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Gemischte Gefühle

Gemischte Gefühle

Titel: Gemischte Gefühle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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entschieden zu weit gegangen. Dein B e nehmen ist eine Schande, und wir werden ’ s nicht dulden, daß du …“
    „ Wir finden, daß deine verdrehten Schriften verboten gehören, und eure Schwester ist auch dieser Meinung “ , unte r bricht ihn seine Gattin. „ Wir finden dich unmöglich. Wir …“
    „ Ich soll an allem schuld sein? “ fällt ihr seinerseits – noch mit allen Anzeichen der Ungläubigkeit – euer Autor ins Wort. „ Selbst wenn ich jemals etwas von der Art g e schrieben hätte, was Günther las – und das ist nicht der Fall –, er hat von mir nie eine Zeile gelesen. Das weiß ich genau. Ich konnte ihn fragen, wann ich wollte, er wußte nie, was ich …“
    „ Papperlapapp! “ Arrogant rümpft sein leiblicher Bruder die Knollennase. „ Das sind doch nur Ausreden. Glaubst du, nach allem, was du dir bisher geleistet hast, hören wir uns von dir auch noch solche …“ Er verstummte, und seine A u gen weiten sich. Euer vielgescholtener Autor hat nämlich urplötzlich seinen alten zerfledderten Herrenschirm aus dem Schirmständer gerissen und drückt seinem leiblichen Bruder die metallene Schirmspitze an die fleischigen Kehllappen.
    „ Hinaus “ , befiehlt euer Science Fiction-Autor in frostiger Entschlossenheit. „ Hinaus mit euch. Wird ’ s bald?! Raus, raus! “
    „ Er ist ja nicht bloß völlig verdreht “ , keckert seines leibl i chen Bruders ständig am Rande zur Hysterie schwankenden Gattin, „ sondern richtig gemeingefährlich. Wir sollten die Polizei rufen. “
    „ Wir strafen ihn mit Verachtung “ , näselt ihr Gatte. „ Du wirst das noch bereuen “ , verheißt er und führt seine Ang e traute eilends nach draußen. Euer Autor knallt hinter ihnen die Tür ins Schloß.
    Euer vielgequälter Science Fiction-Autor, der nun allmä h lich mit dem Gedanken spielt, ob er nicht zu Gott zurüc k kehren soll, ringt um Atem und wischt sich Schweiß von der Denkerstirn. Da klingelt das Telefon. Das Geräusch, mit dem für ihn am Morgen das Unheil seinen Lauf nahm, nä m lich das Klingeln des Telefons, wiederholt sich, und er steht für einen Moment wie versteinert; aber dann geht er die paar Schritte zum Apparat und hebt ab. Noch übler kann es ja nicht kommen. Wer ist der Anrufer? Ein außerirdischer Au s länder, der ihm das Patent des gegen Atomraketen nutzlosen Energieschirms aufschwatzen will? Der Bürgermeister, der versehentlich die Absicht hat, ihm zum hundertsten Geburt s tag zu gratulieren? Stalins Sohn, der ihn als Ghostwriter se i ner Memoiren anzuwerben wünscht? Ein Science Fiction-Fan, der die Übergabe der in eures Autors Raritätensam m lung enthaltenen 1930er Ausgabe von Der Zukunftsstaat als höchstes Ziel der Naturheilkunde verlangt, andernfalls er die Pseudonyme, unter denen seine Pornos erschienen sind, au f zudecken droht? Eine strammärschige Blondine, die fer n mündlich sein Einverständnis einholen möchte, sich endlich, endlich ihren langgehegten Herzenswunsch erfüllen und ihm den Schwanz küssen zu dürfen? Keineswegs, wie man sich mittlerweile denken kann. Es ist der Literaturagent eures beleidigten und erniedrigten Science Fiction-Autors; und sobald er den Namen des Agenten vernimmt, weiß er auch unverzüglich, aus welchem Grun d d er Anruf erfolgt. Er hat ihm nämlich hoch und heilig auf den heutigen Tag eine se n sationelle Erzählung für das renommierte Science Fiction-Magazin Trans-Pluto versprochen, das zwar seit seiner Gründung schon fünfmal pleite war, sich aber nichtsdest o trotz von einer Ausgabe zur anderen schleppt, und seiner heutigen Fremdbeanspruchung wegen vermochte euer Autor daran keinen Schlag zu tun. „ Du hast mir hoch und heilig auf den heutigen Tag eine Erzählung fürs Trans-Pluto ve r sprochen “ , zetert sein Agent durchs Telefon. „ Wo bleibt das Ding? Kann man sich denn überhaupt nie auf dich verla s sen? Wie soll ich denn unter solchen Umständen meine Z u sagen gegenüber dem Herausgeber einhalten? Was machst du eigentlich den ganzen Tag lang? Wir benötigen den Text. Der Umschlag für die nächste Nummer ist schon gedruckt, und dein Name steht drauf. Was sagst du dazu? Hä? Hä?! “
    „ Ich stelle die Geschichte schnellstens fertig “ , stammelt in äußerster Verlegenheit euer nunmehr in eine mißliche Lage geschlitterter Science Fiction-Autor. „ Morgen schicke ich sie ab. Ehrenwort! “
    „ Bestimmt? “
    „ Ganz bestimmt! Hundertprozentig. Auf mich kannst du zählen, das weißt du doch! “
    „ Na gut.

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