Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gemma

Gemma

Titel: Gemma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Last
Vom Netzwerk:
trug sie eine Tasse mit einer dampfenden Flüssigkeit, und Bryce
vermeinte, Hühnerbrühe zu riechen.
    Gemma wandte den Kopf ab, als Mammy ihr die Tasse an die Lippen
hielt.
    »Ich habe keinen Hunger, Mammy«, wehrte sie ab, aber Mammy ließ
nicht locker.
    »Ich weiß, Kleines, aber Ihr müsst bei Kräften bleiben. Wenn schon
nicht für Euch, dann doch für Euer Baby.«
    »Und auch für mich«, setzte Bryce hinzu. »Bitte, Gemma, lass nicht
zu, dass ich dich verliere, kaum dass ich dich wieder gefunden habe.«
    Gemmas Augen füllten sich mit Tränen, als sie Bryce' feuchten
Blick bemerkte. Ihre Hand strich über seine Wange, und sie lächelte ihn an.
    »Für dich tue ich alles«, wisperte sie und
ließ es zu, dass Mammy ihr einen Löffel Suppe zwischen die blassen, spröden
Lippen flößte. Gehorsam schluckte sie, bis die Tasse leer war, bevor sie
erschöpft wieder auf ihr Lager zurücksank. Eine weitere Wehe hielt sie mit Schmerzen
gefangen, und Bryce fragte sich verzweifelt, was er nur tun konnte, um seiner
Frau zu helfen. Aber wie alle anderen konnte auch er nichts anderes tun, als zu
warten.
    Endlich, als schon niemand mehr daran
glaubte, dass Gemma die Nacht überlebte, begannen die Wehen in immer kürzeren
Abständen zu kommen.
    »Okay, Bryce«, wies Doktor Halbrook ihn an, »Ihr wartet jetzt
besser draußen.«
    »Nein.«
    Erstaunt sah Halbrook ihn an. »Bryce, es ist äußerst unschicklich
für einen Ehemann, bei der Geburt seines Kindes dabei zu sein«, versuchte er
ihn zu überzeugen.
    »Das ist mir egal«, meinte Bryce mit rauer Stimme. Seine Augen
trafen die seiner Frau. »Ich werde dieses Zimmer nicht verlassen.« Gemma
versuchte ein zittriges Lächeln, das von einem weiteren furchtbaren Schmerz
hinweggewischt wurde.
    Jetzt übernahm Mammy das Regime. »In Ordnung. Master Bryce, zieht
Eure Stiefel aus.« Überrascht sah Bryce sie an, aber Mammy beachtete ihn gar
nicht. »Ihr werdet Euch hinter Miss Gemma aufs Bett setzen und sie stützen. Sie
wird jede Unterstützung brauchen, die sie bekommen kann.« Hastig folgte Bryce
ihren Befehlen, dann schloss er Gemma in seine Arme und hielt ihre Hände.
Wieder und wieder fühlte Bryce, wie der Schmerz vom Körper seiner Frau Besitz
ergriff, bis die Abstände so kurz waren, dass er sich fragte, wie Gemma diese
Tortur überhaupt noch ertrug. Immer wenn sie sich schmerzerfüllt aufbäumte
und gegen ihn presste, glaubte er, etwas tief in ihm müsse zerspringen, während
er sich gleichzeitig sehnlichst wünschte, etwas von seiner eigenen Kraft in den
geschwächten Körper seiner Frau fließen lassen zu können. Schließlich hörte er
wie durch einen Nebel Doktor Halbrooks Stimme.
    »Noch einmal, Gemma, na los. Noch einmal mit aller Kraft pressen.
Wartet, noch nicht, noch nicht ...« Eine weitere Wehe ergriff sie.
    »Jetzt!«, befahl Halbrook.
    Gemmas Finger schlossen sich um Bryce' Hände, und er drückte sie
so fest er nur konnte, als sie mit aller Kraft das neue Leben aus ihrem Körper
hinaus in die Welt presste.
    »Ihr habt es geschafft, Miss Gemma!«, jubelte
Mammy, als Halbrook das blutüberströmte Baby an sie weiterreichte. Liebevoll
nahm Mammy es in den Arm, bevor sie es an den Beinen fasste und ihm einen
kräftigen Klaps auf den Po gab. Wütendes Protestgeheul hob an bei einer so
unsanften Behandlung, und Gemma weinte und lachte gleichzeitig, als ihr Blick
Mammy und ihrem Kind folgte. Entkräftet sank sie zurück in die Umarmung ihres
Mannes, als ein weiterer Schmerz sie zu zerreißen drohte. Aufstöhnend biss
Gemma die Zähne zusammen und bäumte sich auf.
    Bryce' Blick flog zu Doktor Halbrook, der sich überrascht über
Gemma beugte und ihren Bauch betastete.
    »Miss Gemma, ich glaube, Ihr bekommt
Zwillinge.«
    Bryce' Gesicht verfinsterte sich bei dem Gedanken, dass Gemma
diese Tortur noch einmal durchleiden musste, aber über Gemmas schweißnasse Züge
glitt ein warmes Lächeln.
    »Zwillinge«, hauchte sie, bevor sie für einen
Moment die Augen schloss, um neue Kräfte zu sammeln für das, was ihr noch
bevorstand. Diesmal allerdings dauerte es nicht so lange, bis Mammy auch das
zweite Bündel Mensch in Empfang nahm.
    Erschöpft ruhte Gemma danach in Bryce' Armen,
während sich Mammy und Chantal um die Babys kümmerten. Nachdem die Kleinen
versorgt waren, wandte sich Mammy Bryce zu.
    »Also gut, Master Bryce. Nun aber raus.« Protestierend schlossen
sich Bryce' Arme fester um Gemmas Schultern, aber Mammy ließ sich nicht
beirren. Resolut warf sie ihn aus dem

Weitere Kostenlose Bücher