Gemma
mit
einem Spitzenfächer Kühlung zuzuwedeln. Vielleicht sollte sie Mammy bitten, ihr
schon jetzt ein Bad einzulassen. Der Schmerz war stärker geworden, bohrend, und
Gemma erhob sich, um langsam zum Haus zurückzugehen.
Die Welle des Schmerzes, die ihren Körper durchflutete, traf sie
völlig unvorbereitet. Gemma schrie auf und schlang ihre Arme um ihren Bauch, um
ihn zu schützen, als sie stöhnend zu Boden sank. Großer Gott, was war das?
Angst sprang sie an, als sie daran dachte, dass sie ihr Baby
verlieren könnte. Nein!, schrie sie stumm und presste ihre Hände fester
auf ihren Bauch. Tränen traten ihr in die Augen, als sie still auf der Seite
lag und wartete, dass der Schmerz in ihrem Leib verebbte. Ihr Atem kam in
schnellen, keuchenden Zügen, und kalter Schweiß perlte von ihrer Stirn.
Gequält schloss Gemma die Augen. Sollte es ihr Schicksal sein,
Bryce' Kind zu verlieren, nachdem sie vielleicht dieses Kindes wegen den Vater
verloren hatte?
Nein, dachte sie
flehend. Das darf einfach nicht sein.
Langsam ließ der Schmerz nach, und Gemma
richtete sich auf Händen und Knien auf. Ihre Beine zitterten, und sie fragte
sich, wie sie überhaupt wieder auf die Füße kommen sollte.
»Mammy«, krächzte sie. Ihre Kehle war wie ausgedörrt. »Mammy!«
Gemma kniete noch immer auf dem Rasen, als sie Mammys entsetzten
Schrei und dann ihre eiligen Schritte auf der Treppe hörte. Gemma versuchte den
Kopf zu heben, aber er schien Tonnen zu wiegen.
»Miss Gemma! Jessus, Miss Gemma, was ist passiert?«, kreischte
Mammy schrill. Atemlos warf sie sich neben Gemma zu Boden. Gemma wollte sich
auf Mammys fleischige Schulter stützen, um aufzustehen, aber Mammy drückte sie
auf den Boden zurück.
»Bleibt liegen, Kindchen. Nur nicht bewegen, bis wir wissen, was
mit Euch ist«, schnaufte sie, während ihre kurzen, dicken Finger Gemmas Bauch
betasteten. »Ich rufe Elias, damit er Euch ins Haus trägt. Bleibt liegen.«
Elias erschien auf der Veranda, aufgeschreckt
von Mammys Schreien. Als er sah, was passiert war, rannte er die Treppe
hinab. Neben Gemma kniete er nieder.
»Elias, bring Miss Gemma hinauf in ihr Zimmer. Ich sage Rupert,
dass er Doktor Halbrook holen soll.«
»Bitte, Mammy, mir fehlt nichts«, wehrte Gemma ab. Der Schmerz war
wieder dem dumpfen Ziehen in ihrem Rücken gewichen, und alles, was sie jetzt
wollte, war schlafen.
»Natürlich fehlt Euch nichts, Kindchen«, meinte Mammy. »Aber Euer
Baby möchte geboren werden.«
Gemma erstarrte. »Das ist unmöglich«, wisperte sie, plötzlich
totenblass. »Mammy, es ist noch viel zu früh!«
»Oh, das wird Euer Baby entscheiden.«
Ängstlich presste Gemma ihre Hände auf ihren Bauch. Hatte Mammy
Recht? War es schon an der Zeit? Aber wie war das denn möglich? Noch einmal
rechnete sie fieberhaft nach, aber wieder kam sie zu dem gleichen
Ergebnis.
Es war noch viel zu früh!
In Gemmas Schlafzimmer angekommen, tauschte Pauline das
Musselinkleid gegen ein Nachtgewand und half Gemma dann, sich ins Bett zu
legen. Der reißende Schmerz, den sie im Garten verspürt hatte, war
verschwunden.
Vielleicht irrte Mammy sich ja. Wahrscheinlich war es gar nichts
...
Gemma krümmte sich aufstöhnend zusammen, als
eine neue Lohe sengend ihren Leib durchfuhr. Oh mein Gott, betete sie
stumm. Bitte lass nicht zu, dass meinem Baby etwas geschieht.
Wieder dauerte der Schmerz nur wenige Sekunden, bevor er nachließ
und dann verklang. Mitfühlend legte Pauline ihr ein feuchtes Tuch auf die Stirn
und hängte dann Gemmas Kleid in den Schrank. Mammy kam ins Zimmer und betastete
noch einmal stirnrunzelnd Gemmas Bauch.
»Und?«, fragte Gemma mit bangem Blick.
»Kann ich nicht genau sagen, aber es fühlt sich an, als hätte sich
das Kind noch nicht gedreht. Und Ihr seid sicher, dass es noch zu früh ist,
Miss Gemma?«
Gemma nickte mit tränenerfülltem Blick. »Es sei denn, Kinder
kommen doch nach nur knapp acht Monaten auf die Welt.«
Nachdenklich und besorgt schüttelte Mammy den
Kopf. Sie hatte vorsorglich gleich nach Doktor Halbrook geschickt, anstatt zu
warten, bis die Geburt unmittelbar bevorstand. Zwar war Gemma trotz ihrer
zierlichen Statur stark und kräftig, aber falls das Kind tatsächlich so viel
zu früh kam, wie Gemma glaubte, war es besser, den guten Doktor an ihrer Seite
zu haben.
Kapitel 27
Das Haus
war menschenleer und still, als Bryce die Tür aufstieß und in die Halle trat.
Nur eine einzelne Kerze brannte einsam und verloren in einem Kerzenhalter auf
der
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