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Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Nylund
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aus; das konnte er ertragen. Aber was Mike seiner Schwester antat …
    Eliot stellte sich vor, wie er den Kopf seines Chefs in die Spüle drückte und ihn richtig gut eintauchte. Ihn ertränkte.
    Er holte Luft, erschrocken, dass seine Phantasievorstellung so düster geworden war – und noch erschrockener darüber, dass sie ihm echte Befriedigung verschafft hatte.
    Eliot seufzte. Wenigstens war die Mittagsschicht fast vorbei.
    Er sah das Wasser an, und seine Finger klopften unwillkürlich auf das Becken. Diese Kinderliedermelodie ging ihm noch immer im Kopf herum. Er hörte sie wieder und wieder und stellte sich ihre Formen im Seifenschaum vor. Eine Geige bildete sich heraus, dann ein Lächeln, ein Schwarm weißer Krähen und eine Hand. Diese Hand streckte sich, und während sie sich langsam im Wasser drehte, griff sie zu, schloss sich um einen unsichtbaren Gegenstand. Und dann krümmten sich die Finger vor Schmerz.
    Johnny rief quer durch die Küche: »He, Amigo, alles in Ordnung bei dir?«
    Eliot schüttelte den Kopf, um die Musik zu verscheuchen. »War nur etwas weggetreten. Lange Schicht.«

    Johnny kippte einen Sack tiefgekühlter Kartoffelspalten in die Fritteuse. Das kochende Fett zischte und schlug Blasen. Johnny trat zurück und senkte den Spritzschutz, aber nicht schnell genug. Tropfen sprenkelten den Betonboden, und Johnny runzelte die Stirn. Er hielt die Küche immer klinisch sauber. Sofort sah er sich nach einem Eimer und einem Wischmopp um, um sauberzumachen.
    Fiona kam durch die Küchentür; sie schien den Tränen nahe zu sein. Schweiß durchtränkte die Lagen aus Baumwoll-T-Shirt, Schürze und rosafarbenem Kleid. Sie war vom Kinn bis zu den Knien mit Marinarasauce bespritzt.
    »Ein Doppeltisch voller Kinder geradewegs aus dem Herrn der Fliegen «, sagte sie und holte tief Luft. »Ich brauche eine Pause.«
    »Ich wollte gerade hinten rausgehen«, sagte Eliot zu ihr. »Ein bisschen Luft schnappen.«
    Sie nickte, und sie gingen zur Hintertür.
    Er würde das Thema Mike draußen ansprechen. Sie würden sich etwas einfallen lassen, um ihn sich vom Hals zu schaffen.
    In diesem Augenblick kam Mike in die Küche gestürmt. »Fiona, warte!«, rief er ihr nach.
    Sie blieb stehen und drehte sich um; ihre Hände umklammerten einander so fest, dass die Knöchel weiß hervortraten.
    Mike sah mit seinem welligen, zurückgekämmten Haar und seinem kräftigen Kinn sauber, frisch und ehrlich aus – nach allem, was er in Wirklichkeit nicht war.
    »Ich wollte mit dir sprechen«, sagte Mike. Er warf einen Blick zu Johnny und Eliot. »Lasst ihr beiden uns mal eine Sekunde allein?«
    Johnny rieb sich das Gesicht. Eliot merkte, dass er Fiona nicht mit Mike allein lassen wollte. Aber Mike war der Boss, und Johnny musste mit dieser Arbeit eine Familie ernähren. Er zog den Korb aus der Fritteuse, damit die Kartoffeln nicht verbrannten. Noch ein paar Tropfen Fett spritzten auf den Boden. »Ich geh’ draußen eine rauchen.«
    Eliot verschränkte die Arme vor der Brust. Er würde Fiona unter keinen Umständen allein lassen.

    Mike starrte Eliot geschlagene fünf Sekunden lang böse an.
    »In Ordnung«, sagte Mike dann seufzend, »du kannst es ruhig mit anhören, Knirps.«
    Fiona richtete sich so gerade auf, wie sie konnte, und trat näher an Eliot heran, konnte ihren Blick aber nicht recht vom Boden losreißen. »Was willst du?«, sagte sie.
    Mike hob wieder beide Hände in seiner patentierten »Beruhige dich«-Geste. »Ich wollte nur sagen, dass es mir leidtut. Ich hatte nicht vor, dich so fest zu packen.«
    Aber Mikes rechte Hand zuckte unwillkürlich, und Eliot fragte sich, ob er noch einmal daran dachte, wie er seine Schwester beim Arm genommen hatte. Dem Glitzern in seinen Augen nach zu urteilen hatte er es genossen.
    Eliot wollte, dass dieser Widerling aus ihrem Leben verschwand. Für immer.
    Der kleine Kinderreim-Singsang ging ihm im Kopf herum.
    »Lass mich deinen Ellenbogen ansehen.« Mike kam näher. Er hatte sein charmantestes Lächeln aufgesetzt. »Hast du blaue Flecken?«
    Fiona zog ihren Arm weg. »Bleib mir vom Leib.«
    Mike blieb stehen, und das Lächeln wich aus seinem Gesicht. »Wenn ihr beide auch nur daran denkt, Ringo etwas zu erzählen … Ich hatte ja vor, vernünftig mit euch zu reden, aber ich glaube, ihr wollt gar nicht vernünftig sein.« Er schürzte die Lippen. »Wisst ihr was? Vergesst es. Nehmt einfach eure Sachen und geht.«
    »Du … du feuerst uns?!« Fiona schnappte nach Luft.

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