G.E.N. Bloods 1 - Eisfeuer - Felsing, K: G.E.N. Bloods 1 - Eisfeuer
erleichtern, wenn Sie uns mitteilen, mit welchen Ziel Hurst unterwegs ist, beziehungsweise, wo er sich aufhält.“
Dix erwiderte den angriffslustigen Blick des Cops, ohne mit der Wimper zu zucken. „Wenn ich wüsste, wo sich dieses Schwein aufhält, könnten Sie Ihre Fahndung einstellen und einen Pathologen schicken.“ Verdammt, er sollte besser den Mund halten und nicht solche provokanten Äußerungen von sich geben.
Deputy Chief Perry stand abrupt auf. „Lassen Sie ihn in eine Zelle bringen“, sagte er zu Medland und verließ grußlos den Raum.
Es dauerte höchstens zwei Minuten, da forderten ihn zwei Uniformierte auf, sie zu begleiten. Dix hielt auf dem Weg Augen und Ohren offen, doch er erhaschte weder etwas von Wade noch von Max. Holy Cow! Der Dreck, in dem sie steckten, erwies sich als dicker Morast, in dem es kein Vor und Zurück zu geben schien.
Die Cops sperrten ihn in eine Zelle. Bilder alter Zeiten stiegen auf. Drei- oder viermal hatte er eine Nacht in einer Ausnüchterungszelle verbracht, so genau wusste er es nicht mehr und wollte es auch nicht. Trotzdem quälten ihn die Erinnerungen und ließen sich nicht verdrängen. Vielleicht, wenn er sich nicht strikt die Gedanken an Jamie verbieten würde. Der Schmerz wäre ungleich größer. Fast sechs Jahre hatte er auf der Straße gelebt. Seinen Schulabschluss hielt er erst mit siebzehn in der Hand, weil er eine Ehrenrunde drehen musste. Für ihn war es in der Tat eine Ehre gewesen, denn es gab einen Mitschüler, der ihn seit Beginn der Highschool aufs Schlimmste gedemütigt hatte. Der Sohn aus einem ach so vornehmen Elternhaus ließ keine Gelegenheit aus, ihn mit Worten und Taten zu triezen, ging sogar so weit, ihm Diebstähle aus den Taschen von Mitschülern und Lehrern in die Schuhe zu schieben. Zuerst hatte Dix versucht, sich zur Wehr zu setzen, doch ihm fehlten Beweise und auf sein Wort zählte niemand. Mr. Vatersöhnchen hingegen schenkte jeder blind Glauben. In der letzten Klasse übertrieb es der Kerl. Er vergewaltigte ein Mädchen nach dem Sportunterricht und belastete Dix mit der Tat. Sogar das Mädchen beschuldigte ihn und hielt an der Aussage fest, weil dieses Arschloch sie mit wilden Drohungen dazu zwang. Vor Angst kam sie nicht mehr zur Schule. Bevor man Dix festnehmen konnte, prügelte er dem Vergewaltiger die Seele aus dem Leib. Danach gab dieser die Tat zu und entlastete Dix, doch Dix kam wegen Körperverletzung drei Monate in Jugendarrest. Nach seiner Rückkehr ins Waisenhaus fand er den Anschluss an den Schulstoff nicht wieder und musste das Jahr wiederholen.
Es hatte ihm nicht das Geringste ausgemacht, denn Vatersöhnchen brummte für sein Vergehen vier Jahre ab und das Mädchen hatte sich Gott sei Dank wieder gefangen. Eines Nachmittags, nachdem er die Schule wieder besuchte, hatte sie sich bei ihm entschuldigt. Danach ging er ihr aus dem Weg, wie allen anderen Mitschülern auch. Besser war das. Den Rest des Schuljahres zumindest hatte ihm das jeglichen weiteren Ärger erspart.
Mit leiser Wehmut dachte er an die darauf folgenden Jahre in der Autowerkstatt zurück. Sein Meister hatte ihm nicht nur eine hervorragende Ausbildung vermittelt, er hatte ihn auch Selbstbewusstsein gelehrt. Er verglich den Mann mit Max und stellte erstaunliche Ähnlichkeiten fest. Beide waren Vatertypen, und er hätte sich jeden von ihnen als solchen gewünscht, nicht nur als Kind oder Jugendlicher. Selbst heute hätte er gern einen Vater und eine Mutter, denen er seine Seele ausschütten könnte. Ein Spruch, eher eine Weisheit, die er im Internet gelesen hatte, kam ihm in den Sinn:
Er war bereits mit fünfundsechzig zur Welt gekommen und würde sich sein ganzes Leben lang so fühlen.
Dix schlug die Augen auf und jäh kam ihm zu Bewusstsein, dass Stunden vergangen sein mussten, der Mond schien bereits in die Zelle. Verzweiflung drohte ihn zu verschlingen. Was war mit Max? Das alles zog sich viel zu sehr in die Länge. Hatten seine Connections versagt? Hielt man sie fest, weil man ernsthaft daran glaubte, dass Wade und er etwas mit der Sache in der Fabrikhalle zu tun hatten?
Ein dumpfes Poltern ließ ihn hochfahren. Er fuhr sich mit den Fingern durch das verschwitzte Haar. Die Zellentür öffnete sich und ein mittelgroßer Cop bat, ihn zu begleiten. Nur ein Mann? Keine Handschellen? Dix verwarf den Gedanken, den Uniformierten zu überwältigen und einen Fluchtversuch zu unternehmen. Viel zu sehr hoffte er, dass er auf herkömmlichem Weg endlich in die
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