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Gemischte Gefühle

Gemischte Gefühle

Titel: Gemischte Gefühle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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du dabei auch so auf dem laufenden bist. “
    Krabbe ließ sich nicht aus der Ruhe bringen:
    „ Jedem Bewohner von Trident Village steht ein bestim m tes Punktekontingent in seinem Life-Paß zu. Punktabzüge erfolgen für die Nutzung des Versorgungs-, Bildungs - und Lebenserhaltungssystems. In erster Linie aber für die Zute i lung der notwendigen Atemeinheiten. Denn die Luft ist b e kanntlich verstaatlicht! “
    „ Die Entprivatisierung des Sauerstoffs ist der sichere G a rant für das reibungslose Funktionieren der Großen Betre u ung! “ schaltete sich Partner schnell ein.
    „ Sollnorm erfüllt! Korrigiere: Sollnorm überschritten “ , applaudierte Draco.
    Spica klatschte in die Hände. „ Das bedeutet eine zusätzl i che Atemeinheit für uns drei! “
    „ Verbrauchte Einheiten können jederzeit durch erhöhte Experimentierwilligkeit ergänzt werden “ , lockte Draco.
    „ Habe verstanden. Bitte mich in apparatives Medizinall a bor eingliedern zu dürfen! “ Partner meldete es direkt in die Überwachungskamera, wobei er auf eine Großaufnahme spekulierte.
    „ Genehmigt! Draco, euer Großer Betreuer, ist immer für euch da. Bis zum nächsten Mal! “ Das Fanfarenindikativ b e endete wirkungsvoll den akustischen Auftritt aus der Haup t zentrale.
    „ Streber! “
    „ Psst “ , machte Spica und setzte sich zu Krabbe auf die Lehne des Sitzmobils.
    Krabbe strahlte: „ Endlich allein. “
    „ Nostalgische Formulierung. Vorsicht, Krabbe! “
    „ Angstherz! “
    „ Unsinn! Aber du wolltest mir doch eines von den neu e sten Bildungscomics mitbringen “ , schmeichelte sie.
    „ Pech. Der Nachschub klappt nicht richtig. Die neuen Hefte sind nämlich mikrobiologisch beschichtet und voll wasserlöslich. “
    „ Dann reaktivieren sie sich ja im Meerwasser als Phyt o planktondünger . “
    „ Was wiederum der Sauerstoffanreicherung dient. “
    „ Superfunktionell! “
    Krabbe legte einen Arm um die schlanke Taille des Mä d chens. Spica ließ es geschehen.
    Die Fossilform des Buches war tot. In den engen U-Boot-Bungalows wäre für Bücher auch kein Platz mehr gewesen. Im Synopsimeterverfahren konnte sich jedermann die schö n geistige Oldie-Literatur eines Jahrhunderts in einer Tage s einheit intuieren. Jede Kurzfassung enthielt maximal elf Ze i len Informationswert. Stilanalysen galten als Sinnlosmater i al. Den Rest besorgte die Lesemaschine, die mit ihren A u genrobotern ohne Ermüdungserscheinungen eine Million Buchstaben oder Zahlen pro Stunde vermitteln konnte.
    „ Sag mal, Spica “ , tastete sich Krabbe vorsichtig heran, „ du machst dir doch aus den kleinen roten Pillen nicht allzu viel. “
    „ Meinst du die synthetischen Erinnerungswecker? “
    „ Exakt. “
    „ Ich habe zwei Wochenrationen davon übrig. Ich int e griere mich lieber voll ins Nervenfaser-TV! “ Sie ließ sich auf den Boden gleiten und stützte einen Arm auf Krabbes Knie.
    Der Junge beugte sich zu ihr und flüsterte, daß er jema n den kenne, der nach diesen roten Pillen regelrecht süchtig sei.
    „ Süchtig? “
    „ Ja, erinnerungssüchtig! “
    Seit der Herstellung künstlicher Gedächtnismoleküle lag das industrielle Angebot jüngstzeitlich bei etwa siebenhu n dert unterschiedlichen Erinnerungswerten. Damit ließen sich eine Menge Elementarerfahrungen sparen. Der Vorteil dabei lag sowohl im Schnelltransfer als auch in der Verschlei ß minderung menschlichen Materials.
    „ Fallen Erinnerungen an etwas, das man selbst nie erlebt hat, unter Fiktion oder Realität? “ Spicas Makrelenaugen schimmerten fragend.
    „ Der Erfahrungswert soll maximal sein. “ Krabbe ergriff impulsiv ihre Hände. „ Ich mache dir einen Vorschlag, Gol d auge. Du überläßt mir deine kleinen roten Kapseln, und ich schenke dir dafür die neueste Tonlinse. “
    „ Find ’ ich wogig, stimme zu! “
    „ Nach dem Abspielen kannst du sie als Anhänger auf deinem Sammelarmband tragen. “ Er lachte auf. „ Vor fün f undzwanzig Jahren wäre das unmöglich gewesen. Da war so eine Tonlinse mindestens hundertmal so groß wie heute und hieß Schallplatte! “
    „ Schallplatte, Platt-schalle …“ alberte Spica, während sie aus ihrem kupferfarbenen Overall eine kleine Pillendose angelte. Verheißungsvoll ließ sie den Inhalt vor Krabbes Gesicht rasseln.
    „ Vorsicht, muß doch nicht jeder mitkriegen “ , mahnte der Junge, schnappte sich das Tauschobjekt und ließ es in einer Innentasche seine Leichttaucheranzugs verschwinden. Im Gegenzug bot er

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