Gemischte Gefühle
zuckte die Schultern. „ Nun gehörst du selbst zu den Prominenten. Vermutlich bist du die bekannteste Journal i stin der USA. “
„ Nicht vermutlich. Ich bin es. “
Sie grinste und er erwiderte ihr Grinsen.
Carol glitt vom Hocker. „ Ich werde Ralf die Daumen drücken. Wo steckt er? “
„ In seinem Zimmer. Der Arzt ist bei ihm. “
„ Vermutlich stopft er ihn voll mit Schlafmittel? “
„ Nicht nur Schlafmittel. Du wirst nicht viel Spaß mit ihm haben, wenn er gewinnen sollte. An Sex ist er im Auge n blick nicht interessiert. Gegen die Fleischeslust gibt es heute auch schon Mittel. Im Augenblick ist er wie ein Eunuch. “
„ Ich will nicht mit ihm schlafen. Bis morgen, Peter. “
Er hatte mit vielen Mädchen geschlafen, doch für keines hatte er mehr als sexuelles Verlangen empfunden. Auch C a rol hatte ihm nichts bedeutet. Doch die Erinnerung an die zwei Nächte, die er mit ihr verbracht hatte, war durchaus angenehm.
Vor fünf Jahren hatte er selbst im Mittelpunkt des Intere s ses gestanden. Doch die Abfahrt, die er damals gewonnen hatte, war ein Kinderspiel im Vergleich zur morgigen. B e gonnen hatte alles vor acht Jahren, als einige Abfahrten mit gleichzeitigem Start von fünf und mehr Läufern stattfanden. Das hatte dem Publikum gefallen. Danach waren Hinderni s se in die Strecken eingebaut worden.
Er selbst war ein mäßiger Amateurfahrer gewesen, der kein Weltcuprennen gewonnen und nie an einer Olympiade teilgenommen hatte. Bei den Profis hatte er sich sofort durchgesetzt, denn bei ihnen konnte man seine Brutalität richtig ausspielen. Auf der Piste war er zum Raubtier g e worden, von seinen Gegnern gehaßt und gefürchtet. Nach dem WM-Sieg hatte er noch ein paar kleinere Rennen g e wonnen. Ein schwerer Sturz hatte seiner Karriere ein Ende gemacht. Er war Trainer geworden. Über das Angebot der ATT, Ralf Mayer zu trainieren, war er überaus glücklich gewesen. Sein Fixum war hoch, und er bekam 25 Prozent von allen Renngewinnen. Kein schlechtes Geschäft, da die Siegpreise in den meisten Rennen schon mehr als hunder t tausend Dollar erreichten. Und morgen ging es um eine Prämie von einer Million!
Ralf saß vor dem Fernsehapparat, den Ton hatte er abg e schaltet. Im Augenblick war Eraldo Tardelli zu sehen, ein hübscher Bursche mit schwarzgelocktem Haar und Glubsc h augen. Einer seiner morgigen Gegner, der von der Fachpre s se – wie Ralf selbst – als chancenlos eingestuft wurde.
„ Für Tardelli sollte die Strecke zu schwer sein “ , stellte Helga Gottwald fest, die neben ihm auf der Couch saß.
Ralf brummte etwas Unverständliches. Automatisch set z te er seine Unterschrift auf einer der Werbebroschüren der ATT. Sie schilderte detailliert seinen Lebenslauf und lieferte einen Rückblick auf alle großen Rennen, die er g e wonnen hatte. Der Werbeschrift lag eine Platte bei, auf der Ralf ein i ge der immer wieder gestellten Fragen beantwo r tete. Und natürlich gab es jede Menge Reklame in dem dünnen Hef t chen. Für alle Produkte der ATT wurde gewo rb en: Ferns e her , Radios, Platte n spieler, Recorder. Auch die Produkte der Firma Un i versum, die zu 90 Prozent im Besitz der ATT war, wurden angepriesen. Aus ihrer Fabr i kation stammte Ralfs gesamte Rennausr ü stung.
In den vergangenen Wochen war die Fan-Post gewaltig angeschwollen. An manchen Tagen hatte er fast tausend Briefe erhalten, die von drei eigens dafür verpflichteten S e kret ä rinnen bearbeitet wurden.
Nach ein paar Minuten legte Ralf eine Schreibpause ein. Helga trug die bereits signierten Werbeschriften hi n aus.
Als sie zurückkam, war Gerard Lacombe zu sehen, der das Podium betrat.
„ Er geht wie ein Holzfäller “ , sagte Ralf.
„ Und er fährt auch so. “
„ Er ist ein guter Fahrer. Einer der besten. Hart und zäh. Für mich ist er der Favorit. “
Helga setzte sich. Sie war ein bildhübsches Mädchen, Blond, langbeinig, vollbusig, sexy und überaus anschmie g sam. Und ihre Nähe tat Ralf gut.
Seit sieben Monaten war Helga tagtäglich mit Ralf z u sammen. Diese Monate hatten sie beide verändert.
Sie war schon seit drei Jahren für ATT tätig. Bert Zinn e mann hatte ihr den Job als Ralfs Betreuerin angeboten, und sie hatte ihn zögernd angenommen.
Es hatte nur wenige Tage gedauert, bis sie erkannt hatte, daß er ganz anders war, als ihn die Presse hinstellte. Er war nicht sanft und schon gar nicht freundlich. Meist war er mürrisch, in sich selbst zurückgezogen und nachdenklich. Seine Fans,
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