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Gemischte Gefühle

Gemischte Gefühle

Titel: Gemischte Gefühle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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gewaltig in ihren nun erloschenen Leben, nicht nur die blassen Widergaben der Fotografien; Alligat o ren etwa, die träge an Flußufern liegen, nur hin und wieder zähneb e wehrte Mäuler öffnend, um hungrig zu knurren, oder auch, um nur müde zu gähnen, aber blitzschnell ins Wasser gle i tend; haben sie erst einmal ein Opfer erspäht, so lassen sie ihm nur selten eine Chance.
    Das einzige Tier, das mir geblieben ist, Mia, meine Katze, wurde in der letzten Woche – oder war es die vorletzte, Zeit spielt in dieser glühenden Welt nur noch eine untergeordnete Rolle – von einem seltsamen Panzertier (ich habe noch nie etwas Ähnliches gesehen, auch nicht auf Bildern) angefallen und getötet, mit tränenden Augen war ich gezwungen, mit anzusehen, wie das seidige, grau-schwarze Fell von spitzen Zähnen und Klauen, die nicht von dieser Welt schienen, ze r rissen wurde. Das Tier schien bis zu einem gewissen Grad gegen die Hitze resistent, mehr und mehr solcher Kreaturen tauchen in letzter Zeit hier auf, vielleicht sind sie dazu au s ersehen, die Erben der Erde zu werden, die bereits beginnt, Geschöpfe hervorzubringen, die in ihrer neuen Umwelt zu überleben in der Lage sind.
    Der Tag neigt sich seinem Ende entgegen, undeutlich zeichnet sich der leuchtende Schimmer des Feuers gegen den Horizont ab, der bleiche Mond, fern und unnahbar, steht am langsam dunkler werdenden Himmel. Mit seinem po c kennarbigen Gesicht starrt er herab auf die rote Glut der E r de, das Leid seiner Schwester im All vermag ihn nicht zu erschüttern, ungerührt und frostig, kalt, unsagbar kalt, zieht er seine Bahn am nächtlichen Firmament.
    Ich frage mich, wie wohl die Erde von dort oben aussehen mag, eine strahlende, glühende Kugel, auf der die Insel me i ner Sicherheit immer kleiner wird und die Atmosphäre in den Zentren der heißen Zone kocht.
    Mit müdem Griff nehme ich eine Konservendose vom Regal. Seit Monaten lebe ich von Konserven, die Na h rungsmitteltransporte bleiben aus. Auch mein Dosenvorrat wird kleiner, was mir bleibt, ist die Wahl zwischen Verhu n gern und Verbrennen – falls mir die Flammen lange genug Zeit lassen, um zu verhungern. Zum Glüc k v erfügt die Stat i on über einen eigenen Brunnen, der mir noch einen spärl i chen Wasservorrat spendet und zum Kaffeekochen genügt. Das Wasser muß ich über einem offenen Feuer erhitzen, da auch die Stromversorgung zusammengebrochen ist. Das scheint mir ungeheuer komisch zu sein. Jetzt, wo die Fla m men die ganze Welt verzehren, dient mir das Feuer dazu, die letzten Tage so angenehm wie möglich zu gestalten.
    Nach dem Essen stehe ich lange draußen auf der Veranda und betrachte das Spiel der Flammen. Die Feuergrenze ist wieder ein gutes Stück näher gerückt, nur noch wenig Zeit wird vergehen, dann werde auch ich mein Ende in den Flammen finden. Langsam frißt die schwelende Glut den Dschungel auf, selbst hier kann ich das schmerzliche Stö h nen der Bäume hören, die ihre knorrigen Äste in hilfloser Verzweiflung dem kühlen Blau des Himmels entgege n strecken, ich kann hören, wie sie knarren und ächzen, wie das Harz zischend in der Hitze aus den aufgerissenen Poren entweicht, wie die Feuchtigkeit des Blattwerks mit häßl i chem Wschhhh in der Glut verdunstet.
    Gewaltige Flammenzungen lecken über den dunklen Himmel, sie bilden eine strahlende Korona am Firmament, mitunter gelingt es einzelnen Feuerbällen, sich von den höchsten Protuberanzen loszureißen. Wie phantastische V ö gel schweben sie dann durch die wabernde Luft, um sich haltlos in den oberen Schichten der Atmosphäre zu verlieren und zu erlöschen, oder aber sie stürzen zu Boden, um vie l leicht ein neues Stück des Dschungels anzustecken, was den Untergang dieses stillen, grünen Reiches jedoch nur unw e sentlich beschleunigt.
    Während ich hier stehe und den Dschungel betrachte, ist das Schlagen gewaltiger Flügel zu hören, und ein riesiger Vogel (wenn dieser Ausdruck für die Kreatur, die mich aus der Höhe mit bösartigen, roten Augen anstarrt, überhaupt zutreffend ist) schwebt über meinem Haus in der heißen Luft. Seine Haut ist lederartig und zäh. Mit einem häßlichen Krächzen wendet er sich von mir ab, um in Richtung des Feuersees zu verschwinden. Ich bin ihm wohl als Beute zu gering, vielleicht bietet ihm das Feuer aber auch eine Na h rung, die seiner unnatürlichen Existenz besser zusteht. Was für Geschöpfe die flammende Glut wohl sonst noch hervo r gebracht hat? Vielleicht existieren dort

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