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Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Nylund
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ausstrahlen.
    Ashmeds Stil war zeitlos, subtil und wirkungsvoll. Er hatte immer darauf geachtet, einen Schritt vom Zentrum der Macht entfernt zu bleiben, und hatte deshalb nur wenige Feinde. Es war der richtige Zeitpunkt für ihn, um Aufsichtsratsvorsitzender zu werden, falls er das wünschte.

    »Louis«, sagte er und drückte ihm die Hand, bevor dieser sie ihm entziehen konnte. Der Händedruck war mechanisch, und Ashmed ließ Louis wieder los – aber erst, nachdem er ihm einen Machtdruck versetzt hatte, um seine Überlegenheit zu demonstrieren. Ashmed nickte Lev zu.
    Louis lächelte weiter, aber sein Verstand raste.
    Wie freundlich sie alle waren! Wie falsch das alles war. Es hätte mittlerweile mindestens eine Prügelei geben sollen. Hatte der Lockruf des Krieges und der vollkommenen Zerstörung die Clans zusammengeführt?
    Ein Wandel lag in der Luft: vielleicht das Ende der Alten Welt und der Beginn eines neuen, sterblichen Reichs, das sie dominieren würden. Doch aus irgendeinem Grunde behagte Louis diese Vorstellung nicht.
    »Wir sind bereit, den Aufsichtsrat zusammenzurufen«, sagte Ashmed zu ihnen. »Louis, ich möchte, dass du mitkommst.«
    »Natürlich.«
    Abigail und Lev tauschten einen wissenden Blick.
    »Ich hole mir besser noch etwas zu essen und ein paar Drinks«, murmelte Lev. »Damit ich bei all dem Gerede nicht verhungere!« Er ließ sie stehen.
    Abigail lächelte Louis an, entzog sich anmutig Ashmeds Arm und ging dann ebenfalls.
    Louis wollte ihr folgen, aber Ashmed berührte ihn an der Schulter. »Warte einen Moment, Cousin«, flüsterte er. »Da ist noch jemand, der ein Wörtchen mit dir reden möchte.«
    Er wies auf einen mit Vorhängen verhüllten Aussichtspavillon auf der anderen Seite des Schwimmbeckens, das groß genug für Olympische Spiele gewesen wäre.
    »Sei vorsichtig«, sagte Ashmed und ging dann davon, damit Louis in aller Ruhe über seine vage Warnung nachgrübeln konnte.
    Louis war erleichtert. Er hatte mit einem gewissen Maß an Konflikten gerechnet. Es war unnatürlich, so lange unter seinesgleichen zu sein, ohne dass Blut vergossen wurde. Obwohl dies hier eine so offensichtliche Falle war, sehnte er sich danach, sich zu beweisen.

    Er hatte für diese Möglichkeit Vorkehrungen getroffen. Er war bewaffnet und gewappnet – und war er nicht der Meister der Täuschung? Der außergewöhnliche Scharlatan?
    Langsam spazierte er zum Aussichtspavillon; mit jedem Schritt blühte sein Selbstvertrauen weiter auf.
    Sollte dieser wartende Aggressor doch versuchen, Hand an ihn zu legen. Er lachte, entzückt über sich selbst.
    Doch drei Schritte vor dem geteilten Vorhang des Aussichtspavillons verlangsamte Louis seine Schritte. Er roch den überwältigenden Duft von Vanille und Mohn.
    Sealiahs wohlgeformte Gestalt erschien in der Öffnung. »Komm herein. Wir haben Geschäftliches zu besprechen.« Ihr Ton verriet unterkühlte Bosheit.
    Sie hatten eine gemeinsame Vergangenheit: Jahrtausende voll Liebschaften, Blut und ungezügeltem Krieg. Bevor Louis die wahre Liebe gefunden hatte, hatte er in einem ewigen Reigen aus Hass und Begehren mit Sealiah getanzt.
    Sealiah war eine der wenigen, die ihn noch überraschen konnten. Louis hätte allerdings ahnen sollen, dass diese List von ihr ausging; von all seinen Verwandten hatte sie den offensichtlichsten Grund zur Rache. Hatte er nicht ihren kostbaren Uri getötet?
    Wenigstens würde es nicht langweilig werden.
    Louis holte tief Luft und trat ein.
    Der grüne Samtvorhang des Aussichtspavillons schloss sich hinter ihm. Auf einem mit rotem Leinen bedeckten Tisch funkelte ein Leuchter mit sechs silbernen Kerzen.
    Sealiah stand jenseits des Tisches mit einem Mädchen aus ihrem Gefolge. Sealiah trug ein kostbares Spitzengewand, das halb wie ein Brautkleid, halb wie ein Nachthemd aussah und unendlich verführerisch war. Ihr Mädchen war in einen schwarzen Umhang gehüllt, der mit den platinblonden Locken und der bleichen Haut kontrastierte.
    Louis sah keine Runen auf dem Holzboden oder auf den Vorhängen. Er spürte nichts in den Schatten. Doch in welcher Absicht hätte Sealiah ihn rufen sollen, wenn sie ihn nicht in die Falle locken wollte?

    Ihre Dienerin war aber ein reizendes Ding. Sie war blonder und schöner, als Sealiah es sonst ihren Bediensteten zugestand, und zu perfekt, um völlig menschlich zu sein. Vielleicht war sie die Falle?
    Er hatte sie schon einmal gesehen, aber er konnte sich nicht auf die Einzelheiten besinnen, wo und wann das gewesen

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