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Generation A

Generation A

Titel: Generation A Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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so ein selbstgefälliges Arschloch war, weil er sich gegen den Hund und auf die Seite von Mitch gestellt hatte und weil er mich aus meiner kleinen baptistischen Zuflucht in dieser ehemaligen Tierfutterhandlung in der Mclntyre Street rausexkommuniziert hatte - einem Ort, der auch nach all diesen Jahren immer noch nach Trockenfutter stank, vor allem hinten, wo wir das Klavier stehen hatten. Erik und ich hatten es bei Craigslist gefunden und für ein Butterbrot einer Familie abgekauft, die sich darüber zerstritten hatte, wer die Audubon-Platzsets der verstorbenen Mutter bekommen sollte. Sie waren zu sehr damit beschäftigt, um lange zu feilschen. Wenn wir zweihundert Dollar und einen Lieferwagen hätten, um das Klavier vor Sonnenuntergang wegzuschaffen, sollte es uns gehören. Wir feierten das Schnäppchen mit Gin Tonics in einem Grillrestaurant am Stadtrand, wo man uns nicht erkennen würde. Wir sind beide keinen Alkohol gewöhnt. Als der erste Drink in meinem Kopf ankam, stellte ich ihm verschlüsselte Fragen über Eva (Sie merken, wie ich es hasse, ihren Namen auszusprechen), um herauszufinden, ob sie glücklich miteinander waren oder nicht. »Unterhaltet ihr euch viel beim Essen?«
    »Nein, nicht mehr, seit sie ihre Beförderung zur Tageschefin in diesem neuen Beatles-Themenrestaurant bekommen hat. Hat wohl zu viel im Kopf.«
    Ich hingegen vermutete, das Eva Miguel im Kopf hatte, den Gardemanger des Restaurants, einen stadtbekannten Wüstling, der sich gerade von seiner X-ten getrennt hatte, ein schmieriger kleiner Latino-Widerling. Ich hab an einem Abend ihn und Eva im Mexicali bei Nachos und mexikanischem Bohnenpüree sitzen sehen, und da haben sie nicht über Shepherd's Pie und Coupons für dreißig Prozent Seniorenrabatt gesprochen.
    Dann habe ich gefragt: »Und, schon Kinder in Planung?«
    »Sollte man erwarten, aber wir haben in der Hinsicht Schwierigkeiten - tut mir leid, ich sollte nicht darüber sprechen.«
    »Ich bin die Schweiz. Betrachte mich als unparteiischen Dritten.
    Mir geht es nur um dich, Eva und die Gemeinde. Die Fleischeslust ist mir seit Andy vergangen.«
    Andy ist mein Ex, ein höchstwahrscheinlich schwuler Kerl mit schweren Vaterkomplexen und einer Setlist von zwanzig zuckrigen Gitarrensongs, die er schon bei der geringsten Provokation in geselliger Runde zum Besten gibt. Er riecht nach Rogaine und Versagen. Zwischen mir und Andy war eigentlich nie viel los, aber die Leute fühlen sich anscheinend besser, wenn sie glauben, in meinem Leben hätte es wenigstens mal irgendwen gegeben.
    Und all das erzählte ich Sandra von der Abteilung für neue im Blut nachgewiesene Substanzen im Level -4 -Labor in Winnipeg, einem von nur fünfzehn dieser Labore weltweit: dreißig Schichten Farbe auf allen Wänden und ein acht Zentimeter dicker Epoxidharzfußboden. Marburgfieber? Grippe vom Typ Tallahassee B? Kinderkram - die haben den kompletten Laden für mich freigeräumt. Ich war H5N, SARS-Guangxu und die Strafe Gottes komprimiert in einem harmlosen kleinen Bienenstich, der den ganzen Betrieb in Schockzustand versetzt hatte. Sandra war die aufnehmende Schwester. Oder aufnehmende Wissenschaftlerin. Oder ... was weiß ich, wie die Leute in solchen Laboren heißen.
    Ich sagte: »So was, da rede und rede ich. Ich komme mir vor, als hätte ich gerade zwanzig Clowns aus einem VW Käfer aussteigen lassen.«
    Und Sandra: »Gar kein Problem. Wie fühlen Sie sich denn momentan?«
    Ich hatte die gut zweitausend Kilometer nach Winnipeg in einer Plastikblase, die an ein Kinderplanschbecken erinnerte, zurückgelegt. »Ich fühle mich wunderbar. Hat gutgetan, mir das über Erik und so von der Seele zu reden. Danke fürs Zuhören.«
     
    Ich muss hinzufügen, dass Sandra sich hinter einer fünf Zentimeter dicken Plexiglasscheibe an der Gegensprechanlage befand.
    »Ist sonst in letzter Zeit irgendwas Ungewöhnliches vorgefallen?«, fragte sie. »Irgendetwas, das herausstach? Ein neues Parfüm vielleicht? Eine alte Kiste, die Sie auf dem Dachboden entdeckt haben?«
    Ich hatte die unschöne Vision, dass mein Haus gerade auseinandergenommen würde, als bestünde es aus Legosteinen. Es war das Einzige, was ich besaß, das mir wirklich am Herzen lag, ich hatte es von meiner Tante väterlicherseits geerbt. Es war ein Bungalow aus den frühen Sechzigern, todlangweilig, aber ich liebte ihn.
    »Ihrem Haus passiert schon nichts. Sie werden gar nicht merken, dass wir da gewesen sind.«
    Mir lief es eiskalt den Rücken runter. Konnte

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