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Gemma

Gemma

Titel: Gemma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Last
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einmal im Arm hältst.«
    Als Bryce sich nicht rührte, erhob Gemma sich und kam auf ihn zu.
    »Hier,
du wirst sehen, es ist ganz einfach.«
    Bryce' Blick richtete sich auf Gemmas Gesicht. »Gemma, bitte,
zwing mich nicht dazu.« Verunsichert blieb Gemma stehen. Ihre Augen waren
riesengroß und fragend, als sie ihren Mann betrachtete.
    »Bryce, was ist los?«, fragte sie. Angst schwang in ihrer Stimme
mit, auch wenn sie verzweifelt bemüht war, es ihn nicht merken zu lassen.
    »Ich habe gedacht, ich könnte es, Gemma«, sagte Bryce. Er atmete
tief durch und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Ich habe wirklich geglaubt,
dass ich es könnte, aber ich kann es nicht.« Seine Augen flehten sie an, seine
Gefühle zu verstehen, als er weitersprach. »Ich habe versucht, mich damit abzufinden. Bitte, Gemma, das musst du mir
glauben. Ich habe es versucht. Und ich werde die Kinder anerkennen,
aber« – wieder atmete er tief ein – »ich kann nicht so tun, als wären sie meine
eigenen, wenn ich genau weiß, dass sie es nicht sind. Ich kann nicht den
liebevollen Vater spielen und mich gleichzeitig dabei fragen, wessen Fleisch
und Blut sie wirklich sind.«
    Gemma war bei seinen Worten totenbleich geworden und wich nun
langsam vor ihm zurück.
    »Was sagst du da?«, wisperte sie ungläubig.
    Bryce machte einen Schritt vorwärts, um ihr beruhigend die Hand
auf die Schulter zu legen, aber Gemma drehte sich um und wandte ihm den Rücken
zu, als müsse sie ihr Kind vor seinen Blicken schützen.
    »Gemma, bitte, versteh doch ...«, flehte er und ließ die Hand
langsam wieder sinken.
    »Oh, ich verstehe sehr gut.« Gemma presste das Baby fester an
sich, als würde ihr der kleine Körper Trost spenden, und drückte ihm einen Kuss
auf die weichen Locken. Sie fühlte, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten und
ihre Kehle eng wurde. Wie hatte sie nur denken können, dass sich alles zum
Guten wenden würde? Warum nur war sie davon überzeugt gewesen, dass, wenn Bryce
nur einen Blick auf seine Kinder werfen würde, er sehen musste, wie ähnlich sie
ihm waren?
    Ein tiefes, schmerzhaftes Loch schien sich in ihrem Herzen
aufzutun, als ihr bewusst wurde, was Bryce von ihr glaubte. Wie konnte er nur
glauben, dass sie versuchen würde, die Kinder eines anderen als die seinen
auszugeben?
    »Ich denke, es ist besser, wenn du jetzt gehst, Bryce«, stellte
sie mit erschreckend ruhiger, tonloser Stimme fest.
    »Gemma, bitte ...«
    »Nein. Du hast deine Entscheidung getroffen.« Sie atmete tief durch.
»Jetzt muss ich meine treffen. Bitte, Bryce, geh und lass uns allein.«
    Sie entschied sich gegen ihn!
    Bryce konnte es nicht glauben, als er das
Endgültige in Gemmas Stimme hörte. Er würde sie verlieren! Angst umkrallte sein
Herz und presste es mit eiskalten Fingern schmerzhaft zusammen. Großer Gott, er wollte sie nicht verlieren,
aber tief in seinem Inneren flüsterte eine kleine Stimme, dass er das bereits
hatte.
    Einen Moment lang zögerte er, bevor er sich umwandte und mit
langen Schritten das Zimmer verließ.
    Der kleine Robert und seine Schwester Cecilie entwickelten sich trotz
der Strapazen der langwierigen Geburt prächtig. Sehr zu Mammys Freude wuchsen
die beiden beinahe täglich und legten einen gesunden Appetit an den Tag.
    Gemma hatte es abgelehnt, eine Amme anzustellen, so sehr Mammy sie
auch dahingehend bedrängt hatte. Sie zog es vor, sich selbst um die beiden zu
kümmern, und sie liebte das Gefühl der innigen Verbundenheit, wenn ihre Kinder
an ihrer Brust tranken, viel zu sehr, als dass sie sie irgendeiner anderen
Frau überlassen hätte. Außerdem waren die beiden das Einzige, das ihr von Bryce
geblieben war.
    Seit jenem Tag hatte Gemma nicht mehr mit ihm
gesprochen. Bereits frühmorgens verließ Bryce das Haus und ritt hinaus auf
die Felder, um erst spät am Abend wieder zurückzukehren, als würde er es nicht
ertragen können, mit ihr unter einem Dach zu leben. Einige Male hatte sie ihn
kurz in der Halle gesehen, aber falls er sie überhaupt bemerkt hatte, hatte er
es sich jedenfalls nicht anmerken lassen oder sie bewusst ignoriert.
    Nach wie vor besuchte Alice sie, aber jetzt
wo Jessup wieder zu Hause war, waren ihre Besuche seltener geworden. Tabby kam
noch immer täglich vorbei, tief betrübt, dass Bryce und Gemma nicht miteinander
sprachen. Einige Male fragte er vorsichtig nach, was denn der Grund für die Verstimmung
gewesen war, aber Gemma wechselte jedes Mal das Thema, weil die Erinnerung
daran einfach zu schmerzhaft

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