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Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Nylund
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gehören, hasste ihre Regeln, die selbstgemachten Kleider und die Tatsache, dass sie nie irgendwohin fuhren. Tränen vernebelten Fionas Blick und sorgten dafür, dass der rosafarbene Satin ihres Kleids wie Zuckerwatte aussah.
    »Zieh das an.« Mike griff unter den Tresen, zog ein Ringo’s -T-Shirt
hervor und warf es ihr zu. Es traf sie an der Brust und fiel auf den Boden.
    Sie kniete sich hin, blinzelte, so schnell sie konnte, um ihre Tränen loszuwerden, und hob das T-Shirt auf. Ein aufgebügelter Uncle Sam lächelte sie an.
    »Ich zieh’s dir vom Lohn ab«, sagte Mike zu ihr.
    Eliots Hände zuckten.
    »In Ordnung«, flüsterte Fiona. »Kein Problem.«
    »Und hol dir eine der großen, schweren Schürzen von Johnny«, sagte Mike, »um den Rest zu verdecken.«
    Sie nickte und senkte den Blick auf den Schieferboden; sie war nicht länger imstande, Mike ins Gesicht zu sehen. Ihre Augen und Wangen brannten.
    Aber sie konnte sich nicht rühren. Sie wollte nicht, dass das Kleid – Satinschicht auf Satinschicht – raschelte und damit noch mehr Aufmerksamkeit auf sich zog. Und selbst, wenn sie das Stoffrascheln dämpfen konnte, wie sollte sie den Speisesaal durchqueren und in die Küche kommen, wenn all diese Leute sie anstarrten?
    Sie erstarrte. Beschämt.
    Mike ging um den Tresen herum und packte sie beim Arm – sein Daumen drang in die Beuge ihres Ellenbogens, und elektrisierender Schmerz durchzuckte ihren Unterarm.
    »Los«, knurrte er. »Hol …«
    Sie wand sich aus seinem Griff. Das tat noch mehr weh, aber sie ignorierte den Schmerz. Ihr Kopf schoss hoch, und sie starrte ihm direkt ins Gesicht.
    »Nicht!«, zischte sie durch zusammengebissene Zähne.
    Ihre Erniedrigung war ein verletztes Tier gewesen, das sich in embryonaler Stellung zusammengerollt hatte. Aber es war einmal zu oft gereizt worden und entrollte sich nun, erhob sich und bleckte die Reißzähne.
    Sie spürte Eliot nahe bei sich, bereit, Mike auf die Nase zu boxen. Es war gut zu wissen, dass er für sie da war, wenn es darauf ankam.
    Fiona ließ ihre Tränen strömen, ohne zu blinzeln, und fuhr fort, Mike niederzustarren.

    »Nicht!«, flüsterte sie. Es war kein beschämtes Flüstern, sondern das eines kaum gebändigten Zorns. »Rühr mich nie wieder an.«
    Mike öffnete den Mund, als wollte er etwas sagen, aber es kamen keine Worte. Er nickte langsam, hob beide Hände, als wolle er »Beruhige dich« sagen, und wich vorsichtig zurück.
    »Egal«, sagte er kaum hörbar. »Hol einfach die Schürze und geh an die Arbeit.«
    Aber er sah nicht beiseite. Irgendwie war er immer noch in Fionas finsterem Blick gefangen. Er zuckte, und seine Lippen verzogen sich zu einer Grimasse, so, als täte es weh, unter ihrem vernichtenden Blick stehen zu bleiben.
    Die Glocke über der Tür klingelte, und ein Pärchen kam herein.
    Fiona blinzelte, der Bann war gebrochen.
    Mike wandte sich den Gästen zu und knipste sein Lächeln an. »Einen Tisch für zwei Personen?«
    Fiona holte tief Atem. Sie drehte sich um; dann marschierten sie und Eliot durch den Speisesaal in die Küche.
    Wenn irgendjemand ihr Kleid anstarrte, kicherte oder mit dem Finger auf sie zeigte, so bemerkte sie es nicht. Ihr Blick war wieder fest auf den Fußboden gerichtet.
    Sie schob sich durch die Schwingtür und begutachtete ihren pochenden Arm. Dort, wo Mike sie gepackt hatte, war ihre Haut von blauen Flecken übersät, die seine Fingerspitzen hinterlassen hatten.
    »Geht’s dir gut?«, fragte Eliot sanft.
    »Ja. Klar.« Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie Lust gehabt, jemand anderen als ihren Bruder zu schlagen. Nein, nicht nur Lust gehabt. Sie hätte es wirklich getan.
    Für eine Sekunde hatte Fiona ihren Hass zu weißglühender Intensität konzentriert. Einen Moment lang hatte sie sich gewünscht, dass Mike Poole weder sie noch irgendjemanden sonst jemals wieder anrühren würde. Sie hatte sich gewünscht, er wäre tot.

8
    Mikes Hand
    Eliot stand vor der riesigen Spüle mit ihren zwei Becken; eine Seite war trocken, die andere mit trübem Wasser gefüllt, auf dem Seifenschaum trieb wie Wolken.
    Dieser Job war beschissen.
    Aber Eliot brachte zu Ende, was auch immer er angefangen hatte, selbst, wenn er keine Chance hatte zu gewinnen.
    Bei Ringo’s zu arbeiten war allerdings kein Spiel wie jedes andere – wie Vokabelbeleidigung oder ein Wettrennen die Treppen hinab. Nichts war es wert, tagtäglich die Misshandlungen durch Mike hinzunehmen. Die Schikanen machten ihm gar nicht einmal so viel

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