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Generalprobe Zeitballett

Generalprobe Zeitballett

Titel: Generalprobe Zeitballett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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viel­leicht un­an­ge­neh­me Schlüs­se ge­zo­gen.
    Nur ei­ne Se­kun­de spä­ter kam die von Han­ni­bal zu recht be­fürch­te­te Fra­ge.
    »Wo wohnt dein Volk, Fürst? Sag­test du nicht, Hüt­ten und Vor­rats­la­ger wä­ren durch den Luft­druck des ab­stür­zen­den Schif­fes be­schä­digt wor­den? Wo sind dei­ne Leu­te, Rod­kon? Wir ha­ben nie­mand ent­deckt.«
    Ich reck­te den Kopf vor, zau­ber­te einen er­staun­ten Aus­druck auf mein Ge­sicht und frag­te schließ­lich fas­sungs­los zu­rück:
    »Bei Taahn­tor, dem brül­len­den Herr des Ei­ses – wo hast du ge­sucht, du vom im­mer­wäh­ren­den Son­nen­schein des Sü­dens ver­wöhn­ter Wein­bau­er? Et­wa dort, wo das Wrack liegt?«
    Er wur­de un­si­cher; zum ers­ten Ma­le, seit­dem ich ihn kann­te. Er konn­te so­gar ein Hüs­teln der Ver­le­gen­heit nicht un­ter­drücken.
    »Dein Grin­sen stört, Bar­bar«, fuhr er mich an. »Ich weiß auch, daß in den Be­rei­chen des ste­tig wan­dern­den Ei­ses ei­ne Sied­lung nie­mals lan­ge an ei­nem Ort be­ste­hen kann. Den­noch hät­te ich gern den Stamm der Per­ker ge­fun­den. Wo ist er? Wo­hin ist er aus­ge­wi­chen?«
    Ich lach­te wei­ter.
    »Lur­ca­rio­ner, ich bin si­cher, von dir viel ler­nen zu kön­nen, aber das könn­test du auch von mir. Wie lan­ge, glaubst du, bin ich von zu Hau­se fort? Es dau­er­te einen Som­mer, bis ich eis­freie Tä­ler er­reich­te und noch einen Som­mer, bis die großen Städ­te na­he Ni­tra­byl sicht­bar wur­den. Dann hielt ich mich in der Düs­te­ren Stadt auf, ließ ein Schiff nach mei­nen Vor­stel­lun­gen er­bau­en und lief aus. Es sank im Or­kan, ich wur­de ge­ret­tet. Jetzt bin ich hier! Vier Som­mer sind ver­gan­gen und vier har­te Win­ter. Wie soll ich wis­sen, wo mein Volk jetzt ist? Aber, Süd­län­der, das ver­spricht dir Rod­kon, der Schwert­kämp­fer: Wenn du un­be­dingt mit mei­nen Leu­ten re­den willst, so brin­ge mich mit ei­nem dei­ner Him­mels­schif­fe in den Nor­den. Ich wer­de mein Volk schnell fin­den, denn mei­ne In­stink­te sind nicht taub wie dei­ne.«
    Er hat­te sich längst wie­der in der Ge­walt. Sei­ne Zäh­ne nag­ten auf der Un­ter­lip­pe.
    »Du wür­dest wohl im Stan­de sein, dei­ne ge­plan­te See­rei­se auf­zu­ge­ben, nur um mit ei­nem Him­mels­wa­gen flie­gen zu dür­fen, wie?«
    »So­fort!« sag­te ich im be­geis­ter­ten Ton­fall. »Warum, glaubst du, will ich in das sa­gen­haf­te Land Lur­ca­ri­on? Ja, flie­gen will ich! Hoch hin­auf zu den Göt­tern. An­de­re Wel­ten will ich se­hen, die es nach den Wor­ten mei­nes Leh­rers ge­ben muß. Oder willst du das leug­nen?«
    »Grei­fe nicht schon wie­der zum Schwert«, sag­te er re­si­gnie­rend. »Se­gle, Fürst der Per­ker. Über­win­de das wil­de Meer und ver­su­che, auf Lur­ca­ri­on Fuß zu fas­sen. Man wird dich be­ach­ten. Ich muß dich noch­mals krän­ken.«
    Den letz­ten Satz un­ter­strich er mit ei­nem Hüs­teln. Gleich­zei­tig er­hob er den lin­ken Arm und sprach ei­ne An­wei­sung in sein Viel­zweck­band.
    Wei­ter drü­ben öff­ne­ten sich die La­de­lu­ken ei­nes Luft­glei­ters. Ei­ne schwer­kraft­neu­tra­li­sie­ren­de Las­ten­platt­form schweb­te her­aus. Auf ihr ruh­te ein läng­li­ches Pa­ket von of­fen­bar ho­hem Ge­wicht.
    »Das ge­hört dir, so­bald ich si­cher bin, daß es dein Drei­mas­ter tat­säch­lich ver­dient, un­ter selt­sa­men Um­stän­den er­wor­ben zu wer­den.«
    Das war die Be­mer­kung, die ich ur­sprüng­lich so­fort er­war­tet hat­te. Er war noch arg­wöh­nisch. Her­me­mecs Spio­na­ge-Missi­on war be­kannt. Er woll­te er­fah­ren, ob mein Kauf harm­los oder plan­voll ge­steu­ert war.
    »Du sprichst rät­sel­haf­ter als Ora­n­ion, wenn sein Geist vom Gers­ten­saft um­ne­belt war«, murr­te ich.
    »Oh, Ora­n­ion be­trank sich?« staun­te er.
    »Und wie! Ich muß­te drei Nach­bar­stäm­me über­fal­len und ih­re Vor­rä­te er­beu­ten, um sei­nen Durst lö­schen zu kön­nen.«
    Er lach­te! Tat­säch­lich – er lach­te in höchs­tem Ma­ße amü­siert.
    Er lach­te auch noch, als et­wa zwan­zig Spe­zia­lis­ten der Ab­wehr im Rumpf ver­schwan­den und das Schiff un­ter­such­ten.
    Es dau­er­te ei­ne gu­te Stun­de, die

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