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Gemischte Gefühle

Gemischte Gefühle

Titel: Gemischte Gefühle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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Bescheid. B., der den Bescheid bereits im Warteraum zur Hand genommen hatte, überreichte das Blatt wortlos dem Weißgekleideten, der daraufhin die aufgedruckten Angaben mit den Aufzeichnungen in einem auf einem Pult liegenden Kontrollbuch verglich. Besondere Sorgfalt verwandte er darauf, die Fotos auf dem Bescheid und im Kontrollbuch miteinander und mit B. zu vergleichen, um sich zu vergewissern, daß auch wirklich kein Täuschungsversuch vorliege. B. verfolgte diese Vorbereitungen geistesabwesend; auch nahm er kaum die Einrichtung des Applikationsraumes wahr. Das Zittern seines Körpers war stärker geworden, und das Bild seiner Umgebung verschwamm ihm vor den Augen.
    Der Weißgekleidete forderte ihn auf, sich zu entkleiden, und B. leistete dieser Aufforderung ungeschickt Folge. Der Weißgekleidete bemerkte seine Unsicherheit und erkundigte sich in einem Anflug von menschlicher Wärme, weswegen er, B., denn den Bescheid erhalten habe. B. erwiderte, er habe ein auf dem Index aufgeführtes Buch gelesen. Der Weißgekleidete wies auf das Gestell in der Mitte des Raumes und fragte gleichzeitig nach dem Titel des Buches. Während B. sich auf das Gestell legte, gab er wahrheitsgemäß an, es habe sich um einen Roman von Heinrich Böll gehandelt, der den Titel „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ trage. Der Weißgekleidete entgegnete, natürlich kenne er diesen Roman nicht; daher könne er auch die Schwere der Verfehlung nicht beurteilen. Gleichzeitig schnallte er B. mit ledernen Riemen auf dem Gestell fest.
    Als B’s Blick auf die von roten Spritzern verschmierte Wand fiel, erinnerte er sich plötzlich wieder mit äußerster Klarheit an seinen nächtlichen Traum. Verwundert stellte er fest, daß dieser Traum ganz anders gewesen war als gewöhnliche Träume, in denen sich ja Bruchstücke von Erlebtem und Erinnerten mit den verschiedensten Symbolen zu einem zerrspiegelartigen Bild formen. Dieser Traum jedoch war nichts anderes als eine sehr genaue Erinnerung an eine Reihe von Ereignissen gewesen, die B’s Jugend geprägt hatten.
    Sein Vater, so erinnerte sich B., hatte ihn oftmals zu sich in sein Arbeitszimmer befohlen, um ihn dort für von der Mutter berichtete Vergehen zu strafen. Einem genau festgelegten Ritus folgend, hatte der Knabe einen Rohrstock vom Schrank holen müssen, wobei er wegen seiner geringen Körpergröße auf den Schreibtischstuhl seines Vaters steigen mußte, und ihn sodann ohne Aufforderung seinem Vater überreichen müssen. Anschließend hatte der Vater ihn dazu aufgefordert, sein Gesäß zu entblößen und sich über den Schreibtisch zu beugen. Nach vollzogener Bestrafung, die stets dann, wenn B. Anzeichen von Widerstand hatte erkennen lassen, beträchtlich verschärft worden war, hatte der Knabe, immer noch halb entblößt, den Stock und die Hand seines Vaters küssen und den Stock auf den Schrank zurücklegen müssen.
    Und während B. sich noch an diese Szene erinnerte, ließ der Weißgekleidete zum ersten Mal den Ochsenziemer aufsein nacktes, hochgerecktes Gesäß niedersausen.

 
Herbert W. Franke Schaukampf
     
    Der Lärm war ohrenbetäubend. Wie eine Flüssigkeit wogte er in der Schale des Stadions, brandete über die Köpfe einer Hunderttausende zählenden Menschenmasse, quoll über die Ränder der Emporen und wurde schließlich an der konkaven Überdachung reflektiert. Ein schaurig dumpfes Rauschen, das die Magenwände zum Beben brachte, darüber ein Winseln und Kreischen, Schreien und Heulen, Wellenberge der Ekstase – betäubend, berauschend, schwindelerregend. Man konnte sich nur dagegen wehren, wenn man mitschrie, mitbrüllte, eins wurde mit diesem Orkan entfesselter Aggression.
    Alf Fisher stand weit oben, am Rand des Südturms, der längst zum Wahrzeichen der Stadt geworden war, in einem für das Publikum gesperrten Sektor. Er lehnte am Geländer, blickte hinunter ins Oval. Staub wehte von der Sandfläche auf. Dort kämpften zwei Wesen – eines erinnerte an eine Schlange, der plattgedrückte Leib war mindestens zwanzig Meter lang. Die Waffen des Tieres: ein gekrümmter Schnabel, mit dem es zuschlug wie mit einer Harpune, und ein Stachel am Schwanz, mit dem es auf den Gegner einstach. Diese Kampfweise bedingte, daß es sich herumwarf wie ein Fisch auf dem Trockenen, daß es hochschnellte, durch die Luft wirbelte und wie ein Hufeisen gekrümmt zur Erde niederfuhr.
    Das andere Tier gehörte zu den Flugsauriern – man hatte ihm die Flügel gestutzt, damit es nicht wegflattern

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