Gemischte Gefühle
blickte Peter an.
„ Und immer die gleichen blöden Antworten. Bert, bri n gen Sie Ralf auf sein Zimmer. Keine Besucher. Versta n den? “
„ Sie kommen nicht mit? “ fragte Zinnemann.
„ Später. In einer halben Stunde. “
Geistesabwesend betrat Peter Sullivan die Hotelbar. Er war breitschultrig, fünfunddreißig , und das erste Grau zeigte sich in seinem dunklem Haar.
„ Das übliche, Mr. Sullivan? “ fragte der Barkeeper.
Sullivan nickte und rutschte auf einen Hocker.
Er nippte an seinem Drink und drehte sich nicht um, als er das Klappern hochhackiger Schuhe hörte, das neben ihm verstummte.
„ Darf ich mich zu dir setzen, Peter? “
Unwillkürlich preßte er die Lippen zusammen. Die Stimme hatte er seit fünf Jahren nicht mehr gehört.
„ Ja “ , sagte er undeutlich.
Das Rascheln von Stoff war zu hören. Langsam drehte er sich um.
„ Hallo, Carol. “
Sie blickte ihn kurz an und wandte den Kopf dann dem Barkeeper zu.
„ Ein Tonic mit viel Eis. “
„ Sehr wohl, Miss Wigham. “
Peter musterte sie verstohlen. An ihr war die Zeit offenbar spurlos vorbeigegangen.
„ Weshalb bist du nicht bei der Pressekonferenz, Carol? “
„ Ich habe mir nur Ralf angehört. Die anderen Fahrer i n teressieren mich nicht. Eigentlich bin ich nur wegen Ralf nach Denver gekommen. “
„ Niemand darf mit ihm sprechen. “
„ Ich weiß. Er wird wie ein Gefangener gehalten. “
„ Das gehört dazu. “
Sie nickte.
„ Ralf hat mir von dir erzählt, Carol. “
Sie trank einen Schluck.
„ Nach seinem olympischen Sieg war er eine Woche mit dir zusammen, Ich glaube, er ist noch immer in dich ve r liebt. “
„ Nein, das glaube ich nicht. Er war nie in mich verliebt. Unsere Beziehung war ganz anders. “
„ Du bist die einzige Frau, die ihn je verstanden hat. Das behauptet er. “
„ Möglich. “
„ Für dich war er einer unter vielen. So wie ich. “
Sie schwieg.
„ Ich habe Ralf nichts davon gesagt, daß wir es zwei Tage miteinander getrieben haben, nachdem ich Profi-Weltmeister wurde. “
„ Und warum hast du es ihm nicht erzählt? “
„ Ich wollte ihm seine Illusionen über dich nicht rauben. “
„ Er weiß genau über mich Bescheid, Peter. Ich spiele eh r lich. Das weißt du, das wissen alle. “
Peter nickte. „ Noch einen “ , sagte er und hob das leere Glas.
„ Hat dir Ralf erzählt, daß ich es ihm ausreden wollte, Pr o fi zu werden? “
„ Ja, das hat er. Er will beweisen, daß er besser ist als du glaubst. “
„ Das hätte er mir auf anderen Gebieten beweisen kö n nen. “
„ Du hältst noch immer nichts von Sportlern. “
„ Nichts von Berufssportlern. Ihre Tätigkeit ist so nutzlos, so sinnlos. “
„ Und deshalb bist du gekommen. Du wirst wieder einmal einen bissigen Artikel über den Profisport bringen, über se i ne Sinnlosigkeit, seine von Jahr zu Jahr steigende Brutalität, von seinen Auswüchsen. “
„ Richtig, das werde ich tun. Aber ich bin noch aus einem anderen Grund hier. “
„ Der ist? “
„ Ralf hat mir ein Exklusiv-Interview versprochen, wenn er Weltmeister wird. “
„ Ich bezweifle, daß er gewinnen wird. “
„ Ich glaube schon. Er ist härter, viel härter als ihr alle glaubt. “
„ Wenn ich dir einen Rat geben darf, Carol, dann setz ke i nen Dollar auf seinen Sieg. “
„ Ich wette niemals. Ich finde es scheußlich, daß man we t ten darf, wer dieses unmenschliche Rennen gewinnt. “
„ Du wirst es nicht ändern. Der Masse gefällt es, und die Masse zählt. “
„ Leider hast du recht. “
Wieder starrte er sie an. Sie mußte jetzt etwa achtundzwa n zig sein. Wie immer war sie völlig ungeschminkt und nach der neuesten Mode gekleidet. Äußerlich war sie unve r ändert. Aber ihre Einstellung war viel kritischer geworden. Von ihrer unbeschwerten Unbekümmertheit war nichts g e blieben.
„ Du bist anders geworden, Carol. “
„ Fünf Jahre ändern einen Menschen. Man blickt hinter die Fassaden und beginnt nachzudenken. Und was dabei herauskommt, ist wenig erfreulich. “
„ Bist du noch immer hinter den Prominenten her? “
„ Ja. Das ist mein Beruf. Aber es ist anders als früher. Früher wollte ich die Prominenten ins Bett bekommen. Ich war selig, wenn es mir gelang, einen Filmstar, einen Sportler oder einen bekannten Politiker zu verführen. Daran liegt mir nichts mehr. “
„ Du wirst doch nicht keusch geworden sein? “
„ Du hast dich auch geändert, Peter. Du bist zynisch g e worden. “
Er
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