Gemischte Gefühle
Wahrnehmungssprü n gen erfolgt die Umnabelung nahtlos und lichtschnell.
Ein Problem ist allerdings nicht von der Hand zu weisen.
Die Kontaktpflege mit der eigenen unterbewußten Ex i stenz!
Geriete sie außer Sicht, so würde das zwangsläufig eine neue Welle von Identitätskrisen auslösen. Wobei ich real i stisch unterstelle, daß eine totale Abschottung des Bewuß t seins unmöglich ist. Die Wahrnehmungen vermittels Telev i vor werden immer getönt sein vom augenblicklichen Grundbefinden der leiblichen Existenz …
So kann es zwischen zwei Flügelschlägen über einem Atoll zum unerklärlichen Orgasmus kommen …
Eine bizarre Vorstellung.
Es gibt noch andere.
Weit absurdere.
Solche Koinzidenzen werden uns zur Natur.
Wie Gliederschmerzen, schlechte Laune oder Schluckauf.
Oder gute Laune.
Oder Depressionen.
Man wird sich um die unterbewußte leibliche Existenz kümmer n m üssen, man wird sie nicht vernachlässigen dü r fen, weil sie ein Teil der Identität ist – ob man will oder nicht.
Wir alle wissen, was vom Selbsterhaltungstrieb in seel i schen Krisen zu halten ist. Die Suizidrate ist sowieso schon hoch genug. Nicht auszudenken, was in einem Menschen vorginge, der plötzlich und unerwartet mit der Wahrheit konfrontiert würde …
Was wir brauchten, wäre ein Triebapparat, und zwar e i nen verläßlichen. Irgend etwas müßte uns treiben, immer wieder die Begegnung mit der unterbewußten Existenz zu suchen, mehr oder weniger regelmäßig, möglichst ritual i siert. Und wir müssen das nicht erst erfinden. Wir verfügen schon immer über den Apparat. Vielmehr er über uns.
Ich denke an eine Art Metasexualität.
Belebung der voyeuristischen Komponente.
Der Televivor als Spiegel.
So einfach ist das.
Und wenn sich dann doch hin und wieder der eine oder andere aus diesem oder jenem Grund vom Gipfel stürzt – vermittels Televivor –, dann wird er eben um eine Erfahrung reicher sein …
Er mag mit dem neuen Gerät glücklicher leben.
Oder gründlicher verfahren.
Mit Totalschäden muß man rechnen.
Sowieso.
So oder so.
Man muß sie eben einkalkulieren.
In der Miete, meine ich.
Von vornherein.
Einer für alle.
Alle für einen.
So einfac h i s t d as
Joachim Körber
Flammenmeer
Wahrscheinlich habe ich nicht mehr lange zu leben, me i ne Lunge schmerzt in diesem heißen, feuchten Klima, und mit jedem Tag wird es wärmer. Nachts, wenn die unbar m herzige Sonne der wohltuenden samtenen Dunkelheit weicht, kann ich die Feuergrenze erkennen, die sich unaufhaltsam in me i ne Richtung schiebt. Und doch ist es jedes Mal ein gewalt i ger Anblick, über die gezackten Ränder der Hochebene hi n abzublicken auf die Welt und den tosenden Feuersturm unter mir.
Am Tage verrichte ich meine Arbeit wie bisher, messe Luftdruck, Luftfeuchtigkeit und Temperatur und melde die Ergebnisse an die zentrale Sammelstelle. Ich weiß nicht, ob noch jemand meine Durchsagen empfängt; Antwort erhalte ich seit Monaten keine mehr, und doch erledige ich pflich t getreu die mir auferlegten Aufgaben. Die Zeit vergeht schneller, wenn man etwas zu tun hat.
Früher, als meine Gesundheit noch besser war, habe ich oft lange Exkursionen in die unberührte Wildnis dieses nun verlassenen Kontinents unternommen. Damals konnte Janet noch meine Arbeit erledigen. Doch auch das ist vorbei. Der Dschungel hat sie geholt, aber vielleicht ist sie auch dem Zauber des Feuers erlegen. Wer vermag das zu sagen? Vie l leicht ist ihre Seele schon auf feurigen Garben emporg e schwebt in die ewige Nacht des grenzenlosen Weltalls, vie l leicht erwartet sie mich schon dort oben in irgendeinem Äquivalent des Paradieses, wenn die Menschen das Tor d a zu noch nicht selbst verschlossen haben.
Niemand, der es nicht selbst gesehen hat, kann sich eine Vorstellung von der bizarren, satanischen Schönheit des Dschungels machen. Gewaltige Baumriesen mit knorrigen, verschlungenen Wurzeln ragen ins grenzenlose Blau des Himmels, ein ständiges Raunen und Murmeln begleitet den Wanderer, der sich in die feuchten Niederungen hinabwagt; gut erinnere ich mich noch an die Zeiten, als es Tiere gab. Vögel mit buntem Gefieder saßen in den Ästen der Bäume, um – wurden sie eines Eindringlings gewahr – mit ärgerl i chem Gezwitscher davonzufliegen; allerlei Reptilien tu m melten sich in moderigen Tümpeln und abgestand e nen, sumpfigen Seen, die inzwischen alle vom Feuer ve r zehrt sind, und selbst einige der größeren Tiere habe ich noch g e sehen,
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