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Gemischte Gefühle

Gemischte Gefühle

Titel: Gemischte Gefühle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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Luft. Es war die Nummer 3 – Jean Kelly. Er überschlug sich und raste auf einen der Abfangzäune zu.
    Das Flachstück war nur etwa vierhundert Meter lang, dann ging es einen vereisten Steilhang hinab, der voller Fallen war. Auf diesem Stück wurden Geschwindigkeiten bis zu 140 km/h erreicht.
    „Fünf und Sieben sind dicht hinter dir, Ralf. Kelly hat den Sturz unverletzt überstanden. Er nimmt das Rennen wieder auf. Er hat einen Rückstand von neunundzwanzig Sekunden.“
    Ralf raste das Steilstück hinab. Hier konnte er an Boden gewinnen. Weit vor sich sah er die Spitzengruppe, die von Tom Rowe angeführt wurde.
    Nun bremsten Buckel und Querrillen die rasende Fahrt.
    Und schon tauchte die Todesspirale auf. Ein Betonturm, der aus zehn numerierten Eingangslöchern bestand. Niemand wußte im voraus, welches der Löcher seine Nummer tragen würde.
    „Dein Loch ist das dritte von links, Ralf!“
    „Danke“, keuchte er.
    Er bremste weiter die Fahrt. Keinesfalls durfte er zu rasch sein, denn sonst konnte es passieren, daß er einen falschen Eingang erwischte. Das Herübernehmen nach links kostete Kraft.
    Rowe und David verschwanden fast gleichzeitig in den Öffnungen, dann folgten Lacombe und Dettori.
    Ralf riß es die Ski auseinander. Er fixierte Eingang Nummer 9 an.
    Harper war nur noch zwei Meter vor ihm. Der Computer hatte ihm den Eingang zugewiesen, der neben dem Ralfs lag.
    „Sei vorsichtig, Ralf!“ schrie Sullivan.
    Ralf wollte keinesfalls Harper überholen. Der Amerikaner war für seine Brutalität bekannt.
    Aber der Teil der Piste, auf dem sich Ralf befand, war buckellos und völlig glatt, während Harpers Bahn große Hindernisse aufwies. Zwangsläufig kam Ralf seinem Gegner immer näher.
    Und dann war er neben Harper und fuhr an ihm vorbei.
    In diesem Augenblick handelte der Amerikaner. Er besaß die Brutalität, die Ralf fehlte. Denn nach den ungeschriebenen Gesetzen der Profis hätte Ralf ihn behindern und aus der Bahn werfen müssen.
    Harper besaß diese Skrupel nicht. Er riß den linken Stock hoch und stieß die Spitze tief in Ralfs rechten Oberschenkel. Blut floß aus der Wunde.
    Ralf spürte den Schmerz, doch schon war der Eingang heran.
    Er hatte ihn genau erwischt. Sofort wurde er hochgerissen. Die Spirale lief nach links. Fünf Sekunden später stand er auf dem Kopf und die schwindelerregende Fahrt ging weiter, auf und ab. Ralf schlug mit dem Kopf gegen die Decke, doch der Helm milderte den Stoß. Mit dem rechten Ellbogen schlug er gegen eine Wand, dann stand er wieder auf dem Kopf und wurde nach rechts in eine weitere Spirale gerissen. Alles drehte sich vor seinen Augen. Wieder ein Schlag gegen den rechten Arm.
     
    „Was ist mit der Verletzung, Mandel?“ schrie Peter.
    „Eine harmlose Fleischwunde. Ich habe die Blutung gestillt.“
    Auf dem Bildschirm war nun in Zeitlupe Harpers Angriff auf Ralf zu sehen. Man sah ganz genau, wie sich die Stockspitze in den Oberschenkel bohrte und das Blut hervorquoll. Aber der Angriff hatte Harper kein Glück gebracht. Die Beschäftigung mit seinem Konkurrenten hatte sich nicht ausgezahlt. Er hatte sein Eingangsloch schlecht angefahren und war mit der linken Skispitze hängengeblieben. Die Bindung war aufgegangen. Er war nur mit einem Ski in das Labyrinth hineingefahren, war zu Fall gekommen und raste nun, sich endlos überschlagend, durch die Spirale. Bewußtlos kollerte er aus dem Labyrinth heraus, rutschte den Abhang hinunter, verfing sich in einem Fangzaun und blieb leblos liegen.
    Ralf war wie eine Rakete aus dem Labyrinth geschossen und flog nun förmlich den vereisten Steilhang hinunter, der zum Höllengraben führte.
    „Wie fühlst du dich, Ralf?“
    „Meine Knie schmerzen“, keuchte er.
    „Und die Wunde?“
    „Spüre ich nicht.“
    „Gut. Drück jetzt auf das Tempo.“
    Peter hob den Kopf und blickte den Bildschirm an, auf dem Ralf zu sehen war. Links war seine Zeit eingeblendet und rechts die Geschwindigkeit, die er fuhr.
    „Du bist mit 152 unterwegs. Tiefer in die Hocke. Du mußt 160 erreichen, sonst schaffst du den Graben nicht.“
    Im Fernsehraum war es nun völlig ruhig. Alle starrten die sich ändernden Zahlen an.
    155, 157, 159.
    „Du schaffst es, Junge, du schaffst es!“
    Peter atmete erleichtert auf, als die 162 kam.
    Ralf wurde in die Luft geschleudert. Sein Flug war ruhig. Scheinbar schwerelos schwebte er über den Graben, der zehn Meter breit und siebzig Meter tief war. Etwas riß es ihm die Ski auseinander, als er landete, aber

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