Generalprobe Zeitballett
der zahlreiche Brände ausgebrochen waren.
Wir brauchten uns nicht zu verständigen. Im Gegensatz zu allen anderen Menschen in Trascathon, die nicht ahnen konnten, daß der Angriff beendet war und deshalb in Deckung blieben, sprangen wir den Schuttberg hinauf und schwangen uns ins Freie.
Die Altstadt existierte nicht mehr. Die so massiv wirkenden, aber längst brüchig gewordenen Gebäude hatten weder den Druckwellen noch den nachfolgenden Beben standhalten können.
Jenseits des Flusses gewahrten wir einen lichterloh brennenden Trümmerhaufen riesigen Ausmaßes.
Zahlreiche marsianische Bauwerke waren ebenfalls zusammengestürzt. Weit im Norden, über dem Flughafen, hing eine gelbrote Atomsäule in der Luft. Trümmermassen regneten kaskadenartig über die gesamte Stadt ab.
Ich gab mit meinem GWA-Sender das vereinbarte Kurzsignal. Wahrscheinlich war hier niemand mehr, der jetzt noch auf irgendwelche Ortungsergebnisse achtete. Außerdem war es fraglich, ob man die Sup-Ultrawelle der GWA überhaupt abhören und einpeilen konnte.
Ein Sturm kam auf. Der ausgedehnte Flächenbrand saugte frischen Sauerstoff an, und so kam es, daß wir uns bald an die Mauerreste anklammern mußten.
Meine Aufmerksamkeit galt lediglich dem Forschungszentrum mit dem halbrunden Kuppelbau, in dem der Deformator stand.
Es geschah genau das, was ich erwartet hatte:
Die Marsianer hatten sich beim Bau dieser Festung nicht allein auf den allesumspannenden Energieschirm verlassen! Der konnte ausfallen! Also hatte man die wichtigsten Anlagen und Kommandostellen nochmals separat abgesichert.
Ich sah, daß in allen Teilen der neuen Stadt plötzlich kleine Energieglocken entstanden. Sie leuchteten immer intensiver und wölbten sich über Bauwerken verschiedener Art.
Auch südlich von uns entstand ein solches Flimmern. Wenn wir jetzt schon dort gewesen wären, hätte es wahrscheinlich unser Ende bedeutet. Wenn es sich aber voll entfaltete, war uns der Weg zum Deformator wieder versperrt.
»Wenn Nishimura und Allison umgekommen sind, dann …«
Naru unterbrach sich mitten im Wort und ging instinktiv in Deckung. Weit östlich, etwa vier Kilometer entfernt, gluteten plötzlich Atomsäulen auf. Sie entstanden genau in der rasenden Folge, in der Kenji und Allison mit ihren vollautomatischen Raketenwerfern schossen.
Sie hatten die Aufgabe erhalten, das kleine Atomkraftwerk, zuständig für den Sektor Süd und Südwest, zusätzlich unschädlich zu machen.
»Gut!« schrie Hannibal. »Na, wer hat recht behalten? Selbst die Deneber haben die Nebenstationen nicht ausschalten können.«
Das Grollen der ankommenden Schallwellen riß ihm die Worte von den Lippen. Die relativ kleine Hochenergiestation flog mit einer Gewalt in die Luft, die wir nicht erwartet hatten. Über Trascathon heulte die nächste Druckwelle hinweg.
Wieder mußte jedermann in Deckung gehen, aber gleichzeitig bemerkte ich das heranrasende Gefährt.
Hedschenin hatte Wort gehalten, aber er hatte offensichtlich das Ende des denebischen Angriffes abgewartet, ehe er den Bodengleiter auf den Weg schickte.
Der flache, schüsselförmige Wagen hielt vor uns an. Mehrere Kontrollampen wiesen aus, daß er von einem vorprogrammierten Auto-Piloten hierher gelenkt worden war. Hedschenin mochte der Verzweiflung nahe sein, aber er hatte uns nicht vergessen.
Wir schwangen uns schnellstens in den Gleiter hinein. Mit ihm mußte es eine Kleinigkeit sein, sogar höhere Schuttberge zu überwinden, denn er lief ohne jede Bodenberührung auf einem Energiekissen.
Wir streiften uns die Funkhelme der Spionageabwehr über
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