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Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Nylund
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Wer auch immer diesen Schatten warf, wollte offensichtlich, dass sie ihn sah, denn er schwankte vor und zurück.
    Sealiah spielte mit dem Smaragd, der sich in ihren Bauchnabel schmiegte, und tat, als würde sie den dunklen Besucher nicht bemerken. Vielleicht war er ein neugieriger Tourist, der sich irgendwann langweilen und wieder gehen würde.
    Aber der Schatten blieb. Schwankend, wartend.
    »Komm«, sagte sie schließlich seufzend.
    Warum wurden diese Augenblicke – wenn sie gerade dicht davor war, sich vollständig zu entspannen – eigentlich immer
unterbrochen, mit einer Präzision, nach der man eine Atomuhr hätte stellen können?
    Sie setzte sich auf; weil sie zuvor Schwimmen gewesen war, war sie noch nackt bis auf den Smaragd in ihrem Nabel und das Messer, das sie an den Unterschenkel geschnallt trug.
    Ihr letzter Liebhaber hatte vor seinen Freunden angegeben und von ihrer »rauen, ungezähmten Schönheit« geschwärmt. Sie hatte sein Kompliment zu schätzen gewusst, seinen Mangel an Diskretion allerdings weniger; und so hatte der besagte Liebhaber bald darauf herausgefunden, wie ungezähmt sie wirklich sein konnte.
    Der Schatten schlich aus dem Dschungel hervor und entpuppte sich als Samoaner in einer schwarzen Windjacke aus Seide, Shorts und Baseballmütze. Er fiel ihr in einer Geste der Unterwürfigkeit zu Füßen und barg das Gesicht ein paar Zentimeter von ihren Zehen entfernt, die er auch geküsst hätte, wenn es ihm erlaubt gewesen wäre.
    »Genug.« Sie wedelte mit der Hand. »Auf, auf. Sag, was du mir sagen willst, und geh dann wieder.«
    Der Mann stand auf; er überragte sie um zwei Köpfe. Sein Name war Urakabarameel, manchmal auch Mr. Uri Crumble oder nur Uri, wenn sie in leutseliger Stimmung war; bei Sondereinsätzen war er ihr Stellvertreter.
    Respektvoll wich er zwei Schritte zurück, griff – den Blick noch immer zu Boden gesenkt – in seine Jacke und zog ein winziges schwarzes Buch daraus hervor, das zum Bersten voll war mit eingefügten, losen Seiten und einer Sammlung von Post-it-Zetteln in allen Regenbogenfarben. Er öffnete es, scheinbar auf einer beliebigen Seite, und las.
    »M’lady Sealiah«, sagte er mit grollender Baritonstimme, »der Index der Londoner Börse ist bei Eröffnung des Handels um acht Prozent gefallen. Unsere Partner in Oxford sind nervös. Sie verlangen, dass Sie die Investitionen stützen.«
    »Wirklich? Nun, wenn jemand mitten im Urlaub etwas von mir ›verlangt‹, gewähre ich es bestimmt nicht.« Sie rümpfte die Nase. »Verkauf meine Anteile. Heute mache ich Gewinn.«
    »Das wird einen Ansturm auf die drei Banken in …«

    »Ich sagte verkauf .«
    Uri verneigte sich. »Wie Sie befehlen.«
    »Soll Großbritannien doch verbrennen und im Meer versinken, mir ist es gleichgültig. Noch etwas?«
    »Eine Kleinigkeit: Der Botschafter aus Manila hat Ihnen drei Andalusierstuten als Geschenk zukommen lassen. Ich wusste nicht, was Sie mit den Tieren anfangen wollen. Er wünscht auch, Sie zum Mittagessen zu treffen, sobald es Ihnen genehm ist.«
    »Oh, wie schön!«, rief sie entzückt. »Andalusier sind keine Tiere, Uri. Sie sind Schätze, die man lieben muss.« Sie klopfte sich mit einem gebogenen, roten Fingernagel gegen die Lippe und summte in Gedanken vor sich hin. »Lass bei der Villa an der Subic Bay Ställe bauen, dann werde ich diesen prächtigen Damen in der Brandung des Südchinesischen Meers das Galoppieren beibringen! Sag dem Botschafter: Samstag, New York. Bei Mitsukoshi.«
    »Sehr gern.« Uri verneigte sich erneut und machte Anstalten, sich zurückzuziehen.
    »War noch etwas?«
    »Nichts. Nur eine Nebensächlichkeit, mit der sich Ihre Ladyschaft nicht zu befassen braucht.« Er schloss sein Buch und schob es sich in die Jacke.
    Sealiah packte ihn am Handgelenk und grub ihre Nägel hinein. Er zuckte zusammen.
    »Zeig es mir.«
    Uri reichte ihr sein schwarzes Buch, und sie klappte es mit der linken Hand auf. Mit der rechten hielt sie ihn weiterhin fest.
    »Da steht: ›Post-Kinder‹. Kennen wir die?« »Ein Überwachungseinsatz von minderer Bedeutung. Eine Sackgasse. Zwei kleine Niemande.«
    »Oh?« Sie entließ ihn aus ihrem Griff und fuhr mit dem Fingernagel eine hervortretende Ader an seinem Arm entlang; dann grub sie den Nagel in die Beuge seines Ellenbogengelenks und ritzte die Haut, aber nicht das Blutgefäß auf.
    »Warum«, schnurrte sie, »steht es dann in deinem ach-sowichtigen schwarzen Einsatzbuch?«

    Er fiel auf ein Knie; der Aufprall ließ den

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