Generalprobe Zeitballett
zu ortungsträchtig gewesen, um sie in unserem Gepäck oder in der Kleidung verstecken zu können. Er hatte auch keine rechten Begriffe über die Wirksamkeit moderner GWA-Waffen aus dem 21. Jahrhundert.
Die wichtigsten Teile unserer Ausrüstung hatten wir bereits in der vergangenen Nacht zu jenem Ort transportiert, von dem aus wir das Unternehmen beginnen wollten.
Zur Zeit befanden wir uns an den Grenzen der Altstadt. Hier hatten wir eine Herberge typisch alten Stils gefunden und uns dort eingemietet. Die Fenster gingen auf den Fluß hinaus. Wir hatten die großen Forschungszentren ununterbrochen beobachten können.
Weiter rechts führte eine uralte, gemauerte Brücke über den Muri. Noch weiter westlich erstreckte sich eine von den Marsianern errichtete Energiebrücke über den Strom. Wenn die Schilderungen über den denebischen Angriff und dessen Folgen richtig waren, konnte das leuchtende Energiegebilde nicht mehr lange existieren. Es war von der Stromzufuhr der leistungsfähigen Atomkraftwerke abhängig.
Ich wog den letzten unserer vier Individual-Schutzschirmprojektoren in der Hand. Das Gerät war kugelförmig und kinderballgroß. Hannibal saß im Hintergrund des Raumes und lauschte mit geschlossenen Augen auf bedrohlich werdende Para-Impulse.
»Framus, Sie müssen sich den Projektor zusammen mit Kenji teilen. Versuchen Sie, den Schutzschirm über beide Körper zu legen. Technisch ist das möglich, aber es wird zu einer Schwächung der Abwehrleistung kommen. Wollen Sie das?«
Er nahm die Kugel an sich und schob sie in seine aus Leinen gefertigte Umhängetasche. Viele Rekruten trugen ähnliche Taschen mit ihren privaten Habseligkeiten. Sie konnte nicht auffallen.
»Da Sie ausnahmsweise nicht befehlen, will ich es«, meinte er mißgestimmt. »Warum nehmen Sie mich nicht mit? Kenonewes Stirnnarben in allen Ehren, aber er ist kein Wissenschaftler.«
»Er fällt auf der anderen Uferseite wesentlich weniger auf als Sie. Seien Sie vernünftig! Selbst im Augenblick chaotischer Zustände könnten Sie mit Ihrem Körperbau Argwohn erregen. Dr. Nishimura sollte sich drüben überhaupt nicht sehen lassen.«
Wir sprachen den vorbereiteten Einsatz nochmals in seinen wichtigsten Punkten durch. Anschließend gingen die beiden Wissenschaftler.
Als sie verschwunden waren, schaute ich erneut auf die Uhr.
»Keine verdächtigen Impulse«, sagte Hannibal.
»Gut. Wir gehen. Die Schankstube meiden. Es sind mindestens fünfzig Rekruten anwesend, und wir tragen ihre Kleidung. Wenn wir in den Gassen untergetaucht sind, wird kein Mensch auf uns achten. Wir benutzen die alte Steinbrücke. Achtet unbedingt auf den Zeitplan.«
Hannibal löste sich aus seiner Konzentrationsstarre. Ich lauschte ebenfalls nach draußen, aber außer harmlosen Gedankenfetzen war nichts zu vernehmen. Mein Vorahnungsinstinkt meldete sich auch nicht.
Wir hängten unsere Taschen um.
»Die hätten im Stützpunkt Er Rif nachbehandelt und präpariert werden müssen«, beschwerte sich Hannibal. »Seit wann laufen einsatzklare GWA-Schatten mit Beuteln herum, in denen Atomwaffen aller Art offen eingelagert sind? Bei der geringsten Kontrolle sind wir reif.«
»Bekannt«, sagte ich. »Kleiner, fange nicht wieder an zu nörgeln. Leider haben wir vorher nicht gewußt, daß solche Taschen von fast allen Angeworbenen getragen werden. Und wenn wir es gewußt hätten, wäre keine Zeit geblieben, sie in den Labors der GWA auf unverdächtig trimmen zu lassen. Fertig, Naru?«
Der Afrikaner erhob bestätigend die Hand. Seine Zähne blitzten im Licht, das von der Abendsonne und dem filternden Energieschirm
Weitere Kostenlose Bücher