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Generation A

Generation A

Titel: Generation A Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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steigert das Bedürfnis der Menschen, Bücher zu besitzen, aber nicht zwangsläufig das, sie auch zu lesen.«
    »Mist.«
    Mit der Zeit wurde das Menschenfleisch immer ungenießbarer, und der Verbrauch brach dramatisch ein. Irgendwann weigerte sich die Regierung von Gamalon 5, den Import von Menschenfleisch weiterhin zu subventionieren, und verbot die Einfuhr bald darauf ganz.
    Der Lieutenant blies Trübsal, als sein Raumschiff das letzte Mal von Fleischklops startete und die Menschen ihrem Schicksal überließ. Er seufzte schuldbewusst, dann wendete er und begann den Weltraum nach neuen Fleischquellen abzusuchen. Leb wohl, Fleischklops!
    _

HARJ
    »Ah. Welch bittersüße Geschichte, Diana.“
    »Danke, Harj.«
    Alle waren leicht beschwipst. Das Feuer war zur Glut heruntergebrannt, und eine allgemeine Schläfrigkeit hielt uns davon ab, es erneut zu schüren. Serge machte sich hektisch Notizen, und Zack fragte ihn, was er da schriebe.
    Serge antwortete: »Ihr Leute sagt da die erstaunlichsten Sachen und merkt es nicht mal.«
    Zack machte ein komisches Gesicht, und Sam fragte ihn, was ihn beschäftige. Er sagte: »Als ich noch zur Schule ging, haben die Lehrer, die mich aus ihrer Klasse haben wollten, meinen Eltern immer gesagt, wie ›erstaunlich‹ und ›begabt‹ ich sei und dass sie mich auf eine andere, bessere Schule schicken sollten, auf der ich mehr gefordert würde. Deswegen klingeln bei mir immer die Alarmglocken, wenn einer so was über mich behauptet. Sag doch mal, was an unseren Geschichten so erstaunlich ist, Serge.«
    Serge guckte ein wenig so, als wäre er ertappt worden. Nach ein paar Ähhhs und Hmmms sagte er: »In gewisser Weise erzählt ihr alle die gleiche Geschichte auf unterschiedliche Art. Und in gewisser Weise erzählt ihr eine größere Geschichte, ohne euch dessen bewusst zu sein.«
    Sam fragte: »Welche Geschichte soll das sein?«
    »Das findet ihr heraus, wenn ihr weitermacht.«
    Ich sagte: »Ich glaube, ich bin jetzt dran, eine Geschichte zu erzählen - vielleicht die letzte für heute Abend. Aber bevor ich anfange, muss irgendwer noch ein Scheit aufs Feuer legen. Ich habe mich an das Kältegefühl immer noch nicht ganz gewöhnt. Da ihr alle gleich lethargisch zu sein scheint, schlage ich vor, den Heizer mit ›Stein, Schere, Papier‹ auszuknobeln.
    Diana verlor. Sie ging Holz holen, und die anderen schüttelten ihre Decken aus. Sobald es sich alle wieder gemütlich gemacht hatten, sagte ich: »Ich bin übrigens auch ein guter Detektiv. Diesen Nachmittag war ich nämlich im Internet unterwegs und habe recherchiert, und diese Recherche führte zu meiner nächsten Geschichte.«
     

DER LÜGNER
von Harj Vetharanayan
     
    Es war einmal ein junger Wissenschaftler, der wirklich sehr intelligent gewesen sein muss, denn er arbeitete für eine große Pharmafirma in einem prachtvollen und magischen Königreich namens Research Triangle Park, North Carolina, einem Ort, an dem Stil und Intelligenz im Einklang standen mit großem Flair. Als dieser Wissenschaftler dort eintraf, war er noch jung und kam aus dem Staunen nicht heraus. Man betraute ihn damit, an einem Präparat aus einer neuen Medikamentengruppe zu forschen - aber neue Medikamentengruppen tauchen nicht einfach auf Kommando auf, wenn man sie braucht, es war also eine große Sache für den jungen Forscher.
    Was bewirkten die neuen Medikamente?, werdet ihr fragen. Sie waren dazu gedacht, das Zeitgefühl der Menschen zu verändern. Bei der ersten Einnahme sollte überhaupt keine Wirkung eintreten, längerfristig aber würde sich das Gefühl einstellen, die Zeit verginge schneller. Wenn man einsam war, im Gefängnis saß oder in einem Callcenter oder am Fließband arbeitete, würde dieses Mittel ein Segen sein - ein Segen ebenso für die Wirtschaft wie für das katastrophal überlastete Justizvollzugssystem.
    Doch als wäre der Zauberspruch eines Hexenmeisters im Spiel, zeigte das Medikament unerwartete Eigenschaften. Es verlieh seinen Benutzern das entspannende Gefühl, mit sich allein zu sein, fast so, als lese man einen Roman. Diese Entdeckung war in der Tat aufregend - die Wissenschaft hatte ein Gegenmittel zu jenem täglichen Trommelfeuer elektronischer Information gefunden, das für diese Epoche so typisch war! Und als magischer Extrabonus trug das Medikament dazu bei, Menschen in der Gegenwart festzuhalten. Es befreite seine Konsumenten von der Last, über die Zukunft nachdenken zu müssen, bekanntlich eine verbreitete Ursache für

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