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Gemischte Gefühle

Gemischte Gefühle

Titel: Gemischte Gefühle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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mitreißenden Flut. Der Kampf hatte begonnen.
     
    Urwüchsige vitale Kraft gegen menschliche Intelligenz, unterstützt durch einige bescheidene technische Hilfsmittel … Wie immer war die Auseinandersetzung mitreißend, enervierend, dramatisch. Alf Fisher fragte sich, wie sie es erreichten, daß es stets hart auf hart ging, daß die Kräfte stets ausgeglichen waren, daß der Sieg immer auf des Messers Schneide stand. Es mußte an der Auswahl liegen, an einem genauen Studium der Fähigkeiten des Tieres und einer darauf präzise abgestimmten Auswahl der zugelassenen Waffen. Diesmal hatte der Mensch gewonnen, Rex Mangrove, siebzehn Siege, einer der großen Stars. Nicht immer gewann der Mensch, und manche der Gladiatoren hatten ihr Leben verloren. Aber sie alle hatten verzweifelt gekämpft, hatten ihr Leben teuer verkauft – und dem Publikum ein unvergeßliches Schauspiel geboten. Ihre Namen standen in Marmor gemeißelt und mit Gold ausgelegt auf dem großen Gedenkstein neben dem Haupteingang.
    Immer wieder brodelte der Jubel hoch, wenn Rex Mangrove die Faust gegen den Himmel hob oder Funken aus seiner Elektropeitsche sprühen ließ.
    Seinerzeit hatte Alf Fisher das Schauspiel stets bis zum Ende ausgekostet, er hatte gewartet, bis das Gros der Zuschauer das Stadion verlassen hatte, und oft war er dann die leeren Sitzreihen hinuntergelaufen, bis vorn an die Brüstung, wo die Ehrenplätze für Politiker, Raumfahrtpioniere und Schauspieler waren, er hatte in die zerwühlte Sandfläche gestarrt und sich selbst dort unten gesehen, Auge in Auge mit dem Monster, angefeuert von den Zuschauern und überlegen im Sieg. Diesmal aber wandte er sich ab, ging die Treppe zur Terrasse des Südturms hinauf, von dem man einen prächtigen Überblick über das ganze Stadion hatte. Er drückte den Klingelknopf und sprach seinen Namen in das Mikrophon der Gegensprechanlage. Die Tür öffnete sich ferngelenkt, und Alf stieg einige mit Teppichen belegte Stufen hinauf. Er erreichte ein Foyer – Glaswände, Gruppen von Ledersesseln um winzige Rauchtischchen verteilt, und wieder der dicke Teppichboden.
    Vor ihm öffnete sich eine Tür, und ein Mädchen trat heraus: Es war blond, hatte ein symmetrisches Puppengesicht und eine makellose Figur. Es trug seinen Arbeitsmantel wie eine Kreation der Pariser Haute Couture: Christa, Göblis Assistentin; er hatte sie bei vielen Fernsehinterviews gesehen, wenn auch stets nur im Hintergrund, als ein Schmuckstück, auf das man aber nur mit vornehmer Zurückhaltung zeigt. Es liefen Gerüchte darüber um, auf welche Art sie zu dieser bevorzugten Stellung gekommen war, aber das waren Gerüchte, wie sie in der Gesellschaft stets umliefen – im Grunde genommen belanglos und unwichtig für das Geschehen, um das es wirklich ging.
    „Sie sind Alf Fisher, ich weiß“, sagte Christa. „Direktor Göbli erwartet Sie.“
    Der Leiter des Unternehmens war ein bekannter Mann. Es war seine Idee gewesen, Tiere von fremden Planeten auf die Erde zu bringen und mit ihnen Kämpfe auszutragen. Er hatte damit überraschenden Erfolg gehabt, und innerhalb weniger Jahre hatten die Schaukämpfe selbst den Fußball und den Skizirkus an Popularität überrundet. Bei Fußball und Ski – da ging es um Tore und um Hundertstelsekunden, genaugenommen um fiktive Ziele, ohne ernsthaftes Interesse für die Menschheit, nur durch die intensive Werbung hinauflizitiert. Bei den Schaukämpfen aber ging es um etwas, was noch immer in die tiefsten Winkel des Bewußten und Unterbewußten drang: um das Leben, wenn es auch nur jenes eines Repräsentanten der Menschheit war, eines Stellvertreters für alle jene, die den Kampf aus bequemen Stühlen heraus verfolgten. Und doch wurde auch in diesen etwas aufgewühlt und an die Oberfläche gespült, was sonst tief im Verborgenen verschüttet lag, Grausamkeit, Rücksichtslosigkeit, die Bereitschaft zu töten, die Lust am Untergang … Vielleicht war es das, was die Gladiatoren zu echten Volkshelden machte, zu Idolen der Jugend, zu Vorbildern und Stars. Was gab es auf dieser Welt noch Größeres, als Held der Schaukämpfe zu sein!
    Der Direktor wühlte in einem Stapel von Mappen. „Was glauben Sie, wie viele Bewerbungen wir kriegen. Wir lassen die Selektion durch einen Computer durchführen – das garantiert uns ein objektives Ergebnis. Sie müssen gute Qualifikationen mitbringen, wenn Sie in die letzte Wahl kamen.“ Er schlug eine Mappe auf, blätterte darin. „Ich hatte noch keine Zeit, mich mit Ihren

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