G.E.N. Bloods 1 - Eisfeuer - Felsing, K: G.E.N. Bloods 1 - Eisfeuer
… können Sie sich ausweisen, Mr. Hurst?“ Sie stottert ein wenig. Ihm gefällt, dass sie Unsicherheit preisgibt. Er zieht seinen Führerschein hervor und hält ihn vor die Kamera.
„Das Bild gleicht Ihnen nicht, Mr. Hurst. Während ich vorhin kurz mit Ihrer Gefangenen sprechen durfte, bat sie mich, Sie zum Demaskieren aufzufordern. Bitte tun Sie das jetzt.“
Sie macht ihre Sache gut, wirklich. Ihre Stimme hat einen anderen Klang angenommen. Er revidiert seinen ersten Eindruck. Es ist wichtig, dass man in der Lage ist, die Anzeichen zu erkennen und entsprechend zu reagieren. Seine Wachsamkeit schnellt auf Höchstform. Er ist froh, die Silikonschichten endlich loszuwerden und zieht sie vorsichtig von seinem Gesicht, tastet mit den Fingerspitzen über einige Reste und entfernt sie mit leichtem Rubbeln.
„Sagen Sie mir, wer die junge Frau ist, die sich in Ihrer Gewalt links von Ihnen im Bild befindet.“
„Cindy McForest. Achtzehn Jahre, aus New Orleans.“
„Halten Sie sich gerade dort auf, Mr. Hurst?“
Er verzieht die Mundwinkel und legt ein abfälliges Grinsen hinein. So wird der Hase nicht laufen. Dieses Gör ist ihm nicht gewachsen und sie merkt nicht einmal, was sie für einen Fehler gemacht hat.
„Nein, wir befinden uns in einem Bundesstaat, den ich dir aus verständlichen Gründen nicht nennen werde.“ Wer immer dieses Video sehen wird, sollte annehmen, dass er sich weit von New Orleans entfernt hat, um sein Vorhaben in die Tat umzusetzen.
Sie nickt. „Warum haben Sie Cindy entführt?“
Was für eine törichte Frage. „Ich werde sie töten.“
Rachel schnappt nach Luft. Triumph durchzieht ihn, als ihre Gesichtszüge für einen Atemzug entgleisen. Glaubt sie etwa, er will mit Cindy Disneyland besuchen?
„Wo und wie haben Sie Cindy in Ihre Gewalt gebracht?“
Er denkt kurz nach und entscheidet, ihr darüber keine Auskunft zu geben. Es ist nur Zeitverschwendung, sie soll endlich zur Sache kommen. Sie stellt die falschen Fragen.
„Die Sache hier beginnt, mich zu langweilen. Ich kürze unseren Dialog jetzt ab. Cindy wird die Krönung meiner Trophäensammlung. Sie ist seit fast vier Jahren dafür vorgesehen. Ich habe sie seitdem verfolgt und auf diesen Moment vorzubereiten versucht. Als sie mit ihrer Schwester die Flucht vor mir ergriffen hat, habe ich sie aufgespürt. Ihre Schwester heißt Jamie McForest. Ich habe einen Jungen erstochen, um sie aus dem Weg zu räumen. Sie wird an meiner Stelle als Mörderin verdächtigt.“ Er suhlt sich in seinem Erfolg, den ihm ihr entsetzter Gesichtsausdruck vermittelt.
„Wie viele Morde haben Sie auf dem Gewissen, Mr. Hurst?“
„Neun“, sagt er und hört den Stolz in seiner Stimme.
„Nennen Sie mir die Namen Ihrer Opfer.“
Geht er damit ein Risiko ein? Die Mädchen stehen zum Teil seit Langem auf Vermisstenlisten und ihre Leichen wird man niemals finden. So leicht jedenfalls nicht. Er fängt bei der Sanatoriumleiterin an und zählt sie rückwärts auf: „Elizabeth Long, Darrel Hayes, Audrey Scott, Julie Cooper, …“ Bei keinem der Namen muss er lange überlegen und süße Erinnerungen ziehen durch seinen Kopf.
„Wo befinden sich die Leichen?“
Ein leises Lachen rollt ihm aus der Kehle. Es tut nicht einmal weh, er fühlt sich gut. Seit Cindy gefesselt und geknebelt ist, hat die Gewissheit den Sieg errungen, dass er sein Kunstwerk vollenden wird. Er sieht sich auf der Zielgeraden.
„Reicht dir mein Geständnis? Dann werden wir diese Schmierenkomödie jetzt beenden.“
„Nein, Mr. Hurst. Mir sind Ihre Angaben noch zu schwammig. Ich brauche einige Details, die den Wahrheitsgehalt Ihres Geständnisses bestätigen.“
Blöde Pute.
„Nennen Sie mir die Daten der Morde.“
Er liefert ihr eine Aufstellung, rasselt die Angaben herunter, als hätte er sie aus einem Organizer abgelesen. „Das sollte der Polizei ausreichen, um es mit dem Verschwinden der Mädchen abzugleichen.“
„Wo befinden sich die Leichen?“
„An einem sicheren Ort.“ Er lächelt, schließt die Lider und genießt den Anblick der Höhlenwände vor seinem inneren Auge.
„Beenden Sie Ihr Vorhaben, Mr. Hurst und lassen Sie Cindy frei!“
Jetzt wird sie wirklich komisch, aber es entlockt ihm nicht einmal ein Grinsen. Das Wackeln des Bettes lässt ihn herumschnellen. Sofort schwappt heißer Schmerz durch seine Schläfen, doch die Woge ist zu schwach, um ihn zu beeindrucken. Er ist Schlimmeres gewöhnt. Dass Cindy allerdings auf dem Rücken liegt, gefällt ihm
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