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Generation A

Generation A

Titel: Generation A Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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wir in kleinen asiatischen Städten solche Dinge nicht bemerken würden -, und ich musste an die Schlickmonster denken, die die Fluten 2004 ausgespuckt hatten. Ich erinnerte mich an all das aus meinen Träumen, woran mich zu erinnern ich mir normalerweise nicht gestattete: Dinge, die nicht passieren sollten und doch passieren, Orte, an denen alles möglich ist, Orte, an denen ich Gwyneth Paltrow und einem großen Dalmatiner begegne und wir gemeinsam vollklimatisierte Schlösser erkunden.
    Ich blickte auf Trincomalee hinab und kam mir dumm und klein vor - ein Klumpen entwürdigten Fleischs am Ende einer Telefonleitung, von der Weltwirtschaft dazu gezwungen, mit Menschen, die sich nach dem Tod sehnten, über Farbmuster und Waffelstrick-Pullis zu diskutieren. Ist das eine Welt, die ein Heiliger für rettenswert erachten würde? Was, wenn ein neuer Messias käme - würde er kühl die C0 2 -Werte der Atmosphäre betrachten und den Laden schon dichtmachen, ehe er überhaupt angefangen hatte? Würde er sich lieber nach einem jüngeren, frischeren Planeten umsehen, den er retten könnte?
    Großer Gott, bin ich müde. Ich bin es leid, immer wieder an den Tag des Stichs denken zu müssen und an das, was ich anders hätte machen können. Da oben in dem russischen Hubschrauber fühlte ich mich erst tot und dann wiedergeboren, als hätte ich eine Droge genommen, nach der mein Gehirn nie wieder dasselbe sein würde.
    Bevor ich nach einem schnellen Stich mit einem SomniPen, ausgeführt von einer jungen Epidemiologin namens Cynthia, das Bewusstsein verlor, fühlte ich mich wie der Fötus am Ende des Films 2001, der für alles und nichts stand, Wiedergeburt und Sterilität, gute wie schlechte Neuigkeiten, den Unterschied zwischen Heiligtum und dessen Gegenteil.
     
    So hatte ich mir meinen Besuch in New England nicht vorgestellt, aber ich werde es nehmen, wie es kommt. Connecticut! Land imposanter Villen, gelangweilter UNESCO-Hausfrauen und eines absolut stummen c in der Mitte. Als mein Militärtransporter dort landete, hätte ich am liebsten in Sri Lanka angerufen, um ein Waffelstrick-Henley-Shirt mit doppelt verstärkten Kragenknöpfen in Creme (wenn vorrätig) und emufarbener Applikation zu bestellen.
    Vielleicht könnte ich aber auch einen der zahlreichen Kunden meiner Firma ausfindig machen und ihn fragen, ob meine Vermutung zuträfe, dass sie insgeheim am liebsten tot wären.
    Wir landeten auf der U-Boot-Basis New London am Ostufer eines Flusses nahe einer Stadt namens Groton. »Keine Sorge, Apu.
    Wir sind fast da.« Mein Betreuer war Dr. Rick, ein amerikanischer Militärarzt, der sich mir auf Guam als Mitreisender angeschlossen hatte.
    Kaum dass ich Hallo zu Dr. Rick sagte, hatte er mich auch schon Apu getauft. Ich wusste, dass es sinnlos wäre, dagegen aufzubegehren, daher wurde ich für mein großes Abenteuer zu Apu. Ich bin überzeugt, dass Amerikaner nur ein ausländisch klingendes Wort oder einen solchen Namen pro Jahr verarbeiten können. Beispiele aus der Vergangenheit sind Häagen-Dazs, Nadia Comaneci und AI Jazeera. Ich bin zu bescheiden, um von diesen Amerikanern zu verlangen, dass sie »Harj« zu ihrem offiziellen Fremdwort des Jahres machen.
    Seit Guam waren mir visuelle Kontakte zu Land oder Ozean untersagt gewesen, aber nachdem ich lange genug gebeten und gebettelt hatte, entschied Dr. Rick, dass es nicht schaden könne, wenn ich einen Blick auf die Landschaft draußen warf, und er hatte mir für die letzte Etappe der Reise einen Fensterplatz zugestanden.
    Nach der Landung in Groton gab es einige Diskussion darüber, wie ich in einen Hubschrauber gebracht werden sollte. Letztendlich wurde ich in genauester Befolgung der Biogefahr-Richtlinien wie ein Leichnam getragen, wobei Rick meine Hände hielt und ein Soldat meine Füße. Sie verluden mich in einen Hubschrauber vom Typ Bell 206B3 JetRanger III.
    »Halt! Ich habe ja überhaupt nicht den Boden berührt!«
    »Ich darf dich nicht den Boden berühren lassen, Apu. Das ist gegen die Vorschriften.«
    »Aber ich möchte meinen Fuß auf den Boden von Connecticut setzen.«
    »Zu spät, mein Freund. Du fliegst nach Hyattsville, Maryland.«
    Maryland? Welch bittere Enttäuschung. Ich hatte keine Bilder von Maryland im Kopf. Keine schneebedeckten Wege voller rotwangiger Kaukasier. Keine heiße Schokolade. Keine Großmütter, die kratzige Zopfmusterpullover stricken, um denen von Abercrombie&Fitch Konkurrenz zu machen. Ich wusste nichts über Maryland.
    Rick sagte, es

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