G.E.N. Bloods 1 - Eisfeuer - Felsing, K: G.E.N. Bloods 1 - Eisfeuer
Grab gerissen hätte, dann vielleicht die Kälte unter den Brücken im Winter oder eine Prügelei auf der Straße um eine Zeitung, eine Flasche Alk oder ein vergammeltes Brötchen aus einer Mülltonne. Widerstrebend ließ er sich darauf ein. Max lehrte ihn, seinen Körper zu kontrollieren. Dix glaubte wochenlang nicht an den Scheiß, den Max ihm erzählt hatte, aber zumindest hatte er sich damit abgefunden, für eine Weile dessen Bemühungen zu unterstützen. Außerdem spürte er das sich verfestigende Band einer tiefen Freundschaft und zum ersten Mal in seinem Leben fühlte er sich nicht nur einem Menschen zugehörig, sondern auch als solcher geschätzt. Und dann kam der Tag, an dem die unsichtbaren und unhörbaren Wellen sich verdichteten. Max hatte nicht gewusst, welche Fähigkeit in Dix’ Erbgut steckte, aber als Dix ihm die Veränderungen berichtete, die er im Kopf spürte, hatten sie das Training in bestimmte Richtungen gelenkt und intensiviert, bis er seine Gabe beherrschte. Bald darauf hatte Max sich auf die Suche nach seinen Brüdern begeben. Er nannte sie so, obwohl sie nicht wirklich miteinander verwandt waren. Doch ihr Hintergrund war derselbe, und als Neil als Nächster zu ihnen stieß, spürte er eine Verbundenheit, die sich bei jedem Weiteren der Jungs vom ersten Moment an einstellte, da sie sich der Truppe anschlossen. Ihnen erging es ebenso. Sie hatten ähnliche Lebenswege gemeistert, schwiegen sich aber weitestgehend darüber aus, so wie auch er nicht gern über seine Vergangenheit sprach. Deswegen verstand er Megan umso mehr, dass sie nicht über ihren Schmerz reden wollte. Vielleicht lag der Tod ihrer Eltern auch noch nicht so lange zurück, als dass sie sich schon in der Lage befand, sich einem Fremden zu offenbaren.
Sie hatten Sex gehabt und ihn mehr als offensichtlich genossen. Sie waren miteinander verheiratet. Und doch standen sie sich als Unbekannte gegenüber. Wenn es nach Megan ginge, sollte das für die Dauer von fünf Jahren so bleiben, bis sich ihre Wege trennen würden, doch der ursprüngliche Deal war ihm längst egal. Er liebte diese Frau, wollte sie kennenlernen und mit ihr sein Leben teilen. Wenn es ihm in der vorgesehenen Zeit nicht gelingen würde, ihre Gefühle zu wecken, ließe er sie ziehen, aber vorher musste er einfach jede Chance nutzen.
„Ich liebe dich, Megan Dixon“, flüsterte er vor sich hin. Wenn er ihr das doch nur sagen könnte. Die Befürchtung, dass siesich dann noch mehr von ihm zurückziehen würde, seine Nähe abwies und sie auch keinen Sex mehr haben würden, hielt ihn zurück. Megan wollte keine Gefühle, keine Gemeinsamkeiten, keine Sentimentalitäten. Er würde sich ihr nur Stück für Stück in winzigen Schritten annähern können. Und er war bereit, ihr die Zeit zu geben, die sie brauchte. Er würde nicht in sie dringen und ihr Reaktionen entlocken, die sie nicht bereit war, aus sich hinauszulassen. Er würde warten, bis sie von selbst so weit war.
Das Telefon klingelte. Er zuckte zusammen. Hoffentlich war das nicht die nächste Beschwerde über einen geplatzten Scheck – drei wütende Lieferanten hatte er heute Vormittag schon besänftigen müssen. Er atmete auf. Max meldete sich. Endlich!
Montag, 15. August, Los Angeles
E r weiß, dass mit seinem Kopf etwas nicht stimmt, er ist sich auch der Diagnose sicher, obwohl sie nie ein Arzt bestätigt hat. Ein Tumor breitet sich unaufhaltsam in seinem Gehirn aus, und angefangen hat es mit diesen Kopfschmerzen, die er erst für eine Migräne hielt. Er weiß auch, dass sein Handeln nicht normal ist, dass es pervers und kriminell ist. Doch es macht ihm nichts mehr aus.
Anfangs hat er sich noch Gedanken darum gemacht, sich gefragt, ob es nicht besser sei, zu einem anderen Arzt zu gehen. Dr. Lampard, der langjährige Hausarzt der Familie Hurst, hat ihm geraten, einen Spezialisten aufzusuchen, weil er in seiner Praxis nicht über die Geräte verfügte, um die notwendigen Untersuchungen vorzunehmen. Zuerst wollte er das auch. Er saß an einem Tisch vor einem Pub, weil der Kopfschmerz einen solch heftigen Schwindel verursachte, dass er es nicht schaffte, bis zum Parkplatz zu laufen, ohne sich hinzusetzen. Bradly erinnert sich genau, dass er sich von der Kellnerin ein Glas Wasser hat bringen lassen und dass er eine der Tabletten schluckte, die Dr. Lampard ihm mitgab.
Eine am Tag …
Mit geschlossenen Augen hat er dagesessen, das Gesicht von der Sonne abgewandt, weil die Helligkeit ihm wie Nadeln in sein Gehirn
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