Gemischte Gefühle
– Anders mit CM-Effekt.
Nichts wird die Welt so sehr verändern wie dieses Med i um.
Wer nicht querschnittsgelähmt ist, wird es freiwillig.
Bildlich gesprochen.
Auf den ersten Blick.
Denn es gibt Anzeichen.
Symptome eines tieferen psycho-techno-physiologischen Zusammenhangs. – Ohne Zweifel. Wir betreiben Rückgra t entlastung, so und so …
Der Markt wird unersättlich sein – die Freiheit der Me n schen grenzenlos. Wer wird nicht in der Karibik tauchen, durch den Dschungel streifen und wie ein Vogel durch die Lüfte ziehen wollen, ohne sich aus dem Bett zu rühren und doch mit all seinen Sinnen vor Ort? Es erscheint paradox, wie der Televivor absolute Bequemlichkeit mit höchster A k tivität verbindet. Doch täuschen wir uns nicht. Buch, Bil d schirm und Bühne sind nicht viel unbequemer und lassen uns auch nicht gerade unberührt – innerlich, meine ich. Das ist es nicht, im Gegenteil.
Dazu wird es schon deswegen nicht kommen, weil das Gerät einfach zu teuer ist. Man wird es gar nicht kaufen können – nur mieten. Und selbst die Miete wird beträchtlich sein.
Wir alle wissen, wer im Bett bleibt, hat bald keins mehr.
Vergnügen muß verdient werden.
Das ist nun mal so.
Also raus aus dem Bett, waschen, anziehen, frühstücken, fahren, arbeiten, fahren, einkaufen, essen, fernsehen, lieben, schlafen, raus aus dem Bett – mein Gott, das mach ich schon Jahrzehnte so. Mehr oder weniger bewußt, mehr unbewußt, vieles schon unterbewußt. Ich bin überzeugt, die Psychoth e rapie wäre schon jetzt in der Lage, diesen trüben Alltag mit Hilfe des Televivors und besonderer Trainingsmethoden ins Unbewußte zu versenken oder gar ins Unterbewußtsein zu verdrängen …
Ich denke an eine Art Psychoführerschein für Televiv o ren.
Die Gewerkschaften werden umgepolt.
Man kämpft um äußerste Arbeitszeitverlängerung.
Die Pausen für Stoffwechsel, Hygiene, Liebe und Schlaf werden so knapp wie möglich bemessen. Die Menschen werden freiwillig schuften wie noch nie – unterbewußt, ve r steht sich –, so wie Autofahren. Das Phänomen ist bekannt. Und während sie, ohne es zu wissen, ihren Televivor ve r dienen, werden sie irgendwo draußen vielleicht Orchideen züchten oder einen Formel-I-Wagen steuern, wissentlich, bei vollem Bewußtsein!
Freilich wird es Querköpfe geben. Vor allem jene, die vorschlagen, mit dem Televivor zu arbeiten. Was prinzipiell möglich ist. Jeder darf so dumm sein, wie er will. Gottlob setzt sich Dummheit nicht durch … Was diese Leute übe r sehen, ist doch das Energieproblem.
Wo soll denn die Energie herkommen für Produktion und Unterhalt der Geräte? Dabei liegt die Lösung auf der Hand. Der Televivor macht nämlich sämtliche Verkehrsmittel überflüssig. Vorausgesetzt, man setzt ihn richtig ein. Von heute auf morgen würden ungeheure Energien frei. Denn man geht wieder „ zu Fuß “ oder fährt mit dem Rad, kann fliegen wie ein Vogel oder auf dem Meeresgrund spazieren gehen …
Weil man Zeit hat.
Den ganzen Tag.
Vielleicht gelingt es sogar, den Schlaf abzuschaffen. Da r an wird schon gearbeitet. Solange wird eben geschlafen, auf beiden Ebenen, unterbewußt wie bewußt, wenn man das so sagen kann. Fragt sich nur, wovon man träumt …
Übrigens, das unterbewußte Hin und Her zwischen Wo h nung und Arbeitsplatz muß aufhören. Wir werden uns das nicht mehr leisten können, nicht nur wegen der Energie. In der Zeit kann gearbeitet werden. Wir werden selbstverstän d lich in sogenannten Wohn-Produktionseinheiten leben – u n terbewußt, versteht sich.
Dieweil wir leben werden wie die Götter.
Denn – wir erkennen das gleichsam erst auf den zweiten Blick der Televivor macht das lichtschnelle Reisen zur ei n fachsten Sache der Welt! So faszinierend es sein wird, auf eigenen Schwingen zu fliegen oder sich in Tiefseegräben herumzutreiben, so langweilig und zeitraubend ist es, auf diese Weise größere Entfernungen zu überwinden. Ta t sächlich bringt uns der Televivor den lichtschnellen To u rismus …
Überall auf der Erde – oder besser noch unter ihr, damit sich die Natur wieder voll entfalten kann – wird man Ko n tingente von Televivoren einnisten, in raumsparenden Stru k turen, mit Zugang zur Oberfläche … Hier steigt man in ein solches Depot hinunter, begibt sich in eine Bereitschaft s zelle und programmiert sein Reiseziel, sagen wir in Austr a lien; dort steigt man aus einer ebensolchen Zelle wieder an die Oberfläche. Abgesehen von winzigen
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