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Gemischte Gefühle

Gemischte Gefühle

Titel: Gemischte Gefühle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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Hauscomputer Gott sei Dank gnadenlos abschmettert, und mindestens drei Einladungen zu einer Pa r ty, von denen sie eine annimmt. Obwohl man an sich gla u ben müßte, daß sie selbst für SensiFilme wenig übrig hätte, daß die Masse der Serien, in denen ihr Image auftritt, sie hätte abstumpfen lassen, ist das Gegenteil der Fall. Sie liebt SensiFilme, weil sie sich liebt, während die gewöhnlichen Teilnehmer SensiFilme lieben, weil sie sich und sie lieben. Aber das weiß Devra Fenriss auf ihrem Bärenfell nicht. Und überhaupt ist es ihr auch egal, denn sie ist jetzt die Amazone Aline, die, den grüngeschuppten Drachen am Zügelführend, auf das zackige Felsengebirge zugeht, in dem haarige Ba r barenkrieger ihr auflauern, die sie überfallen, die mit ihr kämpfen und sie schließlich, nachdem sie den Schwächsten von ihnen die Häupter abgeschlagen hat, bespringen we r den.
    Devra Fenriss fällt nicht auf, daß die SensiFilme, in denen sie mitspielt, stets nach dem gleichen Muster ablaufen und stets damit enden, daß sie von haarigen, ungeschlachten Kerlen besprungen wird. Denn sie ist leider nicht nur b e rechnend, sondern auch dumm und fühlt sich geschmeichelt, daß sie auf Parties, während der Photo-Sessions und in den Phantasien jener, die sich ihre Rollen ausdenken, stets im Mittelpunkt steht. Aline wird von einer heftigen Erregung gepackt, als die Barbaren ihre Köpfe über die Felsen erh e ben, und greift die Klinge fester. Der Stahl blitzt. Bevor sich in ihr auch nur die leiseste Erkenntnis verdichten kann, heißt es jedoch
    FORTSETZUNG FOLGT.
    Devra Fenriss ’ Augen verlieren jetzt ihre gläserne Starre. Sie wird sich der in diesem Raum herrschenden Wärme b e wußt und verspürt großen Durst. Sie steht mit einer grazi ö sen Bewegung auf, geht in die Küche und trinkt einen ha l ben Liter gelben Saft, der genauso schmeckt und genauso aussieht wie das Erfrischungsgetränk, daß Aline des öfteren zu sich nimmt, wenn sie nicht gerade im Keller irgendeines mächtigen P o tentaten schmachtet und in Ketten gelegt ist. Der Saft schmeckt Devra Fenriss gut. Sie hat auch Hunger, bringt es aber fertig (so schwer es ihr fällt), das nagende G e fühl in ihrem Magen zu ignorieren. Trotz des hartnäckigen Knu r rens läßt sie sich wieder, diesmal bäuchlings, auf das Bäre n fell sinken und schaut aus dem bis zum Boden ihres Apar t ments reichenden Fenster in die Tiefe der Stadt.
    Sie denkt nichts, denn das Gefühl, Aline zu sein, hat sie noch nicht völlig verlassen. Sie summt ein Liedchen vor sich hin, dessen Titel ihr entfallen ist, und beobachtet das Me n schengewimmel tief unter ihr, das helle Leuchten der R e klamewände, das tastende Suchen der Autoscheinwerfer und das kalte Glitzern vereinzelter Sterne. Als sie noch Blondie war, hat sie viel geraucht und sich eine Sammlung von L e derunterwäsche zugelegt, die sie jetzt nicht mehr trägt. Jetzt trinkt sie viel gelben Saft und sammelt antike Waffen und fragt sich hin und wieder, ob das auch die anderen Frauen tun, die Aline sind.
    Es ist ja schon komisch, daß man nach einer Sendung stets das Gefühl hat, etwas Besonderes essen, trinken, geni e ßen oder besitzen zu müssen, denkt Devra, aber weiter auch nicht. Ob die Teilnahme an einer Sendung den Menschen bestimmte Energien entzieht … so wie Alkohol den Körper entsalzt?
    Sie betastet ihre rechte Schläfe und versucht herauszufi n den, wo der Empfänger sitzt, der all die schönen Abenteuer in ihrem Hirn abrollen läßt, aber da ist nichts. Das Metal l ding ist nicht einmal erbsengroß, hat man ihr erzählt, und nicht einmal eine Operationsnarbe ist dort zu sehen, wo man es eingepflanzt hat. In ihrem Kopf ist jetzt eine wohltuende, samtene Schwärze und doch verlangt es sie nach etwas, das ihr nicht ganz klar ist.
    Devra Fenriss schaut aus dem Fenster, streicht sich die hellblonde Locke aus den Augen und fragt sich plötzlich, wer auf der Party zugegen sein wird, die heute abend zu E h ren von Curt Casewit gegeben wird, nachdem sein Kolu m bus der Milchstraße ein derart großer und unerwarteter E r folg geworden ist. Wird Talliaferro dort sein? Harald Schenk? Brombach? Stephan Gerber? Von Gerber hat sie lange nichts mehr gehört. Man munkelt, daß es mi t i hm zu Ende gehe. Auf alle Fälle muß sie sich noch herrichten. Aber zuerst geht sie noch einmal in die Küche und trinkt noch ein Glas gelben Saft.
     
    Der Anfall überraschte ihn, als er mitten auf der Straße stand. Zunächst hatte es nur in

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