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Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Nylund
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dann Mike, der Johnny aus der Küche gescheucht hatte, bevor der das Fett hatte aufwischen können, auf dem Mike dann ausgerutscht war.
    Ein lautes, zittriges Seufzen entfuhr Johnny. Er sah erst Fiona an, dann Eliot. »Ihr beiden geht nach Hause. Ich habe das Lokal für heute dichtgemacht.« Er trottete zurück zur Küchentür, blieb stehen, als wolle er noch mehr sagen, aber dann zog er stattdessen doch nur die Tür hinter sich zu.
    »Armer Johnny«, sagte Fiona.
    »Du glaubst doch nicht, dass irgendwer Ärger bekommen wird?«
    Fiona drehte sich zu Eliot um und schüttelte langsam den Kopf. Dachte sie etwa das Gleiche? Dass sie tatsächlich schuld waren? Eliot musste immer wieder an die Bilder denken, die er im Seifenschaum gesehen hatte, bevor das alles geschehen war – ein Lächeln, einen Krähenschwarm, eine Hand, die sich vor Schmerz wand und dann schmolz.
    »Wir gehen besser nach Hause«, sagte Fiona. »Großmutter wird sich schon fragen, warum wir zu spät kommen.«
    Irgendetwas bewegte sich hinter dem Müllcontainer: Mit raschelnden Kleidern trat ein Mann aus den Schatten hervor.
Es war der Penner mit der Geige; allerdings hatte er zu Eliots Enttäuschung sein Instrument nicht bei sich. Der alte Mann öffnete den Müllcontainer, wühlte darin herum und zog ein Stück Pizza hervor.
    Eliot hatte ihn noch nie stehen sehen. Er war größer, als er gedacht hatte. Trotz des zerlumpten Trenchcoats, den er trug, stand er aufrecht da und sah irgendwie königlich aus, als er die verfilzten, gelblich weißen Haare beiseitestrich, die ihm ins vernarbte Gesicht und auf die kalte Pizza, auf der er herumkaute, fielen.
    Fiona schnaubte vor Abscheu und schickte sich an, zurück ins Ringo’s zu gehen, aber Eliot blieb stehen. Er wollte über Musik reden. Vielleicht sogar noch welche hören.
    »Wisst ihr«, sagte der alte Mann und hielt inne, um zu schlucken, »ihr beiden wart sehr tapfer.«
    Fiona blieb stehen, drehte sich um und verschränkte die Arme vor der Brust. »Die Pizza, die Sie da essen … Das ist Diebstahl!«
    »Ich bin mir sicher, dass die Müllhalde sie nicht vermissen wird.« Der Mann riss einen Bissen ab und bewunderte die Sardinen und die Kruste. »Ah, Brot und Fisch! Es gibt kein besseres Essen.« Er kaute und murmelte mit vollem Mund: »Wisst ihr eigentlich, dass Pizza aus Neapel kommt? Im 19. Jahrhundert da entstanden ist?«
    »Das stimmt nicht«, sagte Fiona und verfiel übergangslos in ihren Vortragstonfall. »Cato der Ältere schreibt in seiner Historia Romana über Fladenbrot, das mit Olivenöl, Kräutern und Honig gebacken wurde. Das war im dritten Jahrhundert vor Christus.«
    »Oder 79 nach Christus«, fügte Eliot hinzu, der nicht hinter den Angebereien seiner Schwester zurückbleiben wollte. »In Pompeji gab es Läden, die angeblich Pizzerien waren.«
    Ein Hauch von Verärgerung huschte über das Gesicht des alten Mannes; doch dann, plötzlich, funkelten seine blauen Augen amüsiert. »Wunderbar. Ihr beide seid schlau!«
    Er nahm noch einen Bissen. »Glaubt ihr, dass die Bürger von Pompeji, während es von glühender Asche bedeckt wurde« –
er riss einen Arm über den Kopf hoch – »sich einer letzten Orgie des Pizzaverzehrs hingegeben haben?« Dramatisch ließ er die Finger nach oben flattern. »Bevor dann … Puff! Ich habe die Abdrücke der Leichen gesehen. Da hat niemand gegessen.«
    Eliot sah seine Schwester an, die ihn ihrerseits mit offenem Mund anstarrte.
    Der alte Mann leckte sich das Fett von den Fingerspitzen. »Das bringt uns zurück auf die Ereignisse des heutigen Tages: Ihr beiden solltet stolz sein, ihr habt euren Freund vor dem Feuer gerettet.«
    »Es war kein Feuer«, murmelte Fiona und senkte den Blick auf die Straße.
    »Er war auch nicht gerade unser Freund«, sagte Eliot.
    »Nur ein Grund mehr, euch zu gratulieren.« Der alte Mann rieb sich die Nase. »Sogar erfahrene Ärzte können manchmal den Geruch und den Anblick von Haut nicht ertragen, die sich wie ein verfaulter Pulloverärmel ablöst.« Er lächelte und entblößte gelbe Zähne und schleimigen Teig.
    Fiona gab einen winzigen, würgenden Laut von sich. Sie trat auf Eliot zu und sagte: »Gehen wir. Der Kerl ist seltsam.«
    Er war seltsam. Und er machte auch Eliot Angst. Aber der alte Mann faszinierte ihn auch. Er wirkte nicht wie derselbe gebrochene Mann, den sie jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit gesehen hatten. Irgendetwas hatte ihn wieder zum Leben erweckt.
    »Ihre Musik«, sagte er zu dem Mann, »die Melodie, die

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