G.E.N. Bloods 1 - Eisfeuer - Felsing, K: G.E.N. Bloods 1 - Eisfeuer
dass die Polizei sie in dem Hotel rechtzeitig ausfindig machenwird. Was Tasha und Mikayla betrifft, baut Cindy auf Sand. So schnell wird niemand nach ihnen suchen. Er hat sie mit Bedacht ausgewählt, nachdem er ihre persönlichen Verhältnisse ausgekundschaftet hat. Nur Dr. Aldrich könnte früher auf der Vermisstenliste landen. Bei ihm ist ihm keine Wahl geblieben – den Doktor konnte er sich schlecht aussuchen.
Bradly ist sicher, dass auch das keine große Gefahr birgt. So schnell gerät der Polizeiapparat nicht über sämtliche Staatsgrenzen hinweg in Bewegung. Bis die Bundespolizei sich einschaltet, werden noch etliche Stunden vergehen. Falls es überhaupt dazu kommt. Sie können sich ohne Probleme unter Aldrichs und Costellos Namen im Hotel eintragen und werden fort sein, ehe ein Einsatzkommando das Zimmer stürmt. Aber soll sie ruhig in der Hoffnung bleiben. Er wird sogar ihren Wünschen entsprechen, baden zu dürfen und etwas zu Essen und Trinken zu bestellen.
Tatsächlich streckt Cindy sich in der Wanne aus und isst sogar mit gutem Appetit ein Frühstück. Sie verhält sich bemerkenswert gelassen. Er gönnt ihr das Henkersmahl, sieht keinen Grund, in Hektik zu geraten. Der Versuch, Zeit zu schinden, wird ihr nichts bringen, aber er lässt sie in der süßen Hoffnung.
Er fühlt sich wunderbar gelassen, als er zum Telefonhörer greift, während Cindy im Badezimmer ist. Sogar seine Stimme klingt ausgesprochen ruhig. Warum soll er sich noch eine großartige List einfallen lassen und seinen Joker aufheben? Er hat sich entschieden, dass es Zeit ist, ihn einzusetzen. Das Ergebnis des Gesprächs entlockt ihm ein Lächeln. Es fühlt sich wunderbar an. Viel zu lange hat er ausschließlich begleitet von Panik gelebt, irgendeine unbedachte Bewegung mit dem Kopf zu machen oder auch nur einen Gesichtsmuskel zu verziehen, damit der Schmerz ihn nicht umhaut. Seine Gedanken wandern zu dem bevorstehenden Geständnis. Diese Rachel schreibt für die Schülerzeitung. Cindy behauptet, dass ihre Freundin nicht vor drei aus der Schule kommt und zu Hause erreichbar sein wird. Es spielt keine Rolle. Er will ohnehin die Nacht abwarten, ehe er mit Cindy zur Höhle aufbricht. Der Zeiger der Uhr rückt unaufhaltsam voran. Er lässt Mittagessen kommen und stellt danach das Notebook auf, richtet es so aus, dass die integrierte Webcam nur eine neutrale Ecke des Raumes zeigt. Sämtliche Prospekte und Visitenkarten hat er in den Wandsafe eingeschlossen und die Kombination geändert, während sich Cindy im Bad aufhielt. Er ist mittlerweile fast sicher, dass es nichts gibt, womit sie ihm noch in den Rücken fallen kann. Aber er wird wachsam bleiben. Pünktlich um drei steht sie auf und setzt sich neben ihm auf das Bett. Er hat noch nicht geduscht und auch die Maske nicht entfernt, weil Cindy darauf bestanden hat, dass er das vor der laufenden Kamera tut. Das macht ihm nichts aus. Da die Regulation seiner Körpertemperatur nicht mehr richtig funktioniert, schwitzt er kaum und fühlt sich ausreichend wohl.
Er überlasst Cindy den Rechner und beobachtet, wie ihre Finger über die Tastatur huschen. Sie installiert Skype, ein Programm, mit dem sie per Internet und Webcam telefonieren kann. Für den Fall, dass sie anderweitige Eingaben macht und ihn hereinlegt, hat er ihr das Obstmesser, das der Zimmerservice zum Nachtisch mitgeliefert hat, an die Rippen gesetzt. Ihrer Zusicherung, dass sie nichts weiter tun wird, als die Verbindung zu Rachel herzustellen, traut er nicht.
Er kann ihr mühelos in allem folgen. Der Computer gibt Sekunden später ein Telefonklingeln von sich. Cindy schiebt die Klappe der Webcam zu. Er schrickt zusammen, als plötzlich ein aufgeregter Schrei aus dem Lautsprecher tönt.
„Cindy? Oh mein Gott, bist du es wirklich?“
Sie antwortet ruhig. „Hallo Rachel.“
„Shit! Du bist es tatsächlich. Ich werd’ verrückt. Wir vermissen dich alle so sehr … wo bist du? Wie geht es dir? Warum seid ihr einfach verschwunden?“
„Rachel, bitte hör mir aufmerksam zu und unterbrich mich nicht.“
Das Girlie am anderen Ende der Leitung schnappt nach Luft. „Was ist passiert?“
„Pst. Lass mich reden, bitte.“ Cindy holt tief Luft. „Du musst ruhig bleiben, Rachel, darfst nicht in Panik ausbrechen. Ich weiß, dass du das als zukünftige Top-Journalistin kannst. Ich werde jetzt gleich die Webcam einschalten. Neben mir sitzt ein Mann, in dessen Gewalt ich mich befinde.“
„Wer? Warum?“
„Keine Fragen, Rachel. Noch
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