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Gemischte Gefühle

Gemischte Gefühle

Titel: Gemischte Gefühle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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a strophe machen wollte. Jose war gerade am anderen Ende und versuchte, ein Interview mit einem Bauern zu erhalten. Der UN-Beauftragte schätzt die Zahl der bisherigen Toten auf über 100 000. Ich habe ihn sofort vergattert, daß er diese Zahl vorerst – zumindest bis morgen – zurückhält. So habe ich sie exklusiv und kann drum herum eine tolle Rührstory bauen. Den Bildteppich dazu habe ich hier vor der Nase.
     
    2. Juni
     
    Heute morgen habe ich meine Frau angerufen. Meine Kur z berichte sind alle gelaufen. Silvie hat sich bei WW-TV e r kundigt, dort scheint man ganz zufrieden mit meiner A r beit zu sein. Jedoch hat Silvie von Wolf Maier gehört, das Bil d material sei manchmal schwach gewesen. Verdammt, sollen die doch einmal selbst hierher in den Dreck kommen und die Scheiße drehen. Aber trotzdem: Ich muß mich halt anstre n gen, daß ich noch stärkeres Material aufreiße. WW-TV zahlt gut, ich möchte sie mir nicht vergrätzen.
    Silvie kann einen manchmal richtig nerven. Hat sie mir doch noch am Telefon mitgeteilt, daß sie einen neuen W a gen haben will. Dabei ist der jetzige, das neueste Methanol-Modell, noch kein halbes Jahr alt. Ich habe erst einmal abg e lehnt, so leicht verdiene ich mein Geld schließlich auch nicht. Aber dann hat sie am Telefon einen solchen Zirkus veranstaltet, daß ich schließlich doch zugestimmt habe. Aber ich habe mir ausbedungen, daß sie mit dem Kauf wartet, bis ich wieder zu Hause bin.
    Sonst Routine. Der Monsun kündigt sich an. Ich wollte es zuerst nicht glauben, denn er kommt vor der Zeit, doch Jose Amadillo, der sich in dieser Gegend besser auskennt, hat mich auf den schweren nächtlichen Regen vor einigen T a gen hingewiesen.
    Nun, das ergibt dann hoffentlich doch noch starke Bilder.
     
    3. Juni
     
    Ein harter Tag liegt vor mir. Ich muß die letzten Bilder dr e hen. WW-TV hat mich zurückgerufen. In Afrika gibt es i r gendwo einen Volksaufstand, das sei im Augenblick wicht i ger und zugkräftiger als Indien, schreibt Wolf Maier in dem Telegramm, das mir der Zimmerboy heute früh unter der Tür durchgeschoben hat. Maier hat nicht so unrecht; schlie ß lich sterben jeden Tag irgendwo auf der Welt soun d so viele Menschen an Hunger, aber Revolutionen gibt es gar nicht mehr so häufig.
    Mir soll ’ s recht sein. Die eine Woche hier reicht mir. Ich muß aber unbedingt noch genügend Monsunbilder zusa m menkriegen, denn seit heute nacht fällt das Wasser nur so vom Himmel. Zwar habe ich schon einige Einstellungen, aus dem Dorf, damals nach dem Regen. Aber es geht um die Atmosphäre, die ich als Ergänzung zu meinen Dürrebildern brauche. Auch dem Feature wird es gut tun, wenn ich es ein wenig mit entsprechendem Material anreichere.
    Um die aktuellen Kurzberichte kümmere ich mich nicht mehr, dafür habe ich keine Zeit. Das kann die Redaktion aus dem Materialangebot der Agenturen nehmen. Ich frage mich nur, wann hier, bei diesen hygienischen Verhältnissen, die Cholera ausbricht … Heute nachmittag um 16 Uhr geht meine Maschine. Ich darf nicht vergessen, mit Wolf Maier dieselben günstigen Konditionen für Afrika auszuhandeln wie für den hiesigen Einsatz.
     

Jörg Liebenfels
Das Monument der Ha r monie
    mit einer Illustration des Autors
     
    „ Ich möchte einen Hund “ , sagte Spica. Der Simulator, der das physiologisch ausgewogene Kunstklima steuerte, scha l tete sich mit leisem Gebläserauschen um.
    „ Was ist los? “
    „ Ich habe gesagt, ich möchte einen Hund. “
    „ Einen Hund? “ Partner war perplex.
    „ Ich wünsche mir nichts so sehr auf der Welt wie einen Hund! “
    „ Aber wir leben neunundvierzig Meter unter dem Me e resspiegel, Spica! “
    „ Auch Tiere können in einer Atmosphäre aus Helium und Wasserstoff leben. “
    „ Du hast einen dressierten Delphin mit Lebensretterd i plom. “
    „ Ich möchte aber einen Hund. “
    „ In Trident Village gibt es keine Tiere! Es hat sie nie g e geben und es wird sie auch nie …“
    „ Ich denke, wir leben in der Zentraleinheit der unbegren z ten Möglichkeiten “ , unterbrach Spica ihren Partner.
    „ In erster Linie leben wir hier im Monument der Harm o nie! “
    Partners Autoritätsfrequenz machte auf das Mädchen ke i nen Eindruck. Ihre großen Augen schimmerten golden wie die Haut einer geräucherten Makrele. „ Er braucht gar nicht groß zu sein “ , träumte sie laut weiter. „ Mir genügt ein kle i ner Hund. So ein ulkiger, wie er bei den olympischen Spi e len in Munichem als Maskotte

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