G.E.N. Bloods 1 - Eisfeuer - Felsing, K: G.E.N. Bloods 1 - Eisfeuer

gelernt, mehr und mehr dieser Ausschüttung zu erwirken. Der Erfolg erfordert mittlerweile einen stärkeren Reiz als zu Beginn. Seine Trophäensammlung hilft immer, die Hormonproduktion anzuregen.
    Er hat jetzt so lange Vorarbeit an Cindy geleistet, dass es ausgeschlossen ist, dass jemand sich erdreisten darf, sie ihm zu entreißen. Sie muss einfach sein nächstes Schmuckstück an der Höhlenwand werden. Er hat keine Zeit, sich eine neue Droge zu besorgen. Es dauert Monate bis Jahre, bis ein Mädchen die Pubertät hinter sich gebracht hat, bis sie als junge Frau die Angst in sich spürt und sich davon beherrschen lässt. Natürlich könnte er den Prozess bis zur Panik beschleunigen, wenn er seine Bemühungen intensivieren würde. Er könnte sie ansprechen, anrufen, ihnen Zettelchen zustecken. Doch erstens ist das riskant und zweitens verdirbt es das Ergebnis. Er ist wie bei einem guten Whiskey. Je länger er lagert, desto besser wird er. Cindy hat er fast an sein Ziel gebracht. So nah dran. Und dann nimmt diese Jamie sie ihm vor der Nase weg. Er hat sich schon Cindys Geruch vorgestellt, den Angstschweiß, der aus ihren Poren rinnt.
    Dieser Schweiß riecht so ganz anders als der, den Sport aus der Haut presst oder Sex. Er könnte sich mit diesem Duft einnebeln, darin baden. Die Vorstellung unterstützt die akute Hormonproduktion, der Schmerz lässt nach, aber er wummert wie ein dumpfes Dröhnen in der Tiefe seines Kopfes. Lange wird die schmerzstillende Wirkung nicht anhalten, er braucht weitere Entspannung.
    Der Blick auf die Uhr verrät ihm, dass es Zeit ist, sich zurechtzumachen. Das Treffen mit der Maskenbildnerin ist in zwei Stunden in ihrem Büro und er muss das Motelzimmer noch präparieren. Hinter dem Nachttischchen befindet sich der Telefonanschluss. Er zieht den Stecker heraus, zerstört die Kontakte und schiebt ihn wieder in seine ursprüngliche Position. Zur Sicherheit testet er, dass der Apparat keine Verbindung aufbaut. Tot. Wie Cindy bald. Sobald Jamie beseitigt ist.
    Oh, er wird sie nicht umbringen. Sie soll mitbekommen, dass er seine Trophäe gewinnt, dass es nichts gibt, was ihn abhalten kann. Sie wird es aus einer Position heraus erleben, die ihr keinen Handlungsraum gibt. Er wird sich Jamies Ohnmacht vorstellen, wenn er Cindy in die Höhle bringt. Das wird eine weitere Steigerung seines Rausches bedeuten. Jamie wird den Verstand verlieren, weil niemand ihr Glauben schenken wird und sie wird definitiv außerstande sein, ihm erneut Steine in denWeg zu legen.
    Die ledernen Fesseln liegen bereit, ebenfalls die Latexmaske mit dem integrierten Knebel. Die Holzläden des Wohncontainers sind geschlossen. Er hat ein Motel am Rande der Stadt gewählt, ganz in der Nähe des Highways, der ihn in nur zwanzig Minuten nahe ins Herz von L. A. führt. Es ist eine dieser schmuddeligen Absteigen, die einen Park voll heruntergekommener Hütten tage- bis monatsweise vermieten, wo es niemanden interessiert, wer wann kommt oder geht. Trucker verbringen hier manchmal einige Nächte, während sie darauf warten, dass ihre nächste Ladung bereitsteht. Leichte Mädchen nutzen die Verschwiegenheit des schmierigen Motelbesitzers, um ihre Kunden hierher abzuschleppen.
    Für den Alltag hat er seine Anzüge gegen Jeans und Holzfällerhemden getauscht, gleicht einem Nichts, dem man keinen zweiten Blick schenkt. Die Maskenbildnerin wird das Übrige hinzutun. Sie ist eine der besten ihres Fachs, das hat er an den Fotos ihrer Arbeiten gesehen, die sie auf ihrer Homepage als Referenzen preisgibt. Sie wird ihm vielleicht für mehrere Wochen Gesellschaft leisten müssen, und ihm ist klar, dass sie das nicht freiwillig tun wird, doch dafür hat er Vorsorge getroffen, jedes winzige Detail bedacht, sogar, wenn er gezwungen sein sollte, mit ihr die Location zu wechseln.
    Er duscht, rasiert sich und zieht sich an. Diesmal wählt er eine Designerjeans und ein Hemd, das zu einem Sakko passt. Der erste Eindruck muss stimmen, und als er sich im Spiegel betrachtet, sieht er einen Yuppie, dem man das Image eines Starfotografen ohne Weiteres abnimmt. Er wird Mikayla Costello treffen und dank seines Charmes wird sie ihm wie ein Schaf zur Schlachtbank folgen, wenn er sie bittet, sie zu dem für Außenaufnahmen vorgesehenen Strandabschnitt zu begleiten, damit sie sich ein Bild von den Örtlichkeiten für die Garderobe und das Schminken der vorgegebenen Models machen kann.
    In seinem Leihwagen mit den abgetönten Scheiben wird es ein Leichtes sein, sie