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Gemischte Gefühle

Gemischte Gefühle

Titel: Gemischte Gefühle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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Situation zu unterstreichen, die sich überraschend ergeben hatte.
    Alf hatte Christa nie sonderliche Beachtung geschenkt, nicht deshalb, weil sie ihm nicht gefallen hätte oder weil sie, wie man munkelte, die Geliebte des Direktors war. Er hatte sich nicht für sie interessiert, weil er sich für niemand anders interessierte, weil er in seiner Aufgabe völlig aufging. Zu seiner eigenen Überraschung fühlte er sich an diesem Abend ungemein wohl, und fast war ihm, als lernte er eine Dimension des Lebens kennen, die ihm bisher entgangen war. Er hatte sich immer als Einzelgänger gefühlt, und er war auf seine Unabhängigkeit stolz gewesen. Oft war es ihm schwer gefallen, Distanz zu halten, es hatte Männer gegeben, Abenteurer wie er, die ihn gern zum Partner gehabt hätten, und auch einige Frauen, die es gar nicht zu verbergen versuchten, daß er ihnen gefiel. Aber ihnen allen war er ausgewichen, hatte sich von ihnen getrennt, oft abrupt und rücksichtslos – sobald er merkte, daß sich da eine Bindung ergeben könnte, die seine Freiheit behindern würde. Deshalb schätzte er die Mädchen, die sich in der Nähe der Raumflughäfen herumtrieben – weil sie wußten, was die Männer, die von langen Expeditionen zurückkamen, Jäger und Prospektoren, brauchten und wofür sie Geld übrig hatten. Das war ein ehrliches Verhältnis, jeder wußte, was er wollte und was er zu geben bereit war, und einige Stunden später war alles vorbei und vergessen, man fühlte sich entlastet und frei.
    Und nun war ein Mädchen bei ihm, ganz anders als jene, die er bisher kennengelernt hatte. Sie war hübsch und klug und hatte eine feste Position im Leben, doch sie war mit ihm gekommen wie ein Flittchen vom Touristen viertel. Und als sie nun die Schuhe abstreifte, die Beine anzog und sich an ihn lehnte, da waren ihre Absichten völlig klar, und sie machte auch keinen Versuch, es zu verbergen. Er reagierte fast mechanisch, er zog sie an sich, vergrub sein Gesicht in ihrem Haar, ließ eine Hand an ihrem Rücken spielen, während die andere ihre Wange streichelte, doch auf einmal merkte er etwas Ungewohntes in ihrem Verhalten, obwohl sie nichts anderes tat als alle anderen Mädchen eine Art rückhaltloser Hingabe, eine Intensität des Gefühls, die ihn erschreckte und wehrlos machte, zugleich aber auch das Empfinden ungeahnten Glücks. Ihm war, als kenne er dieses Mädchen seit Urzeiten her, und er spürte, so unglaublich es auch war, daß er mit einer echten, heftigen, geradezu verzweifelten Leidenschaft geliebt wurde. War das noch die kühle Christa mit dem unbeweglichen Puppengesicht, die unnahbare Schöne an der Seite eines modernen Imperators, der mit Menschen und Schicksalen spielte? Plötzlich war sie ein Mensch aus Fleisch und Blut, plötzlich hatte sie ihre Maske verloren, zeigte eine neue Persönlichkeit – menschlich offenherzig, sensibel und verletzlich. Und dann traf es ihn wie ein Schlag, als er erkannte, daß auch bei ihm einige Minuten genügt hatten, um fest gefaßte Vorsätze zum Wanken zu bringen, daß er anfällig war wie alle anderen, beeinflußbar, charakterlos …
    Er stand abrupt auf und sagte: „Morgen kämpfe ich gegen eine Hornspinne. Es hat erst einen Kampf mit einem solchen Tier gegeben, ich muß mir die Aufzeichnung ansehen.“
    „Stört es dich, wenn ich noch ein wenig hierbleibe?“
    „Wenn du unbedingt willst“, antwortete Alf kalt. Er legte die Videokassette ein und zog den Vorhang vor der Großbildwand beiseite. Er drückte auf einen Knopf, und die Klarsichtscheiben der Fenster wurden dunkelbraun. Dämmerung senkte sich über den Raum, als sei draußen plötzlich ein Unwetter aufgezogen.
    Und dann erschienen die Szenen des Kampfes an der Wand – lebensgroß, in Stereo, so wie man es von einem Vorzugsplatz der Tribüne aus sieht. Alf war wieder voll konzentriert, er registrierte jede Bewegung des Tiers und des Kämpfers. Es war ein hochgewachsener blonder Mann, der sich sicher und geschickt bewegte. Selbst Alf fiel es auf, daß er ihm ähnelte.
    Christa kauerte in einem Stuhl, der hinten in einer Ecke stand. Daß es gerade dieser Kampf sein mußte! Sie hätte die Fäuste vor die Augen pressen wollen, aber sie war zu keiner Bewegung fähig. Mit aufgerissenen Augen verfolgte sie das Geschehen.
    Der Kampf verlief zuerst ganz nach Programm, geführt von einer überlegenen Intelligenz. Der Mann zeigte, was er konnte, es war fast wie ein Spiel, das er mit dem Raubtier trieb, er näherte sich ihm, ließ die Arme

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