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Gemischte Gefühle

Gemischte Gefühle

Titel: Gemischte Gefühle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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Ich erwarte dein Manuskript übermorgen. Und denk dran – sensationell muß es sein. Fröhliches Schaffen! “
    Als euer dergestalt verarschter Science Fiction-Autor den Hörer auf die Gabel schmettert, hat er endgültig die Nase gestrichen voll. Er bebt von den Großzehen bis in die Haa r spitzen, in seinen Mundwinkeln bildet sich Schaum „ Ve r fluchte Scheiße “ , brüllt er seine vier Wände an und schüttelt beide Fäuste gegen die Zimmerdecke. Er stürmt in die K ü che, entnimmt dem Tiefkühlfach eine vor Kälte weißlich beschlagene Flasche Bommerlunder und dem Wandschrank ein Glas; mit beidem in den Händen poltert er zurück ins Arbeitszimmer. „ Jetzt habe ich aber endgültig die Nase g e strichen voll “ , krakeelt er, reißt die Plastikabdeckung von der IBM, knautscht sie zusammen und wirft sie in eine Ecke. „ So, sensationelle Science Fiction darfs sein, hm? “ nuschelt er vor sich hin, während er mit Blättern und Kohlepapier raschelt und knistert, endlich alles einspannt und die M a schine einstellt. „ Na schön, dann sollt ihr sensationelle Science Fiction haben. Warum auch nicht? “ Er füllt eiska l ten Bommerlunder ins Glas und gießt ihn sich hemmungslos in den nüchternen Magen, so daß vor seinen Auge n e in ga n zer Sternenhimmel zu flimmern beginnt. „ Ja, wieso eigen t lich nicht? “ röchelt er, hustet und lacht hämisch auf. „ J a woll, Freunde, ich werde aus Scheiße Geld machen. “ Als fast schlagartig die Wirkung des Alkohols einsetzt, beruh i gen sich seine Hände, in seine Augen stiehlt sich ein irrsi n niges Glitzern, und seine Finger huschen stetig über die T a sten der Schreibmaschine, als er zu tippen anfangt und mi t ten aufs erste Blatt hämmert:
     
    HELD DES UNIVERSUMS

Kurt Luif
Dabeisein ist alles
     
    Wie immer vor Beginn einer Pressekonferenz war Ralf Mayer nervös. Das änderte sich aber sofort, als er ins Scheinwerferlicht trat. Einen Augenblick blieb er blinzelnd stehen, dann betrat er das Podium und verbeugte sich leicht. Der Zuschauerraum lag im Halbdunkel. Nur die in den e r sten Reihen sitzenden Journalisten waren undeutlich zu e r kennen.
    „ Meine Damen und Herren “ , sagte der Saalsprecher, „ wir stellen Ihnen nun Ralf Mayer vor! “
    Als Ralf sich setzte, war er nicht hur beherrscht, sondern auch sofort wieder zu dem leicht dümmlichen Naturbu r schen aus den Alpen geworden, zu dem ihn die heimischen Medien aufgebaut hatten. Die PR-Leute seines Teams hatten dieses Image noch verstärkt.
    „ Ralf Mayer ist dreiundzwanzig Jahre alt. Er hat neun Weltcuprennen gewonnen und wurde im vergangenen Jahr – als Krönung seiner Amateurlaufbahn – olympischer A b fahrtssieger! “
    Der Monitor auf dem Tisch zeigte ihn bei seiner Siege s fahrt, die ihm das olympische Gold und einen lukrativen Profivertrag eingebracht hatte.
    Er lächelte leicht, als er sich in Siegerpose dastehen sah, die Arme hochgerissen und den Mund zu einem Freude n schrei geöffnet. Er hatte die Bilder hundertmal gesehen, aber sie gefielen ihm immer wieder.
    „ Diese Saison wechselte Ralf Mayer zu den Profis über. Er wurde vom ATT-Team engagiert. Seine ersten Profire n nen waren nicht gerade erfolgreich für ihn. “
    Das kann man wohl sagen, stimmte Ralf zu, als er einige seiner Stürze auf dem Bildschirm sah.
    „ Vor acht Wochen gewann er zwei Gruppe-II-Profiabfahrtsrennen gegen mäßige Gegner, und vor vier Wochen schaffte er die Qualifikation für den WM-Lauf, als er den Aspen-Gold-Cup gewann. “
    Nun war er wieder als strahlender Sieger zu sehen. Sein blutroter Anzug mit dem ATT-Wappen glänzte in der So n ne. Sein dunkelblondes Haar war zerrauft, und seine grü n blauen Augen blitzten. Triumphierend hielt er den Goldp o kal in der rechten Hand. Mit dem linken Arm umarmte er seinen Tra i ner.
    „ Ralf Mayer zog für den morgigen WM-Lauf die ungü n stige Startnummer 9. Bei den englischen Buchmachern ra n giert er als letzter Außenseiter. Sein Trainer ist Peter Sull i van, der vor fünf Jahren der erste Profi-WM-Sieger war. Fragen Sie nun Ralf Mayer, liebe Freunde. Nehmen Sie ihn ins Kreuzverhör! “
    Und jetzt ist es wieder soweit, dachte Ralf. Jetzt werden sie mich und die Millionen Zuschauer in aller Welt mit den üblichen idiotischen Fragen quälen. Und wie üblich würde er auch die dämlichste Frage so beantworten wie sie seinem Image entsprach: sanft und bescheiden.
    Die Scheinwerfer wechselten alle paar Sekunden die Fa r be. Den Zuschauerraum konnte er nur

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