Generalprobe Zeitballett
Sonnentemperaturen erzeugt, in denen selbst MA-Metall wie Butter unter einem Schneidbrenner zerlief.
Wir rasten durch die Nacht davon. Unser Ziel war der Sektor nahe des Flusses. Dort sollten sich auch Nishimura und Allison einfinden.
Ich stand wieder hochaufgerichtet und mit leuchtendem Individual-Schutzschirm in dem Polizeigleiter, oder wir wären doch noch angegriffen worden.
Wissen Sie – Roboter marsianischer Bauart sind Maschinen von grauenhafter Vernichtungswirkung, aber wenn sie einmal einen Programmbefehl erhalten haben, dann befolgen sie ihn auch!
Ich war ein Schirmträger und daher unantastbar, obwohl nur einen Kilometer hinter uns lohende Atomgluten in den Himmel stiegen. So weit konnten Kampfroboter nicht »denken«; vorausgesetzt, man hatte sie nicht für solche Fälle programmiert. Dann konnten sie es nämlich durchaus. Unsere waren aber nicht darauf eingerichtet, und so erreichten wir wohlbehalten den Fluß und unser Einsatzquartier.
Hier vernichteten wir unsere Ausrüstung. Größere Teile versenkten wir in den schäumenden Fluten.
Zwei Stunden später kamen Allison und Nishimura an. Ihre Tarnkombinationen hatten sie ebenso wie ihre Waffen weggeworfen, beziehungsweise vernichtet.
»Der Sicherheitsdienst hat uns arme, verwirrte Barbaren sogar noch ein Stück mitgenommen«, erklärte Framus mit rauher Stimme. »Mein Herr, wissen Sie, wie es in der Stadt aussieht? Von den Atlantern und angemusterten Fremden hat nur der überlebt, der sich zufällig in einem tiefen und stabil gebauten Keller oder Bunker befand. Auch die Marsianer müssen große Verluste hinnehmen. Trascathon soll aufgegeben werden. Das sagte mir ein Abwehroffizier.«
Hedschenin hatte uns persönlich aufgesucht und auch persönlich dafür gesorgt, daß die zum »Anschauungsbesuch« anwesenden Nordländer nach Bayronur zurückgebracht wurden.
Das hatten die aus allen Teilen des Erdteils herbeigeeilten Hilfsmannschaften auch anstandslos getan. Welchen Grund hätten sie haben sollen, den Anweisungen des Abwehrchefs zu widersprechen, zumal die fünf Primitiven einwandfreie Legitimationsmarken besaßen.
»Wir sehen uns noch, General!« hatte mir Hedschenin versprochen, ehe wir mit einem großen Luftgleiter abgeflogen waren.
Und nun marschierten wir die letzten Kilometer auf den Lageort der RODKON-WHU zu. Die dort wartenden Männer des »Zeitballetts« waren längst von der HURON-Besatzung informiert worden. Sie hatten die Nachrichten per Unterwasserfunk aus dem Hauptquartier in Er Rif erhalten.
Als wir um den Hügel herumgingen, grüßten die Dorfbewohner ehrfürchtig. Es hatte sich herumgesprochen, daß wir in der Stadt der Götter gewesen waren und dort Fürchterliches erlebt hatten.
An Bord des Schiffes angekommen, hatten wir nur noch einen Wunsch: Schlafen.
Ambro Tanahoyl breitete eine leichte Decke über mich. Sein Lächeln gefiel mir. Er hatte große, gute Augen.
»Schlafen Sie, Junge. Wenn Sie wieder aufwachen, haben Sie noch immer Zeit, über das Kommende nachzudenken. Schlafen Sie.«
»Sie sind ein großartiger Beruhigungskünstler, Professor«, murrte ich. »Dinge dieser Art sagt man nicht zu einem Erschöpften. Man lenkt ihn ab.«
Er lachte und ging.
Ambrosius Tanahoyl wußte wohl, was er sagte. Er wußte auch, daß ich an nichts anderes mehr denken konnte, als an die Saghonsche Langzeitwaffe. Sie hatten wir noch lange nicht gefunden.
ENDE
Als ZBV-Taschenbuch Nr. 42 erscheint:
Periode Totalausfall
von K. H. Scheer
Der Weltraumkrieg erreicht seinen Höhepunkt –
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