Generalprobe Zeitballett
unserer Zeit haben. Ungeheure Kräfte prallen auf eine nur kleine Schirmfläche auf, die dadurch trotz aller Energiedichte wie ein straffgespanntes Gummituch, in das man die Faust hineinschlägt, nach innen nachgibt.
Dadurch entstehen mehr oder weniger heftige Druckwellen, denn irgendwohin muß die hinter dem E-Schirm ruhende Luft ausweichen. Sie wird komprimiert, zusätzlich erhitzt und dann zur Druckwelle.
Gleichzeitig machte sich der Faktor »Schall« bemerkbar, denn der war von marsianischen E-Schirmen normaler Bauart nicht aufzuhalten.
Wenn heiße und mächtige Druckwellen in die Atmungsorgane fauchen, führt das in vielen Fällen zu schweren Schädigungen der Lungen. Das wollten wir vermeiden.
Es wurde schlimmer, als wir angenommen hatten. Trotz der dicken Gehörschützer vernahmen wir ein schrilles Kreischen, das sofort darauf in ein maßloses Dröhnen überging.
Wir lagen flach auf dem Boden uralter Kellerräume, die meterdicke Steinmauern besaßen. Weiter unten gurgelte das dunkle Wasser des Flusses. Über uns erhoben sich einige Ruinen, die vor Jahrtausenden einmal den südlichen Befestigungspunkt der Brücke dargestellt hatten. Dieses alte, aber stabile Gemäuer hatten wir uns ausgesucht, denn hier waren wir in erster Linie ungestört. Hier lagen auch unsere Einsatzwaffen und die Uniformen der Spionageabwehr.
Hannibal wurde von einer hereinfauchenden Druckwelle angelüftet, gegen die Mauer gedrückt und wieder zu Boden geschleudert. Naru warf sich auf ihn und versuchte, ihn festzuhalten.
Blendender Lichtschein stach durch die zerbrochene Decke des Gewölbes zu uns herein. Wenn sich jetzt jemand im Freien aufhielt, war er verloren. Diese Gewalten konnte ein ungeschützter Mensch nicht ertragen.
Das unheimliche Feuer hielt etwa eine Minute lang an. Als wir schon glaubten, es würde verstummen, kam ein Bersten hinzu. Es waren die Abschüsse der marsianischen Bodenfestungen, deren lohende Energiefinger in den Raum hinaufrasten und die Angreifer mit tödlicher Sicherheit trafen. So »nahe« Entfernungen waren für marsianische Zielpositroniken überhaupt kein Problem.
Das berstende Krachen war noch schlimmer als die von oben kommenden Urgewalten. Außerdem pflanzten sich die Schwingungen der feuernden Thermopuls-Kanonen im Erdreich fort und erzeugten Erschütterungen, die durchaus mit einem mittelschweren Erdbeben vergleichbar waren.
Ich wartete auf den Augenblick des endgültigen Zusammenbruchs. Zu dem Zeitpunkt mußten wir angreifen, oder wir hatten nie mehr eine Chance.
Drei Sekunden später war ein irrlichterndes Zucken zu bemerken. Gleichzeitig schlug ein denebischer Waffenstrahl durch den zusammenbrechenden Schirm hindurch und traf den Flughafen.
Dort stieg lohende Glut in den Himmel. Die Deneber hatten das Gelände mitsamt den umliegenden Gebäuden radikaler vernichtet, als wir es mit einer mittelschweren Atombombe unserer Realzeit hätten tun können.
Wieder heulte eine Druckwelle über uns hinweg und zerrte unsere haltsuchenden Finger von den Quadersteinen. So mußte es in der wahrhaftigen Hölle zugehen.
Als sich das Tosen etwas verlief, wußte ich auf Grund unserer Unterlagen, daß die Deneber nur einen Teilerfolg erzielt hatten. Sie hatten all ihre Macht aufbieten müssen, den starken Schutzschirm zu zerschlagen. Nur ein Schiff hatte danach noch einen gezielten Wirkungstreffer anbringen können.
Weit über uns explodierten zur Zeit die Überreste des denebischen Verbandes. Die Marsianer schlugen blitzschnell und gnadenlos zu, aber Trascathon war bereits eine Trümmerwüste, in
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