Generation A
Sir?«
»Wie wahr. Es ist schön, dass es wenigstens einige Konstanten im Universum gibt. Was steht als Nächstes auf dem Programm für unsere Appetithäppchen hier?«
»Wir glauben, dass sie schon fast reif dafür sind, zählen zu lernen und Bekanntschaft mit der Null zu machen - außerdem der Metallurgie. Aber sie sind immer noch recht primitiv.«
»Das wird schon, Lieutenant.«
Und so wurden der Menschheit die Mathematik, Messer und Pflugscharen gegeben, und die Zahl der Menschen wuchs, aber nach Ansicht der hungrigen Außerirdischen nicht schnell genug.
»Das dauert ja eine Ewigkeit, Lieutenant. Und hören Sie auf, mir Schimpansen und Gibbonaffen unterzujubeln. Ich will Menschenfleisch.
Ich will, dass sie sich vermehren, und zwar hier und jetzt.«
»Jawohl, Sir.« Der Lieutenant schlug Alphabet und Buchdruck vor.
»Damit können sie wenigstens ihre Erkenntnisse festhalten, anstatt immer wieder bei null anfangen zu müssen.«
»Gut, ist einen Versuch wert, Lieutenant.«
Druckerpressen - und damit auch Bücher - mehrten sich. Die industrielle Revolution rollte unaufhaltsam heran, und endlich begannen die Menschen sich wie wahnsinnig zu vermehren. Und siehe da, die Bewohner von Gamalon 5 konnten sich köstliches, saftiges Menschenfleisch in rauhen Mengen munden lassen. Man lebte auf Gamalon 5 im Gourmet-Nirwana.
Eines Tages machte der Lieutenant die Beobachtung, dass Menschen, die sehr viele Bücher gelesen hatten, besser schmeckten als die übrigen. Das ließ den Commander aufhorchen: »Ich bin ganz Ohr, Lieutenant.«
»Sir, Bücher zu lesen gibt den Menschen ein Gefühl von Individualität, das Gefühl, einzigartig zu sein - sie denken dann, irgendetwas an ihrer Existenz sei besonders oder - wie sie es gerne nennen - ›magisch‹. Lesen scheint die Produktion von Mikroproteinen in ihrem Blut anzuregen, und diese Eonen geben ihnen ihren besonderen Geschmack.«
»Hmmm ... tja, tun Sie, was nötig ist. Aber hören Sie verflixt noch mal auf, so viele Menschen in der Nähe des Bermudadreiecks zu ernten. Die werden langsam misstrauisch. Könnten Sie außerdem dafür Sorge tragen, dass die Menschen mehr Nikotin aufnehmen? Meine Frau liebt diese spezielle Geschmacksnote, sie ist es aber leid, sie ständig marinieren zu müssen.«
»Jawohl, Sir.«
Mittlerweile machten sich die Fleischgroßhändler von Gamalon 5 auf dem aufblühenden Markt für Menschenfleisch Konkurrenz. Ihr Spitzname für die Erde war »Fleischklops«, und die Gewinnspannen waren phantastisch. Der Neffe des Lieutenants erfand eingängige Werbeslogans:
UNSERE MENSCHEN - NIEMAND LIEST MEHR!
EINZELGÄNGER - UNVERWECHSELBAR IM GESCHMACK!
NUR DIESE WOCHE: GEISTESWISSENSCHAFTLER FÜR 30 KROG
DAS PFUND, DOKTORANDEN FÜR NUR 15 KROG DAS PFUND!
EINE PRISE SPANNUNG GEFÄLLIG? PROBIEREN SIE UNSER »FILET VOM KRIMILESER«!
Aber dann, in den 1990ern, ging es mit der Qualität des Menschenfleisches plötzlich bergab. Der Commander zitierte den Lieutenant zu sich. »Was geht da vor?«
»Sir, als unerwünschten Nebeneffekt des Bücherlesens haben die Menschen den nächsten Schritt getan und die digitale Kommunikation erfunden.«
»WAS!!!??«
»Es tut mir/urchtbar leid, Sir. Wir waren im Urlaub, und als wir wiederkamen, war es einfach da.«
»Sie benutzen also nun digitale Kommunikation, um Handel zu treiben, Videodateien zu tauschen und in Kontakt mit ehemaligen Schulkameraden zu bleiben?«
»Jawohl, Sir.«
»Also lesen sie auch weniger Bücher?«
Der Lieutenant seufzte. »Jawohl, Sir.«
»Dann steht es wirklich schlimm.«
Der Lieutenant fragte: »Gibt es sonst noch etwas, Sir?«
»Nur der übliche Alltagsärger. Meine halbwüchsige Tochter nervt mich damit, dass sie plötzlich nur noch spammt.«
Der Lieutenant schmunzelte: »Spammen« war ein Trendwort bei den Jugendlichen auf Gamalon 5, die es grausam fanden, Menschenfleisch zu essen. Sie zogen von der Erde importiertes Frühstücksfleisch vor; nichts kam dem salzigen, öligen Geschmack von gekochtem Menschen so nahe wie Spam. »Ich bin sicher, das ist nur eine Phase, Sir.«
»Sagen Sie das meiner Frau, die jetzt jeden Abend zwei Gerichte auf den Tisch bringen muss.“
Am Nachmittag des nächsten Tages sah der Commander seine Akte durch und ließ erneut den Lieutenant kommen. »Lieutenant, hier steht, die Buchverkäufe seien höher denn je, da sich die Menschen einer Technik namens Amazon-dot-com bedienen, um sie zu erwerben.«
»Die Statistik ist irreführend, Sir. Amazon
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