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Generalprobe Zeitballett

Generalprobe Zeitballett

Titel: Generalprobe Zeitballett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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selt­sam ver­zerrt wur­de.
    Wir gin­gen so schnell und un­auf­fäl­lig, wie wir es uns an­ge­wöhnt hat­ten. Der Weg über den Hof der Her­ber­ge hat­te sich be­währt. Wir ka­men auch dies­mal un­ge­se­hen zu dem al­ten Ein­gang­stor hin­über und durch­schrit­ten es, oh­ne die großen Flü­gel öff­nen zu müs­sen. Es be­saß ein klei­nes Mann­luk.
    Die Gas­se war be­lebt. Hier gab es zahl­rei­che Schen­ken und ori­en­ta­lisch an­mu­ten­de Ba­sa­re, in de­nen die An­ge­wor­be­nen mit Bil­li­gung der Mar­sia­ner Ge­rät­schaf­ten kau­fen konn­ten, für die man in Whu­ro­la astro­no­mi­sche Prei­se hät­te be­zah­len müs­sen.
    Wir reih­ten uns un­auf­fäl­lig zwi­schen an­ge­trun­ke­ne At­lan­ter und Pho­ro­ser ein. Nie­mand ach­te­te auf uns.
    Mei­ne hel­len Haa­re und mein Ge­sicht wa­ren un­ter ei­ner Fo­li­en­mas­ke der GWA-Bio­lo­gen ver­bor­gen. Es war ei­ne Mas­ke für zeit­lich be­grenz­te Ein­sät­ze. Das le­ben­de Ge­we­be war nicht mit mei­nem Blut­kreis­lauf ver­bun­den, wur­de dem­zu­fol­ge auch nicht mit Sau­er­stoff und Stoff­wech­sel­pro­duk­ten ver­sorgt. Die De­pot­wir­kung der ein­ge­la­ger­ten Sub­stan­zen be­trug knapp zehn Stun­den. Dann wür­de die Kopf­fo­lie zer­fal­len und un­an­ge­nehm zu duf­ten be­gin­nen.
    Han­ni­bal hat­te sein mar­kan­tes Ge­sicht eben­falls ver­än­dert. Sein klei­ner Kör­per­wuchs fiel kei­nes­wegs auf, denn hier gab es vie­le Män­ner whu­ro­la­ni­scher Ab­stam­mung. Sie wa­ren al­le nicht grö­ßer als der Zwerg.
    Nur Na­ru Ke­no­ne­we hat­te sich in kei­ner Wei­se ver­än­dert. Sei­ne schwar­ze Haut war echt, und die ty­pi­schen Nar­ben­wüls­te hat­ten ihm un­se­re Wis­sen­schaft­ler schon »zu Hau­se« auf die Stirn ge­zau­bert.
    Wir wä­ren in dem Sta­di­um des Ein­sat­zes über­haupt nur noch bei ei­ner po­sitro­ni­schen Kon­trol­le zu ent­de­cken ge­we­sen. Un­se­re Iden­ti­fi­zie­rungs­mar­ken wa­ren zwar eben­falls oval und röt­lich leuch­tend, aber sie ent­hiel­ten kei­ne Ge­hirn­schwin­gungs­mus­ter.
    Wir zwäng­ten uns mög­lichst rasch zwi­schen den Men­schen­mas­sen hin­durch, über­quer­ten einen der drei Markt­plät­ze und schrit­ten un­an­ge­foch­ten durch das süd­li­che Turm­tor hin­durch.
    Hier wur­de es kri­ti­scher, denn an dem ex­po­nier­ten Durch­gang zur al­ten Brücke stan­den im­mer meh­re­re Pos­ten der Spio­na­ge­ab­wehr.
    Wir spiel­ten die An­ge­trun­ke­nen, stütz­ten Han­ni­bal und schwank­ten durch das Stadt­tor.
    Als wir es ver­lie­ßen, er­kann­te ich He­dsche­nin. Er war so­eben mit ei­nem Bo­denglei­ter an­ge­kom­men und in­spi­zier­te sei­ne Leu­te.
    Ich wuß­te, wes­halb er die­sen Zeit­punkt ge­wählt hat­te.
    Als wir an ihm vor­bei­gin­gen, zeig­te er ein un­be­tei­lig­tes Ge­sicht. Na­tür­lich hat­te er uns er­kannt. Ob er jetzt an mei­ne War­nung dach­te? Ob er um 22 Uhr 48 die­ses Ta­ges vor­sichts­hal­ber sei­nen Schutz­schirm­pro­jek­tor ein­schal­ten wür­de? Ich hat­te es ihm drin­gend ge­ra­ten, denn wenn die Ener­gieglo­cke über Tra­s­ca­thon zu­sam­men­brach, muß­te hier die Höl­le aus­bre­chen.
    Er mach­te kei­ne Be­mer­kung und gab mir auch kei­nen Fin­ger­zeig. He­dsche­nin war in­ner­lich zu­tiefst auf­ge­wühlt. Noch glaub­te er mir nicht, aber der Sta­chel saß tief in sei­ner See­le. Was muß­te ein At­lan­ter emp­fin­den, dem ein Zeit­rei­sen­der be­deu­tet hat­te, zu ei­ner ge­wis­sen Stun­de äu­ßerst vor­sich­tig zu sein?
    Han­ni­bal mel­de­te sich mit ei­nem te­le­pa­thi­schen Im­puls.
    »Wenn er uns den er­be­te­nen Po­li­zeiglei­ter schickt, schlu­cke ich einen al­ten Be­sen. Falls die Be­rech­nun­gen un­se­rer Wis­sen­schaft­ler wirk­lich stim­men, wird He­dsche­nin an­de­re Din­ge zu tun ha­ben, als ein Fahr­zeug mit au­to­ma­ti­scher Ziel­pro­gram­mie­rung auf den Weg zu brin­gen. Der An­griff braucht sich nur um ei­ne Stun­de zu ver­zö­gern – und schon wird der Kna­be un­si­cher.«
    »Ab­war­ten! Du sollst die Fü­ße schlei­fen­las­sen, Zwerg. Warst du noch nie be­trun­ken?«
    »Ha! Ich kann mich nicht er­in­nern, wer­ter

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