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Generation A

Generation A

Titel: Generation A Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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erfunden, das Futur, das Geschlecht, das Konjugieren der Verben und so vieles andere mehr, das das Erlernen einer neuen Sprache zu einem echten Schmerz in la derriere macht.
    Schließlich war die Sprache in der Gegenwart angekommen. Wenn Glog König gewesen wäre, wäre Bartholomew, sein weit entfernter Enkel, ihm auf den Thron gefolgt. Obwohl sie so viele Generationen trennte, hatte ihr Neokortex noch die gleiche Größe: Bartholomew war Glog mit einem anständigen Haarschnitt in einem teuren Anzug.
     
    Bartholomew ereiferte sich mit Vorliebe über Wortneuschöpfungen, die ihn besonders empörten, wenn sie dazu beitrugen, dass die Sprache sich veränderte oder weiterentwickelte. Er war Korrekturleser für ein großes Wirtschaftsmagazin und verbrachte seine Mittagspausen und Wochenenden damit, vitriolgetränkte Hassbriefe an andere Zeitschriften zu schreiben, die es gewagt hatten, auch nur eine neue Vokabel aufzunehmen, die seit dem Anbruch der digitalen Kultur ihren Weg in die Sprache gefunden hatte. Sehen Sie denn gar nicht, wie Sie die Sprache verwässern, ja zersetzen! Was bitte schön soll ein JPEG sein? Was für ein übles, krankes und lächerliches Wort - es ist eigentlich gar kein Wort! Es ist ein Geräusch, eine groteske, glottale Missgeburt. Es ist ein Bastardwort, die bärtige Dame unter den Wörtern!
    Bei seiner Zeitschrift hielten ihn die Leute für einen liebenswerten Spinner, aber sie waren immer darauf bedacht, ihn nicht zu kränken.
    Bartholomew war zwar nicht der Typ, der einem als durchgeknallten Ausdruck seiner Verachtung anonym einen toten Spatz in einer Milchtüte zuschickt, doch man hatte das vage Gefühl, er könne über subtilere, kaum nachweisbare Mittel verfügen, einen vermeintlichen Beleidiger abzustrafen, und fürchtete, dass er möglicherweise über alle Kollegen geheime Dossiers angelegt hatte. Jedes Jahr trank einer von ihnen auf der Weihnachtsfeier im Büro genug, um dann CSI zu spielen und Bartholomews Aktenschrank kriminaltechnisch zu untersuchen. Es wurde nie etwas gefunden, doch die Sekretärinnen scherzten immer über sein Rasierwasser. Sie tauften es »KGB«.
    Glücklicherweise gab es Karen, die Bürobotin, die einen Sonnenstrahl in Bartholomews Welt fallen ließ. Jeden Morgen brachte sie ihm die Ausdrucke, die er am Tag Korrektur lesen musste, und das mit einem Lächeln, das Bartholomew veranlasste zurückzulächeln.
    Karen war die Flippige in der Firma. Sie trug eine Bettie-Page-Frisur, einen Nasenring und schwarze Kniestrümpfe, die sie in Tokio, in Shibuya, gekauft hatte. Die anderen Mädchen im Büro versammelten sich vor Bartholomews Tür, um sein Karen-Lächeln mit eigenen Augen zu erleben. Sie wussten, dass er Single war, und Carol aus der Grafik hatte ihn gesehen, als er sich am Kiosk drei Blocks vom Büro entfernt in der Ecke mit den Hetero-Pornos herumdrückte.
    »Na schön«, sagte Karen, »er ist zwar kein großer Fang ... aber definitiv eine große Herausforderung.«
    Karen setzte erst auf ihre sexuellen Reize, kam aber schnell davon ab, weil sie intuitiv wusste, dass sie mit dieser Strategie nicht weiterkam. Diesen Fisch zu angeln war keine Leichtigkeit. Sie beschloss, Bartholomew per E-Mail zu erobern. Kurz. Süß. Keck. Frech. Unglücklicherweise fiel ihr Entschluss genau an jenem Umkipppunkt, von dem ab der menschliche Geist zum Sklaven tragbarer Elektronik wurde.
    Bartholomew grämte sich wirklich darüber, dass Sprache zu affenartigem Schnattern verkam. Die SMS seiner Kollegen überstiegen oft seine kryptographischen Fähigkeiten.
     
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    Er hielt von da an seine Bürotür verschlossen. Er ließ sich einen Bart wachsen und begann, seinen eigenen Urin zu trinken. Na gut, er ließ sich keinen Bart wachsen und fing auch nicht an, den eigenen Urin zu trinken, aber nur deshalb nicht, weil er so einen anderen Kodex verletzt hätte, von dem er sich in seinem Leben leiten ließ - den der Hygiene, der körperlichen Reinheit. Aber jedenfalls schottete er sich ab.
    Unnötig, darauf hinzuweisen, dass der Siegeszug der PDAs für Bartholomew den Anfang vom Ende bedeutete. Na ja, vielleicht nicht direkt den Anfang, denn schließlich war er in der Familientradition der Glogs erzogen, für die jeder Moment des Lebens den Anfang vom Ende darstellte. Vielleicht kündigten ja diese neuerdings sich

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