Generalprobe Zeitballett
die Köpfe – und sogleich vernahmen wir das Stimmengewirr auf allen gebräuchlichen Frequenzen.
Niemand kam mehr mit seinen Anweisungen durch. In Trascathon herrschte das absolute Chaos.
Naru fuhr den Wagen in Manuellsteuerung.
Wir rasten die Uferstraße entlang und bogen nach links in die fast heiligen Bezirke der Marsianer ab.
Als weiter vorn ein umgestürzter Polizeigleiter erkennbar wurde, wich Kenonewe einfach aus. Wir hatten die Männer mit einer Sonderaufgabe zu spielen und uns um sonst nichts zu kümmern.
Wir fuhren zwischen teilzertrümmerten Gebäuden hindurch, jagten über ehemalige, nun brachliegende Energiesperren hinweg und schalteten sogar die Lärmpfeifen ein, als marschierende Roboter marsianischer Bauart sichtbar wurden.
Ich aktivierte meinen Schirmprojektor, stand auf und hielt mich an der flachen Windschutzscheibe fest.
Offiziere, die einen I-Projektor trugen, wurden von jedem der hiesigen Roboter als befehlsberechtigte Persönlichkeiten anerkannt. Das wußten wir von Hedschenin.
Die Kampfmaschinen ließen uns durch. Weiter vorn brannte ein Gebäude. Irgendwelche chemischen Stoffe explodierten.
Wir bemerkten viele Tote und Verletzte, aber auch um sie durften wir uns nicht kümmern.
Nishimura und Allison erfüllten den zweiten Teil ihrer Aufgabe. Wieder schlugen drei kleine Atomraketen am Ostrand der Stadt in marsianische Anlagen ein und explodierten.
Nur so konnte es uns gelingen, tatsächlich unangefochten bis zu der Kuppelhalle vorzudringen, in der das Zeitgerät stand.
Naru stoppte. Hannibal und ich schossen unsere kleinen, dreißig Millimeter durchmessenden Kampfraketen ab. Sie zerplatzten beim Aufschlag und gaben Wolken eines blitzschnell wirkenden Betäubungsgases frei.
Das war unsere letzte Absicherung. Wenn noch jemand unverletzt und daher kampfbereit in der Nähe war, trug er sicherlich keine Gasmaske.
Wir warteten nur eine halbe Minute. Das mußte genügen, oder der Wirkstoff würde niemals den erhofften Zweck erfüllen.
Anschließend besaß Naru die Unverfrorenheit, durch ein nur meterweit geöffnetes Ladetor direkt in die Halle hineinzufahren. Vor uns brachen zwei marsianische Wissenschaftler zusammen. Es hatte lange gedauert, bis sie von unserem Betäubungsgas angegriffen worden waren.
Naru hielt an. Es war soweit!
Hannibal sondierte die Umgebung und gab einen weiteren Telepathiebericht an Kiny durch. Nach dem Erlöschen des großen Schutzschirms war das wieder möglich.
Ich hatte meinen Raketenwerfer längst zusammengesetzt, das Leichtstahlrohr gesteckt, die Zieloptik angeklemmt und das Magazin eingehängt.
Der Deformator, eine würfelförmige Stahlkonstruktion mit einer Kantenlänge von etwa fünfunddreißig Meter, stand schätzungsweise fünfzig Meter entfernt inmitten der Werkhalle. Das große Ladeluk war geöffnet, gleißender Lichtschein fiel aus dem Innenraum.
Das war Tafkars Gerät, dem ich auf dem Mond in der Realzeit schon einmal begegnet war. Diesmal wollte ich es hundertprozentig zerstören.
Die erste 30-Millimeter-Rakete heulte aus dem Führungsrohr und verschwand in dem Ladeschott. Drei Geschosse fauchten hinterher. Mehr hatten wir nicht zu tun.
Naru hatte bereits gedreht und lenkte den Wagen durch das Tor, als es hinter uns zu fauchen begann.
Die programmgesteuerten Thermo-Fusionsladungen der neuen GWA-Munition erzeugten lediglich Hitze. Der Kernverschmelzungsprozeß fand so langsam statt, daß es niemals zu einer vernichtenden Explosion kam, sondern immer nur zum Abbrand. Dadurch wurden
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