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Gemordet wird immer

Gemordet wird immer

Titel: Gemordet wird immer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Korber
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Kopf schräg legte und ihn ansah, räusperte er sich. »Ich werde dann mal schreiben, dass er eine liebende Gattin besaß … und dass er Jäger war«, fügte er nach einer kleinen Pause hinzu.
    »Das ist mal sicher«, sagte sie spröde. Mit einer Kopfbewegung wies sie auf einen Anbau über der Garage. »Mein Kosmetikstudio ist dort oben. Aber glauben Sie, es hat ihn gejuckt, dass meine Kundinnen von da aus seine Kadaver sehen konnten?« Sie schüttelte verärgert den Kopf. »Ich habe dann Jalousien angebracht.« Verbittert musterte sie das tote Reh. »Er hat es noch abziehen wollen. Ich frage mich, wer das jetzt erledigen soll.«
    Auch Viktor neigte den Kopf. »In die Biotonne wird es kaum passen«, gab er zu. »Vielleicht fragen Sie einen seiner Jagdkollegen.«
    »Vielleicht.« Sie wirkte nicht sonderlich interessiert.
    »Er hatte doch Jagdkollegen?« Viktor tastete nach seinem Stift.
    Sie lachte. »Fragen Sie in der Silbernen Traube«, sagte sie. »Dort sitzt sein Stammtisch.«
    Viktor schrieb fleißig mit. Dann fiel ihm noch etwas ein. »Als Jäger hatte Ihr Mann doch sicher Waffen?«, fragte er.
    Sie hob die Brauen.
    »Und bewahrte sie im Haus auf, oder?«
    Frau Bulhaupt kräuselte die Lippen. »Sicher«, sagte sie gedehnt. »Wollen Sie das auch in der Rede erwähnen?«
    »Es ist nur wegen der Atmo«, erwiderte Viktor. »Was meinen Sie, ob ich mir das mal ansehen dürfte?«
    »Ganz sicher nicht«, mischte sich eine energische Stimme hinter ihm in ihr Gespräch.
    Viktor erschrak, schaffte es aber, nicht zusammenzuzucken und ein Lächeln auf sein Gesicht zu zaubern, als er sich umwandte. Es war gar nicht so schwierig, sie sah immer noch umwerfend aus. »Frau Kommissarin. So kreuzen sich also unsere beruflichen Wege erneut.«
    Sie fixierte ihn eisig. Tatsächlich war ihr Blick so grün wie der Bambus im Garten. Und ebenso kalt wie dieser Märztag.
    »Ach ja, darf ich vorstellen, Frau Bulhaupt, Frau Kriminalkommissarin Schneid.« Er wies auf die Angesprochenen. »Frau Schneid, Frau Bulhaupt. Frau Bulhaupt friert«, fuhr er fort. »Vielleicht sollten wir drinnen damit fortfahren, uns anzuschweigen.«
    Karoline Schneid verzog den Mund. »Der Plattenweg da führt sicher zum Gartentor auf die Straße«, sagte sie.
    Er deutete eine knappe Verneigung an, drehte sich dann um und nahm die kalte Hand der Witwe in die seine. »Ich werde in den nächsten Tagen noch einmal wiederkommen, um die Kleider abzuholen, in denen Sie Ihren Gatten seinen letzten Weg antreten lassen wollen. Vielleicht können wir uns bei dieser Gelegenheit noch über die Rede unterhalten. Es soll alles berücksichtigt werden, was Ihnen wichtig ist.« Sie entzog ihm ihre Hand nicht, sagte aber auch nichts. Für seine Würde musste das reichen. »Also dann.« Er räusperte sich, wandte sich um und ging. In seiner Hosentasche knisterte Weißgerbers Kopie. Kurz vor dem Gartentor schaute er noch einmal zurück. Aber dort, zwischen Fertigbaugarage und Pergola, hing nur noch das tote Reh.

12
    »Herr Anders.« Die forsche Stimme der Kommissarin ließ Viktor am Gartentor innehalten. Er drehte sich um.
    Karoline Schneid, die Hände in den Jackettaschen, verlangsamte ihren Schritt und kam übergangslos zur Sache. »Sie haben da drinnen eine polizeiliche Untersuchung behindert, ist Ihnen das klar?« Ohne Pause fuhr sie fort. »Durch Ihre Schuld ist ein möglicherweise wichtiger Zeuge jetzt bestens auf seine Befragung vorbereitet.«
    »Ach«, meinte Viktor leichthin, »wenn er unschuldig ist, schadet das doch nichts, und falls er es war, dann hat er ohnehin damit gerechnet, dass Sie auftauchen, nicht wahr?«
    »Nicht, bevor er wusste, dass die Sache mit dem falschen Herzinfarkt aufgeflogen ist.«
    Viktor zog schuldbewusst den Kopf ein wenig ein. »Ich wollte nur sehen, wie er reagiert«, gab er zu. »Ihn ein bisschen überrumpeln.«
    »Nein, falsch«, stellte sie klar. » Ich wollte sehen, wie er reagiert. Das ist meine Arbeit. Und Sie erschweren sie mir.« Sie verschränkte die Arme.
    Viktor betrachtete die roten Ränder ihrer Nase und fand, dass sie sogar erkältet noch sexy aussah.
    »Das nächste Mal werde ich Sie zur Verantwortung ziehen. Aber«, fügte sie hinzu, und ihr Ton wurde noch ein wenig schärfer. »Es wird kein nächstes Mal geben. Denn ansonsten werde ich Sie verhaften – und dafür sorgen, dass Ihr Unternehmen den Kooperationsvertrag mit der Polizei verliert. Keine Aufträge mehr von Tat- oder Unfallorten. Sie können gerne Ihren Onkel fragen, was

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