
    Er kletterte eine Feuerleiter zum kiesbestreuten Dach des Motels hinauf. Von dort hatte er eine schöne Aussicht auf ein Dutzend Plakatwände, die leuchtenden Schilder von FastFood-Restaurants und nebelverhangene Hügel. Eliot wollte sich innerlich sammeln und Luft atmen, die nicht nach altem Papier roch.
    Er vermisste sein altes Leben. Nicht die Langeweile, das Im-Dunkeln-gelassen-Werden oder die Schikanen, aber die Leute. Wahrscheinlich würde er seinen Freund Johnny von Ringo’s nie wiedersehen. Robert versteckte sich angeblich irgendwo.
Fiona machte auf Onkel Henrys Einladung hin Urlaub. Und Julie? Vermutlich war sie in Los Angeles, gewöhnte sich schon an ihr neues Leben – und hatte es ohne ihn besser.
    Er seufzte.
    Es gab kein Zurück. Er konnte – selbst mit seiner neuen Brille – nicht so tun, als wäre er einfach der Bücherwurm Eliot Post. Nicht, nachdem er drei Prüfungen auf Leben und Tod bestanden und einen gefallenen Engel besiegt hatte und zum Unsterblichen Helden ernannt worden war.
    Er zog das Amulett mit dem Auge des Horus aus der Tasche. Das goldene Auge funkelte sogar im Zwielicht. Es fühlte sich schwer an und gab Eliot das Gefühl, dass er wirklich etwas Besonderes getan hatte. Dennoch hatte er es bisher nicht angelegt, und er war sich nicht sicher, warum.
    Er steckte das Ding ein, und es klapperte gegen die Würfel in seiner Tasche, die er als Souvenir aus dem Letzten Sonnenuntergang aufgehoben hatte. Ein paar Mal hatte er sie versuchsweise geworfen. Es machte Spaß, sie rasseln zu lassen und dann zu werfen, aber er hatte damit aufgehört, weil sie ihn an die andere Seite seiner Familie erinnerten.
    Eliot wünschte, er hätte die Familien einfach vergessen können – sowohl die Unsterblichen als auch die Höllischen. Er hatte Angst, dass er bei all der verworrenen Politik einen Fehler machen und den Tod von noch mehr Leuten verursachen würde.
    Er stellte sich vor, dass all das nie geschehen wäre, dass er und Julie irgendwo wären, vielleicht beim Skifahren in den Schweizer Alpen, und sich danach in einer abgelegenen heißen Quelle entspannten, völlig abgeschnitten von der Außenwelt.
    Aber er hätte sich diesem Kinderkram nicht mehr hingeben sollen. Er konnte es sich nicht leisten, in seine Phantasiewelten abzugleiten. Wenn er seinen Verstand nicht auf die Wirklichkeit gerichtet hielt und sich auf die Gefahren konzentrierte, die um ihn kreisten, dann würde er sich oder Fiona vielleicht in Schwierigkeiten bringen.
    Er sah Beelzebub wieder vor sich, wie er mit glitzerndem, gezacktem Obsidianmesser über ihnen gestanden hatte, bereit, zuzuschlagen und seine Seele vom Körper zu trennen. Eliot
und Fiona hatten den gefallenen Engel überwunden – und zum Teil hatte das an Eliot und seiner Musik gelegen.
    Er zog Frau Morgenröte aus dem Rucksack. Cee hatte ihm einen Geigenkoffer beschafft, der zwar abgenutzt war, aber dennoch viel besser als der Gummistiefel, den er bis dahin verwendet hatte.
    Frau Morgenröte hatte, all ihren Abenteuern zum Trotz, nie schöner ausgesehen. Sie war perfekt poliert, ihre Saiten waren straff gespannt und gestimmt. Sie war aber auch weit mehr als Holz und Darmsaiten. Nachdem die Saiten gerissen waren, waren sie über Nacht von selbst

Weitere Kostenlose Bücher