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Gemordet wird immer

Gemordet wird immer

Titel: Gemordet wird immer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Korber
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wollte, war eine leere Drohung, das hab ich gleich gemerkt und mir einen Reim darauf gemacht. Ich bitte dich …«
    »Sie!« Ihr Ton war trockener als die Kekse, die sie neben den Kaffee gestellt hatte.
    »… wer fürchtet einen Eindringling denn so sehr, dass er ihn mit einer Keule bedroht, und ruft dann aber nicht die Bullen. Doch nur jemand mit einem schlechten Gewissen.«
    »Sie brauchen hier jetzt nicht den Psychologen zu spielen.«
    »Also, er brach dann irgendwann heulend zusammen. Anscheinend ist es einfach mit ihm durchgegangen, als er den Bulhaupt auf seiner Terrasse stehen und auf seinen Hund anlegen sah. Einfach so.« Er schnippte mit den Fingern. »In Ohio war da mal ein Kerl …«
    »Ja, ja.«
    »Entschuldigung. Ich versuche ja, nüchtern zu werden.« Schon wieder hielt er ihr die leere Tasse hin. »Kann ich noch einen Kaffee bekommen?«
    »Mir scheint, langsam leiden Sie eher an einer Überdosis Koffein. Sie werden sicher drei Tage lang nicht schlafen können.«
    »Das wären dann drei Tage ohne Alpträume.«
    Karoline Schneid nahm es schweigend zur Kenntnis. »Und wie weiter?«
    »Wie? Ach ja. Die beiden gingen aufeinander los, erst mit Worten, dann wurden sie handgreiflich. Brückner versuchte, Bulhaupt die Waffe abzunehmen. Und da ging sie dann los. Sie sollten Zeugen für den Schuss finden, den muss doch einer gehört haben.«
    »Haben wir schon«, sagte die Kommissarin und nickte. »Und ein Projektil im Türrahmen. Das ist einer der Gründe, warum ich geneigt bin, Ihnen weiter zuzuhören.«
    »Davon wusste ich ja gar nichts.«
    »Oh, Entschuldigung.« Sie klang sarkastisch. »Ihnen hätte ich natürlich als Erstes davon erzählen müssen.«
    »Sie nicht, aber Hoffmann, der alte Leichenschneider.« Der Name erinnerte ihn an etwas. Hoffmann, irgendetwas hatte Hoffmann gesagt, woran er sich erinnern sollte.
    »Ach ja, Ihr Informant. Wie sind Sie denn an den geraten?«
    »Ich habe mit seiner Nichte geschlafen.« Das war natürlich eine denkbar schlechte Zusammenfassung. Ihr gemeinsamer Akt war schließlich eher so etwas wie ein Kollateralschaden gewesen, oder? Ein Irrtum. Andererseits …
    Andererseits stand Miriam Wechsler in diesem Moment in der Tür.
    »Als deine Tante mich endlich erreicht hat, habe ich mir solche Sorgen gemacht«, sagte sie und verstummte. Ihr Gesicht war blass. Sie hatte geweint, und ihre Augen leuchteten noch größer und dunkler als sonst. »Du mieses Arschloch.«
    »Miriam!« Viktor versuchte aufzustehen, hatte aber schlagartig jegliches Gefühl in den Beinen verloren. Er plumpste zurück auf den Stuhl und schaute jammervoll der davonrauschenden Miriam hinterher.
    »Interessant«, sagte Karoline Schneid, die ihn mit schräg geneigtem Kopf betrachtete. Dann stand sie auf. »Ich glaube, ich übergebe Sie jetzt wieder Ihrer Familie.«
    Unsicher stemmte Viktor sich hoch. Plötzlich fiel ihm auf, was ihn an der Geschichte noch störte: »Hat Brückner eigentlich schon erklärt, warum er Bulhaupt anschließend noch gewürgt hat?«
    Karoline Schneid legte den Kopf schief und klimperte mit den Wimpern. »Ich habe nicht die geringste Ahnung, wovon Sie reden«, sagte sie.
    Viktor überlegte kurz, ob er ihr erzählen sollte, was Hoffmann ihm gesagt hatte. Doch dann ließ er es. Sie wusste es, natürlich, sie wusste alles.

36
    »Und, ist es jetzt gut mit Detektivspielen?« Onkel Wolfgang war noch immer aufgebracht. »Als ob wir nicht schon genug mit dem Tod zu tun hätten, muss mein Herr Neffe auch noch Mörder suchen.«
    »Immerhin hat er ihn gefunden.« Zu Viktors Erstaunen ergriff Hedwig Anders seine Partei. »So sieht es zumindest aus«, fügte sie hinzu und gab ihm einen Becher Tee.
    »Kaffee hast du keinen?«, fragte er. »Na ja«, gab er dann mit einem Blick auf seine bebenden Hände zu. »Ist wohl besser so.« Er fühlte sich wie ein Fiat Panda, der mit zweihundertdreißig über die Autobahn gejagt wurde. Alles klapperte und vibrierte, und bald würde es auseinanderfliegen. »Ehrlich gesagt, ist es nicht das, was ich erwartet hatte. Ich meine …«, er nahm einen Schluck. »Dieser Brückner ist zwar dick und nicht sonderlich sympathisch. Aber er ist eben auch kein Monster, kein Verbrecher. Er hatte einfach Angst um seinen Hund. Und dann ist ein Streit aus dem Ruder gelaufen. Mir tut er leid. Kein so tolles Gefühl, wenn ihr mich fragt.«
    »Mörder jagt man meines Wissens nicht, um seinen Gefühlshaushalt zu pflegen.« Wolfgang Anders blieb steif.
    »Ich dachte, man bringt

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