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Gemischte Gefühle

Gemischte Gefühle

Titel: Gemischte Gefühle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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er korrigierte sofort.
    „Gut, sehr gut, Junge.“
    Das Keuchen Ralfs war im Raum zu hören.
    „Du liegst gut im Rennen. Harper hat es erwischt.“
    Er unterbrach die Verbindung.
    „Harper ist tot“, sagte Holzer, der mit Kopfhörern das normale Programm verfolgte. „Er hat sich das Genick gebrochen.“
    Es ist nicht schade um ihn, dachte Peter gefühllos.
    Acht Läufer waren noch im Rennen. Vier vor Ralf, drei hinter ihm.
    „Pulsschlag 192“, sagte der Arzt. „Sonstiger Zustand normal. Ich erhöhe die Sauerstoffzufuhr.“
    Rowe und David kämpften um die Führung. Etwa fünfzig Meter dahinter fuhren Lacombe und Dettori, die sich aufmerksam belauerten. Und zwanzig Meter dahinter lag Ralf.
    Kelly war weiterhin ziemlich aus dem Rennen, doch das besagte nicht viel. Sicherlich würde noch der eine oder andere ausscheiden.
     
    Ralfs Knie begannen stärker zu schmerzen, doch nach wenigen Sekunden hörte die Pein auf. Mandel hatte ihn behandelt.
    Nun kam die Himmelsbrücke, das letzte schwierige Stück des ersten Teils der Abfahrt.
    Die Himmelsbrücke war vierhundertfünfzig Meter lang, drei Meter breit, total vereist und voller Buckel und Rinnen. Zu beiden Seiten ging es fünfzig Meter in die Tiefe. Für jemanden, der da hinunterfiel, war das Rennen aus. Die Himmelsbrücke war eines der gefährlichsten Stücke der schwierigen Piste. Hier mußte man seine Gegner im Auge behalten, zu leicht konnte man in die Tiefe gestoßen werden.
    Aber es gab noch eine heimtückische Schwierigkeit. Eine Windmaschine war auf die Fahrer gerichtet. Der Wind wurde gelegentlich zum Sturm mit Spitzengeschwindigkeiten von hundert Kilometern. Und manchmal produzierte die Maschine auch heimtückische Böen, gegen die es keine Rettung gab.
    „Laß dich etwas zurückfallen.“
    Ralf wurde ordentlich durchgerüttelt, als er die Brücke erreichte. Sofort duckte er sich, um den heranrasenden Windböen möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Seine Geschwindigkeit wurde von Sekunde zu Sekunde langsamer. Immer wieder verriß es ihm die Skier.
    Ralfs Körper war schweißgebadet. Sein Herz klopfte zum Zerspringen.
    Und er hatte Angst, entsetzliche Angst.
    „Keine Bange, Junge, du schaffst es“, sagte Sullivan, um ihm Mut zu machen.
    Eine heftige Bö traf ihn und wirbelte ihn nach links herum. Die Spitze des linken Skis hing einen Augenblick in der Luft. Er kam in Rückenlage, korrigierte mit letzter Kraft und fuhr stöhnend weiter.
    Der Wind wurde stärker, wurde zum tobenden Sturm, der ihn und seine Konkurrenten von der Brücke reißen und in den Abgrund schleudern wollte.
     
    „Verdammt, das war knapp“, flüsterte Peter.
    Er sah auf den Bildschirm, der das normale TV-Bild zeigte. Er war nun viergeteilt. Links oben war der erste Läufer, Tom Rowe, von vorne zu sehen. Rechts oben zeigte Rowe, David und Lacombe von der Seite. Die unteren Viertel zeigten die beiden führenden Läufer in der Halbtotalen.
    Der führende wurde von einer Sturmbö getroffen und zur Seite geschleudert. Verzweifelt versuchte er das Gleichgewicht zu halten. Die Skier bis zu den Bindungen hingen in den Abgrund. Er war zum Stillstand gekommen und versuchte zurück auf die Piste zu kommen.
    Bob David jagte heran. Er fuhr nach rechts, hielt die Skier knapp beisammen.
    Dann war er neben Rowe und handelte so, wie er handeln mußte: Er stieß ihn in die Tiefe.
    Die Kamera zeigte den Fall das Kanadiers in Zeitlupe. Rowe überschlug sich einmal in der Luft, prallte im Fangnetz auf und blieb bewußtlos liegen. Für ihn war das Rennen zu Ende.
    Endlich war die Brücke überwunden. Ralf atmete erleichtert auf.
    „David hat Rowe ausgeschaltet. Hast du es gesehen?“
    „Nein.“
    Über viertausend Meter der Strecke hatte er bewältigt. Nun ging es sanft in eine Rechtskurve, an deren Ende die achthundertzwanzig Meter lange Loipe begann, die steil zu jenem Sessellift hinaufführte, der ihn zum zweiten Teil der Strecke bringen würde.
    Diese achthundertzwanzig Meter waren für Ralf höllisch. Langlauf war für ihn immer besonders schwierig gewesen. Und nicht einmal das Spezialtraining eines Langlaufstars hatte ihm besonders viel geholfen.
    Auf diesem Stück würde er vermutlich wertvolle Sekunden einbüßen. Seine Skier – natürlich auch die seiner Gegner – waren für dieses Stück denkbar ungeeignet.
    „Kleine schnelle Schritte, Ralf. Vollste Kraftanstrengung. Jetzt gilt es. Zeig, was dir Toni beigebracht hat.“
    Für Ralf war es eine Schinderei. Der Schweiß rann ihm in

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